Tango Gameworks erklärt, wie die Schwierigkeitsgrade des Horror-Sequels ausbalanciert wurden … und wie man in ihnen bestehen kann
Echte Fans von klassischem Survival-Horror sind derzeit nicht gerade mit der Qual der Wahl gesegnet.
Outlast und die Amnesia-Reihe befriedigen zwar ein bestimmtes Bedürfnis, aber Survival-Horror, wie ihn die Hardcore-Fans verstehen (das genaue Einteilen der Ressourcen, das Sammeln von zunehmend wichtigeren Dingen und ein Erlebnis, das auf mehr basiert als auf Jump-Scares und der Unfähigkeit, sich zu wehren), ist heutzutage viel zu selten zu finden.
Zum Glück gibt es The Evil Within. Die Survival-Horror-Spiele von Tango Gameworks haben kein Problem damit, den Spieler regelmäßig zu überrumpeln und gleichzeitig möglichst viele vertraute Elemente einzubauen, damit Survival-Horror-Fans sich gleich so richtig schön unangenehm zuhause fühlen.
Und selbst auf dem Schwierigkeitsgrad „Einsteiger” kommt der Spieler erst wieder zu Atem, wenn endlich der Abspann läuft. Diesen Monat erscheint The Evil Within 2 – da interessiert uns natürlich, welche diabolischen Dinge sich die Entwickler diesmal haben einfallen lassen. Was können Veteranen, die das erste Spiel durchlitten haben, vom Nachfolger erwarten?
Die Abltraum- und Akumu-Modi des ersten Teils und wie sie im Nachfolger weiterentwickelt wurden
Im ersten Teil der Reihe konnten sich die Spieler bereits einem Albtraum-Modus stellen. Darin hatte man weniger Munition zur Verfügung und die Gegner waren merklich stärker, weshalb man sich gut mit den Systemen und dem Aufbau des Spiels vertraut machen musste. Deshalb entschied sich das Studio, diesen Schwierigkeitsgrad erst nach dem Abschluss der Kampagne freizuschalten.
Albtraum war verglichen mit dem Akumu-Modus jedoch ein Zuckerschlecken. In diesem ebenfalls freischaltbaren Modus mussten die Spieler durch das Spiel kommen, ohne ein einziges Mal getroffen zu werden. Ein Treffer und Sebastian segnet das Zeitliche.
Klingt irre, oder? John Johanas, Game Director von The Evil Within 2, erklärt, warum der Modus seinen Weg ins Spiel fand.
„Akumu hat gut zu der unglaublich aggressiven Welt des ersten Spiels gepasst. Es gab in dem Spiel jede Menge Dinge, die einen mit einem einzigen Treffer töten konnten, also warum nicht gleich alles?”, sagt Johanas. Während der Entwicklung hatte er den Modus getestet und fand dabei auch Gefallen an der Perfidität des Schwierigkeitsgrades. „Ich wurde auserkoren, das Ganze zu testen”, erinnert sich Johanas. „Ich kann euch sagen, es war nicht schön …”
Für den Nachfolger haben die Entwickler nun erneut überlegt, wie sich die Unterschiede der Schwierigkeitsgrade in das Gesamtdesign des Titels einfügen sollen.
„Insgesamt sollte alles wieder zum grundsätzlichen Wesen des Spiels passen”, erklärt der Game Director. „In Teil 2 sollten weniger plötzliche Tode passieren. Hier geht es mehr um die Reise und um das Einteilen der Ressourcen. Nur so kann man von Anfang bis Ende überleben.”
Also ist Albtraum jetzt von Anfang an freigeschaltet, das Verwalten der Ressourcen ist weiterhin unumgänglich und mit der begrenzten Munition kann man sich den Weg nicht einfach freischießen. Der Modus ist zwar längst nicht so erbarmungslos wie Akumu (man kann tatsächlich mehr als einen Treffer einstecken, ohne zu sterben!), aber an Albtraum sollten sich weiterhin nur die abgebrühtesten Veteranen wagen. Durch die sofortige Verfügbarkeit des Modus kam das Studio einerseits dem Wunsch der Fans nach und andererseits dem Umstand, dass dies für viele nicht der erste wilde Ritt durch ein Horrorspiel ist.
„Ich war schon immer Fan des alten Resident Evil und der Bonusmodi darin”, erinnert sich Johanas. „Wir haben bei diesem Modus also ein klein wenig die Uhr zurückgedreht.
Trotzdem unterbreitet Tango Gameworks in The Evil Within 2 all den Spielern eine Art Friedensangebot, denen das Spiel noch nicht fies genug ist. Für sie wurde der klassische Schwierigkeitsgrad geschaffen, der als einziger freigeschaltet werden muss. Er setzt bei der Unbarmherzigkeit Akumus an – mit einigen Unterschieden. Die fehlenden automatischen Checkpoints klingen vielleicht nicht so schlimm, jedoch können die Spieler während des gesamten Spiels nur siebenmal manuell speichern. Dazu kommt noch, dass sich ein komplett geschwächter Sebastian den Schrecken des Spiels stellen muss. Weder er noch seine Waffen können verbessert werden.
