Lasst euch von der ultraniedlichen Chibi-Optik nicht täuschen, die Welt Grymoire bietet gewohnt epische Rollenspielkost.
Das 30-jährige Jubiläum von Final Fantasy will gebührend gefeiert werden: Während das hyperrealistische Final Fantasy XV in den Startlöchern steht und voraussichtlich Ende November erscheint, gibt es schon ab dem 28. Oktober ein ganz besonderes Abenteuer zu bestehen. Square Enix richtet sich mit dem zuckersüßen World of Final Fantasy an eine jüngere Spielergeneration, die bislang kaum Erfahrungen mit dem Erfolgs-Franchise hat. Will zugleich aber auch eine spannende neue Erfahrung für Hardcore-Serienfans bieten. Ob der Spagat funktioniert, haben wir in einer ausgiebigen Spielsession versucht herauszufinden. Spoiler: Es funktioniert hervorragend.
Grymoire: Das Final Fantasy-Konzentrat
Das Abenteuer beginnt an einem fremden Ort: Hier erwachen die Geschwister Lann und Reynn und können sich an nichts mehr erinnern. Nur die Rückkehr in die Märchenwelt von Grymoire kann sie von ihrer Amnesie kurieren. Also trete ihr durch ein magisches Portal und wandert mit den beiden jugendlichen Recken über sonnendurchflutete Ebenen, durch dunkle Grotten und schneebedeckte Landschaften auf der Suche nach den Geheimnissen eurer Vergangenheit. Das ihr dabei auf Monster, machtgierige Fieslinge und eine gefährliche Bahamut-Armee, die das Land ins Chaos stürzen will, stoßt, macht die Aufgabe nicht gerade leichter. Aber glücklicherweise steht euch die mysteriöse Kreatur Tama mit Rat und Tat zu Seite und ihr trefft viele bekannte Helden aus dem Final Fantasy-Universum, die euch helfen können. Denn Grymoire ist sozusagen das Konzentrat aus 30 Jahren Final Fantasy mit all den bekannten Spielmechaniken, Monstern – die Mirages genannt werden – und Charakteren, die langjährigen Fans allesamt bestens in Erinnerung sind.
Die kenn ich doch?
Und schon eure ersten Gehversuche in den grünen Auen der Feldstraße sorgen für reichlich Aha-Effekte. Am Wegesrand trefft ihr berühmte Streiter wie Lightning, Cloud oder Vivi, die euch mit Tipps und Ausrüstungsgegenständen aushelfen. Nur, das diese nicht in der bekannten, realistischen, Form erscheinen, sondern allesamt im Chibi-Look daherkommen. Wenn euch das gerade nichts sagt: Dabei handelt es sich um eine besonders niedliche Version einer Figur, die mit großen Kopf, riesigen Augen und winzigem Körper perfekt das Kindchen-Schema bedient. Eine unglaublich gelungene Knuddel-Optik, die einfach sofort ein Lächeln auf das Gesicht zaubert. Und nicht nur die Charaktere aus vergangenen Final Fantasy-Epen, auch die Monsterwelt und die Einwohner von Grymoire sind allesamt im zuckersüßen Cartoon-Stil gehalten. Das macht aber übrigens die Konfrontation mit einem Bomber, Tomberry oder einer Wermaus nicht minder gefährlich. Aber dazu später mehr. Was direkt auffällt, nur eure spielbaren Protagonisten sind im Vergleich wahre Hünen und sehen aus wie die Spielfiguren aus Kingdom Hearts. Kein Wunder: Ist doch mit Tetsuya Nomura ein Designer der Square Enix / Disney-Kollaboration maßgeblich an WoFF beteiligt. Aber ihr wollt es lieber durchgehend überniedlich? Kein Problem, auf Knopfdruck könnt ihr zwischen Hünen- und Chibi-Version von Lann und Reynn wechseln.
