Der Chef von Facepunch Garry Newman erklärt die Spielmechaniken des PvP-Spiels, die Inspiration dahinter und die Arbeit an der Konsolen-Version
Natalie Wicks, Player Engagement, Double Eleven
Facepunch und Double Eleven haben heute bekannt gegeben, dass das extrem beliebte Online-Survival-Spiel Rust nächstes Jahr auch für die PlayStation 4 erscheinen wird. Wir konnten Facepunch-Chef Garry Newman für ein kurzes Interview gewinnen und haben ihn mit Fragen über Rust gelöchert – vor allem wollten wir wissen, was diese Ankündigung für die Spieler bedeutet.
Rust ist auf dem PC bereits ein enormer Erfolg. Warum scharen sich die Spieler deiner Meinung nach wortwörtlich um dieses Spiel?
Garry Newman: Rust ist ein erbarmungsloses Survival-Spiel. Eine falsche Bewegung und Stunden oder Tage – manchmal sogar Wochen – an Fortschritt sind futsch. Im Gegenzug kann man sich mit einer cleveren Entscheidung Wochen nach vorne katapultieren. Wer viel wagt, kann enorm viel gewinnen.
Am Anfang ist man aber ein echter Underdog. Neue Spieler starten mit einem Stein in der Hand, während gefühlt alle anderen schon mit AKs rumlaufen. Man muss sich den Weg nach oben hart erarbeiten. Es gibt keinen linearen Weg, dem man folgen könnte.
Vielleicht stolpert man zufällig über einen voll ausgerüsteten Leichnam – ein wahrer Jackpot. Vielleicht sucht man sich einfach einen ruhigen Teil der Insel aus und baut sich da ein kleines Lager auf. Oder vielleicht lädt man sich ein paar Freunde ein und arbeitet zusammen, um die ganze Insel zu erobern.
Ich glaube, deshalb ist unser Spiel so beliebt. Jedes Mal, wenn man stirbt, will man Rache nehmen, eine andere Strategie ausprobieren.
Wovon habt ihr euch primär inspirieren lassen, als ihr euch die raue Welt von Rust ausgedacht habt?
Als Stalker damals angekündigt wurde, waren wir alle unglaublich begeistert von der Welt, die die Macher beschrieben hatten. Eine echte, lebendige Welt, in der die Zeit nie stillsteht, auch wenn man selber nicht im Spiel ist. Gefechte, die kilometerweit entfernt ausgetragen werden, Tiere, die ihrem ganz normalen Tagesablauf folgen, viele nicht erklärte Dinge, radioaktive Gebiete, die wirklich interessant sind. Diese Welt hat uns echt begeistert.
Außerdem sind wir waschechte FPS-Spieler, also haben wir uns natürlich auch von COD, Counter-Strike und Battlefield inspirieren lassen.
Die Spieler sprechen sich ja schon länger für eine Konsolenfassung aus. Warum kommt Rust also jetzt genau 2020?
Wir arbeiten bereits seit 2013 an Rust – damals noch in der Early-Access-Fassung. Seitdem war für uns klar, dass wir die Wünsche der Spieler erfüllen möchten, die uns von Anfang an tatkräftig unterstützt haben. Wir haben uns also erst einmal auf die PC-Version konzentriert, damit die so gut wie möglich wird.
2018 haben wir den Early Access dann verlassen. Das war der Zeitpunkt, zu dem wir uns Gedanken über eine Konsolenfassung machen konnten. Gleichzeitig wollten wir aber auch nichts überstürzen.
Worauf achtet ihr bei einer Konsolenversion eines Spiels wie Rust besonders?
Rust ist das beste Survival-Spiel auf dem PC. Und das ist kein Marketinggewäsch, das ist eine wissenschaftlich nachweisbare Tatsache. Unsere Priorität ist demzufolge, dass Rust auch das beste Survival-Spiel auf Konsolen wird.
Die Hauptzutat, um das zu erreichen, haben wir natürlich schon – das Spiel selbst. Wir müssen also nur noch aufpassen, dass wir bei Steuerung und Performance nicht über unsere eigenen Füße stolpern, damit Rust das beste Konsolen-Survival-Spiel wird. Für ein PvP-Spiel wie Rust sind diese Dinge von enormer Bedeutung.
In der Welt von Rust wird dem Spieler zuerst keine klar erkennbare Story präsentiert, aber die postapokalyptische Umgebung steckt voller amerikanischer und russischer Bilder und Bezüge – gibt es eine versteckte Geschichte?
Ja, es gibt eine Geschichte. Alles in der Welt hat seine Bedeutung und ist aus gutem Grund vorhanden.
Darüber sprechen wir aber nicht offen, da wir vermeiden wollen, dass sich alles irgendwann widerspricht – wie bei Star Wars zum Beispiel. Die Community scheint damit glücklich zu sein und uns macht es eine Menge Spaß, die Spieler dabei zu beobachten, wie sie die Insel auf eigene Faust erkunden und sich selbst einen Reim auf alles machen.
Rust macht unter anderem dann am meisten Spaß, wenn man eine gewöhnliche Karte suchen oder hosten kann – kommen PlayStation-Spieler auch in den Genuss eigener Server, die sie mieten können?
Na klar. Uns ist wichtig, dass unsere Spieler sich ihre Server nach ihren eigenen Wünschen anpassen können und das Ruder quasi selbst in die Hand nehmen.
Worauf freust du dich am meisten, wenn Rust nächstes Jahr veröffentlicht wird?
Rust ist ein Spiel, das viele kleine und große Geschichten erzählt. In einem anderen Spiel erlebt man beispielsweise, wie ein NSC von einem Pferd getreten wird, aber man weiß einfach, dass jeder andere Spieler diese Situation ebenfalls erlebt hat.
In Rust hat jeder Spieler, mit dem ich bislang die Ehre hatte, von Angesicht zu Angesicht zu sprechen, seine eigenen Geschichten. Einer hat mir mal davon erzählt, wie er in eine Grube gefallen war und nicht mehr rauskam. Er musste also alle seine Waffen – und seine Klamotten und seine Munition – nach und nach seinem Teamkollegen zuwerfen, damit er sie für ihn verwahren konnte. Der hat beim Erzählen so heftig gelacht, dass er Tränen in den Augen hatte.
Ich freue mich also, noch mehr solcher Geschichten zu hören. Auf Familienfeiern. Während ich eigentlich versuche, zu essen.
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