Auch in diesem Modus ist es unheimlich wichtig, die Systeme und den Aufbau des Spiels zu kennen, damit man es bis zu den Credits schafft. „Früher gab es nur begrenzte Speichermöglichkeiten, es gab keine Fertigkeitsbäume und keine Checkpoints … also haben wir all das weggenommen!”, sagt der Game Director. „Wenn wirklich das Risiko besteht, zu sterben, dann ist das ganze Erlebnis einfach viel intensiver.”
Ein Albtraum, den man nicht vergisst
Der Albtraum-Modus in The Evil Within 2 ist zwar nicht ganz so unerbittlich gnadenlos wie Akumu oder Klassisch, aber er ist trotzdem extrem schwer. Feinde können den Spieler unglaublich schnell überwältigen und töten, Munition ist Mangelware und hilfreiche Features wie das automatische Zielen stehen nicht zur Verfügung.
Erschreckenderweise wird einem auch nicht angezeigt, wie wachsam die Feinde sind – der Spieler muss also extrem vorsichtig und aufmerksam sein, um nicht gesehen zu werden. Außerdem tauchen in vielen Situationen zusätzliche Feinde oder stärkere Feinde auf als in den niedrigeren Schwierigkeitsgraden.
Der Albtraum-Modus setzt jedoch einen viel stärkeren Fokus auf das Crafting-Element des Gameplays. Es können mehr Materialien gefunden werden, der Spieler muss aber auch viel Zeit damit verbringen, die Umgebung nach ihnen abzusuchen. Das Craften ist in diesem Modus nicht nur notwendig … es macht den Unterschied zwischen Leben und Tod aus.
Tipps der Entwickler, wie man die Modi Albtraum und Klassisch überlebt
„Wenn ihr nicht aufpasst, gehen euch die Ressourcen aus und ihr sterbt. Wenn ihr aber die Fähigkeiten nutzt, die wir euch an die Hand geben, dann übersteht ihr das Ganze”, sagt Johanas. „Im ersten Teil war der Albtraum-Modus anfänglich gesperrt, aber ich wollte Spielern, die eine Herausforderung suchen, die Möglichkeit geben, es gleich beim ersten Mal zu probieren … wo sie das Spiel noch nicht so gut kennen. Albtraum ist also quasi für ein erstes Durchspielen ausbalanciert.”
„Am besten spielt man den Modus langsam. In manchen eher offenen Levels ist es absolut ratsam, nach so vielen Vorräten wie möglich zu suchen”, meint er. „Und setzt auf jeden Fall alle Waffen und Taktiken ein, die Sebastian zur Verfügung stehen. Wenn man diesen Albtraum überleben will, muss man die Armbrust effektiv einsetzen und je nach Situation schleichen oder schießen.”
Wie man sich denken kann, hat Tango Gameworks viel Zeit darin investiert, den Albtraum-Modus auszubalancieren. Laut Johanas war das Team bis zur letzten Minute vor der Veröffentlichung mit der QA und dem Balancing beschäftigt.
„Ich war da penibel, ich habe den Modus wieder und wieder gespielt und kleine Veränderungen an den Parametern vorgenommen”, sagt er. „Aber danach wird es schwer, weil man schon alles weiß und kennt. Also habe ich andere Leute gezwungen, den Modus zu spielen, um ihr Feedback zu hören. Ich weiß nicht genau, ob es ihnen auch so viel Spaß gemacht hat wie mir!”
„Ich persönlich spiele das Spiel am liebsten so, aber wir haben auch Leute im Team, die den Modus freiwillig niemals anrühren würden!”
Alle im Studio haben den Modus abgeschlossen – das könnt auch ihr
Das Spiel ist jetzt seit ein paar Wochen draußen und es probieren relativ viele Spieler den Albtraum-Modus. Johanas sagt, dass der Modus bei Tango zwar nicht übermäßig beliebt war, ihn aber jeder aus dem ganzen Team abgeschlossen hat.
„Manche haben länger gebraucht als andere, aber ich habe niemanden aufgeben sehen. Es ist also definitiv nicht unmöglich, wenn man dranbleibt”, sagt Johanas.
„Wenn ich mir die aktuellen Trophäenstatistiken ansehe, haben im zweiten Teil mehr Spieler den Albtraum-Modus abgeschlossen als im ersten. Es freut mich, dass sich die Leute herantrauen!” Die Frage also: Traut ihr euch?
Kommentare sind geschlossen.