Im neuen Teil der JRPG-Serie begebt ihr euch mit Velvet auf einen Rachefeldzug
Vernunft oder Gefühl? Worauf basieren eure Entscheidungen? Normalerweise ist wohl eine Mischung aus beiden Faktoren gesund. Manchmal muss man auf sein Bauchgefühl hören, auch wenn es unvernünftig scheint. Bei anderen Entscheidungen wiederum ist es klug, Gefühle außen vor zu lassen und die Vernunft zurate zu ziehen. Seit wenigen Tagen ist Tales of Berseria hierzulande konsolenexklusiv für PlayStation 4 erhältlich. In diesem JRPG von Bandai Namco treffen Menschen aufeinander, die entweder ausschließlich auf ihre Gefühle hören oder rigoros den Argumenten der Vernunft folgen – eine explosive Mischung, wie sich schnell herausstellt.
Rache ist kein guter Rat, heißt es
Protagonistin des Abenteuers ist Velvet Crowe, aber ist sie auch die Heldin der Geschichte? Das ist eine Frage, die ihr euch besonders zu Beginn stellt. Velvets Handlungen sind nämlich getrieben von ihren Gefühlen, doch ob ihre Entscheidungen auch immer vernünftig sind? Doch der Reihe nach. Tales of Berseria beginnt mit einem spielbaren Prolog, der drei Jahre vor der eigentlichen Handlung ansetzt. Velvet, deren Eltern vor langer Zeit gestorben sind, lebt mit ihrem kleinen Bruder Laphicet scheinbar friedlich in einem Dorf gemeinsam mit Arthur, dem Partner ihrer größeren Schwester. Doch die Scharlachrote Nacht sucht das Dorf heim, das daraufhin wie die ganze Welt von Dämonen befallen ist. Doch das ist nicht der einzige Schicksalsschlag, den Velvet verkraften muss. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber immerhin soviel: Im Anschluss an den Prolog kann Velvet an nichts anderes denken als an Rache.
Rache ist kein guter Rat, sagt man. Doch Velvets Beweggründe könnt ihr nach dem herzzerreißenden Prolog ganz bestimmt nachvollziehen. Schnell stellt sich allerdings heraus, dass auch der vermeintlichen Antagonist Artorius Collbrande eigentlich recht noble Ziele verfolgt. Ein Szenario, das für die Tales-of-Serie übrigens nicht untypisch ist. Doch in den ersten Spielstunden, in denen ihr auch auf eure Wegbegleiter trefft und euch einer Piratenbande anschließt, wird die Aura um Artorius Collbrande immer düsterer. Und so werft ihr euch schließlich neugierig in das neueste, erneut stundenlange, Tales-of-Abenteuer um letztlich nicht nur Velvets Rachegelüste zu befriedigen, sondern auch die Welt zu retten.
Actionreiches Kampfsystem und bewährte Serienelemente
Das Kampfsystem setzt auf viele serientypische Faktoren wie Artes, Mystic Artes, verborgene Artes und Kombos. Keine Angst: Diese Artes sind im Prinzip nur verschiedene Formen von Spezialangriffen. Es ist trotzdem ein durchaus komplexes Kampfsystem, mit dem dank des moderaten Schwierigkeitsgrads aber auch Neulinge bestens zurechtkommen. Auch das ausführliche Tutorial macht euch den Einstieg leicht. Euch erwartet ein schnelles, actionreiches Echtzeitkampfsystem. Ihr steuert dabei einen Charakter direkt, eure Begleiter stehen euch unterstützend zur Seite. Tales of Berseria führt dabei ein neues Kombosystem ein, das euch die Ausführung von variationsreichen Kombos noch leichter macht. Die Buttons X, O, Viereck und Dreieck könnt ihr nämlich frei und bis zu einer Tiefe von vier aufeinanderfolgenden Angriffen mit euren erlernten Angriffen belegen.