Komplexes Kampfsystem
Wie eingangs erwähnt, solltet ihr euch von der Knuddel-Grafik nicht täuschen lassen. Sobald ihr in einen Zufallskampf geratet, der durch das Anschwellen der Musik und das Zerbrechen des Bildschirms wie eine kaputte Glasscheibe angekündigt wird, geht es ums Ganze. Schnell stellt ihr fest, dass auch ein frisch geschlüpftes Chocobo-Küken, das noch einen Teil seiner Eierschale auf dem Kopf trägt, ordentlich Schaden austeilen kann. Gekämpft wird mit dem bekannten Active Time Battle-System. Auf der linken Bildschirmseite seht ihr einen Balken, an dem in Echtzeit Bilder von euch und den Gegnern nach oben wandern. Wer zuerst ankommt ist am Zug und kann seine Aktion wählen. Wenn ihr an der Reihe seid, könnt ihr mit Schwerthieben oder Magieangriffen loslegen. Oder ihr wählt einen Gegenstand aus dem Inventar, um eine Bombe zu werfen, einen Heiltrank einzuschmeißen oder im schlimmsten Fall mit einer Phoenixfeder einen gefallenen Kameraden wieder zu beleben. Trefft ihr auf einen Zwischen- oder Bossgegner ist der Griff zu einer Beschwörung sinnvoll. Das sind mächtige Angriffe, die von einer langen Animation begleitet werden und besonders großen Schaden anrichten. Beispielsweise könnt ihr Titus aus Final Fantasy X herbei rufen, der eine verheerende Blitzballattacke ausübt. Im Lauf des Spiel findet ihr viele Verbündete, die euch mächtige Beschwörungen liefern, darunter sogar auch Erzfeind Sephiroth aus Final Fantasy VII.
Das Pokémon-Prinzip
Spielbar sind nur die Geschwister Lann und Reynn, alle anderen Charakter haben zwar eine eigne Nebenquest, können aber nicht von euch gesteuert werden. Verstärkung für eure Party besorgt ihr euch daher im Monsterlager. Ihr könnt nämlich die Mirages einfangen, trainieren und an eurer Seite kämpfen lassen. Klingt nach Pokémon? Richtig, genau das Prinzip kommt zur Anwendung. Wenn ihr ein Mirage im Kampf schwächt, so dass es traurig den Kopf hängen lässt, erscheint im Kampfmenü die Option es einzufangen. Verfügt ihr über das passende Prisma für die Monsterklasse, könnt ihr euch schon mal über einen neuen Weggefährten freuen. Um euren neuen Freund auch richtig schlagkräftig zu machen, investiert ihr Fähigkeitspunkte und kauft über ein Sphärobrett, genau wie in Final Fantasy X, neue Fähigkeiten und bessere Statuswerte ein. Zusätzlich lassen sich die Mirage einer Metamorphose unterziehen, die beispielsweise aus einem Chocobo-Küken erst einen ausgewachsenen Chocobo und dann ein Monster-Chocobo machen. Über 200 Mirages lassen sich im Spiel finden, einfangen und trainieren. Zehn könnt ihr gleichzeitig in eurer Party mitnehmen, den Rest lagert ihr an Speicherpunkten in einem Tresor und tauscht diese bei Bedarf aus. Zum Beispiel dann, wenn ihr gegen besonders hartnäckige Gegner ein Mirage mit bestimmten Fähigkeiten braucht. Das sorgt für ordentlich taktischen Tiefgang.
Monsterstapeln leicht gemacht
Und noch einen gewichtigen Vorteil hat das Sammeln von Mirages. Ihr könnt die süßen Sidekicks zwar einfach für euch kämpfen lassen und ihnen Befehle erteilen, ihr könnt die Monsterchen aber auch auf eurem Kopf stapeln. Ja, ihr habt richtig gelesen. Ihr könnt bis zu zwei Mirages balancieren und euch über entsprechend erhöhte Werte für Angriff, Verteidigung, Magie usw. freuen. Oder kleine Rätsel lösen, beispielsweise wenn ihr eine Bodenplatte drücken sollt, aber alleine dafür nicht genügend Gewicht aufbringt. Dann packt halt einen dicken Bomber drauf. Aber: Noch lange nicht jeder Stapel ergibt auch einen echten Vorteil im Kampf. Hier solltet ihr alle möglichen Kombinationen ausprobieren, um das beste Ergebnis zu erreichen. Übrigens habt nicht nur ihr die Fähigkeit Monsterstapel zu bilden, ihr werdet im Spiel auf Gegner treffen, die das Stapeln bis zur Perfektion beherrschen. Beispielsweise die besonders zähle Ilfrit, die euch nicht nur mit mächtiger Feuermagie attackiert, sondern auch einen gefährlichen Wermausstapel dabei hat. Das ist schon eine echte Herausforderung.
Die Mischung aus süchtig machendem Monstersammeln, bekannten Spielmechaniken aus den frühen Jahren der Final Fantasy-Serie und der zuckersüßen Chibi-Optik funktioniert auf Anhieb. Egal ob ihr noch nie etwas von einem Mogry oder Chocobo gehört habt oder ein gestandener Rollenspiel-Veteran seid, die kunterbunte Welt von Grymoire wird euch bestimmt begeistern.
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