Warum man sich nach wenigen Minuten in den Titel verliebt.
Nach guten sieben Jahren ist es endlich so weit: Auf der diesjährigen gamescom durften wir zum ersten Mal einen Controller in die Hand nehmen und die ersten 40 Minuten von The Last Guardian spielen. Leider müssen wir gestehen, dass wir uns dabei kaum auf das Spiel konzentrieren konnten, denn es gab einen Aspekt, der einfach allen anderen spannenden Dingen, die der Titel zu bieten hat, mühelos die Show gestohlen hat.
Bitte versteht uns nicht falsch, denn der Titel von Team Ico hat, wie auch schon bei Shadow of the Colossus und Ico der Fall, wieder diesen ganz speziellen Ton getroffen, der einen mit wohliger Wärme an vergangenen Stunden mit diesen Titeln denken lässt und man fühlt sich sofort an einen besseren Ort versetzt, obwohl der Protagonist das wohl etwas anders sehen würde.
Dieser erzählt euch — als sein deutlich älteres Ich wohlgemerkt — die fantastische Geschichte einer Reise aus seiner Jugend, die damit beginnt, dass er als kleiner Junge an einem unbekannten Ort aufwacht und mit seltsamen Malen überzogen ist. Klingt für euch jetzt vielleicht wie eine Nacht mit zuviel gegärtem Trauben- und Gerstensaft, doch wir sind noch nie neben einem 3,5 Meter hohen Hirschadlerhund aufgewacht. Ihr etwa?
Ab diesem Moment war es um uns auch geschehen, deshalb lasst uns noch kurz anmerken, dass ihr auch in The Last Guardian wieder mit allerlei netten Rätseln konfrontiert werdet, die ihr in zusammenarbeit mit Trico, dem Hirschadlerhund (Anm.d.R.: freie Interpretation der unbekannten Spezies) lösen müsst, um dem Geheimnis eurer unfreiwilligen Reise auf den Grund zu gehen. Und ja, ihr dürft dabei auf Trico herumklettern und ihn Laserstrahlen aus seinem Schweif schießen lassen. (Wenn es jemals einen sinnvollen Ansatz für Gentechnik gab, dann ist es dieses Spiel!)
Aber all diese Dinge verblassen neben dem bereits ominös angekündigten Element und schuld daran ist Game Director Fumito Ueda, der zwar für das Projekt im Gesamten verantwortlich ist, jedoch all seine Leidenschaft als Animator in The Last Guardian einfließen ließ und dabei etwas absolut Wundervolles kreiert hat: Trico!
Von der Minute an, als wir das arme Tier zum ersten Mal erblicken, wie es unter Schmerzen versucht sich zu bewegen — eine Sache der Unmöglichkeit mit drei Speeren, die in seiner Flanke stecken — ist es um uns geschehen. Nicht nur die Animationen des Körpers sind nahezu erschreckend realitätsnah, auch die Mimik Tricos klemmt unser armes Herz in einen Schraubstock, wenn sich in der Spanne von wenigen Sekunden in den Augen des Tieres Angst, Wut, Erschöpfung und Schmerz so klar erkennbar zeigen, dass man eigentlich sofort Vier Pfoten anrufen möchte.
Nachdem wir dem armen Geschöpf die Pfähle aus dem Leib gezogen haben (und dabei gleich mehrere Male gegen die Höhlenwand gedonnert wurden) haben wir allerdings einen Stein im Brett und können Trico sogar füttern. Futter kommt in Form von kiloschweren Fässern gefüllt mit glühendem Zeug daher, mit denen wir unseren gefiederten Zellengenossen für unsere Person gewinnen können und glaubt uns wenn wir sagen, dass wir noch nie ein Tier gesehen haben, dass so unglaublich süß massive Fässer zerkaut! Unser ganz persönliches Highlight war jedoch eine mit Wasser gefüllte Zisterne, in der wir noch so viel rufen konnten; Trico saß einfach nur misstrauisch am Rand, um wie eine Katze das Wasser zu beobachten. Doch wir kennen sein Kryptonit: Fresschen!
Also gehen wir auf die Suche nach weiteren glühenden Fässern und siehe da, wir haben Glück! Mit dem richtigen Köder dauert es nicht lange und unser wasserscheuer Hirschadlerhund macht einen beherzten Satz ins kalte Nass. Und in diesem Moment ist es uns egal, dass der arme kleine Junge von der entstehenden Welle erfasst wird, dabei einen ordentlichen Batzen Wasser schluckt, während er (nicht zum ersten und vermutlich auch nicht zum letzten Mal) gegen eine Tür geschleudert wird und sich ein paar neue Schrammen holt. Wir haben nur Augen für die absolute Brillanz in jeder Bewegung von Trico und seiner Interaktion mit seiner Umwelt.
Kein Trailer der Welt kann euch auf diese tolle Erfahrung vorbereiten, also bleibt euch nichts anderes übrig, als The Last Guardian zu spielen. So, wir haben jetzt keine Zeit mehr zu schreiben — der Trico-Fanclub gründet sich schließlich nicht von selbst!
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