Ein Kampf beginnt, wenn ihr auf der Karte einen der sichtbaren Gegner berührt. Es ist euch jederzeit möglich, diesen Kämpfen auch auszuweichen, indem ihr die Gegner einfach umlauft. Das früher JRPG-typische Zufallssystem, das ihr vielleicht noch aus alten Final-Fantasy-Spielen kennt, kommt in Tales of Berseria also nicht zum Einsatz. Auch vor exzessiven Grinding-Einlagen, die euch vielleicht früher schon mal den Spaß an einem JRPG getrübt haben, müsst ihr euch nicht fürchten. Die sind in Tales of Berseria ganz einfach nicht nötig.
Serientypische und humorvolle Skits
Was ihr aber durchaus erwarten müsst, ist natürlich JRPG-typisch viel Text. Und das ist auch gut so! Wer Tales of kennt, der kennt auch die sogenannten Skits, eines der beliebtesten Elemente der Serie. In diesen optionalen Unterhaltungen (ihr werdet euch jede ansehen) lernt ihr vor allem mehr über die Charaktere und ihre Beziehung untereinander oder auch über die Meinung eurer Begleiter zu bestimmten Ereignissen. Unterlegt sind die Unterhaltungen oft von einem Humor, den man durchaus auch “typisch” für Tales of nennen darf und den Fans der Serie so lieben. Die Skits sind hoffentlich ein Element, das auch ihr lieben lernen werdet. Wenn ihr euch manchmal am Ende eines Spiels gedacht habt, ihr hättet gern mehr über die Charaktere erfahren, wird euch Tales of Berseria nicht enttäuschen.
Ansonsten bietet Tales of Berseria alles, was ihr von einem JRPG erwarten könnt. Es gibt witzige Minispiele, sowohl serienbekannte als auch neue wie das Geoboard-Rennen. Ihr dürft Zutaten sammeln und kochen, um euch und eure Begleiter mit positiven Zustandsveränderungen vor dem Kampf zu versorgen. Ihr durchstreift Gegenden und Dungeons nach besonders starken Monstern, für deren Erledigung ihr von einer Jagdgilde wertvolle Belohnungen erhaltet. Ihr seid des Schmiedens mächtig und verbessert eure unzähligen Waffen und Ausrüstungsgegenstände nach Belieben und je nach Vorrat an Ressourcen. Und ja, ihr befreit auch Katzenhändler aus rosafarbenen Kisten mithilfe einer bestimmten Währung, die ihr im Spielverlauf sammelt.
Klassische JRPG-Kost
Wenn euch nach ein wenig Abwechslung dürstet und ihr ein klassisches JRPG ausprobieren möchtet, das seinen Wurzeln treu bleibt, dann kann ich euch Tales of Berseria empfehlen. Ehrlicherweise gehört dazu auch die etwas altbackene Grafik, doch man sieht auch deutlich, dass sich Bandai Namco hier gegenüber den PS3-Spielen und Tales of Zestiria noch mehr Mühe gegeben hat. Die japanische Serie ergibt sich auch weiterhin nicht dem Open-World-Zwang und bietet eine spannende Story, die Bandai Namco auch diesmal wieder ins Deutsche übersetzt hat. Dazu gibt es eine englische und die gewohnte japanische Sprachausgabe. Zudem erwarten euch interessante Charaktere, über die ihr im Spielverlauf viele, viele Details erfahrt. Das eben angesprochene Tales of Zestiria müsst ihr übrigens nicht vorher spielen. Wie bei Final Fantasy sind die Tales-of-Spiele grundsätzlich voneinander unabhängig.
Über den Autor
Tony Barthelmann spielt seit mindestens 20 Jahren Videospiele. Vor vielen Jahren entdeckte er seine Liebe zu Videospielen aus dem Land der aufgehenden Sonne. Was Japan außer Final Fantasy, Metal Gear Solid und Dark Souls noch zu bieten hat, erfahrt ihr auf seiner Website www.jpgames.de!
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