Ein superrealistisches First-Person RPG, das euch in ein hartes Leben im mittelalterlichen Europa entführt.
Das wohl ambitionierteste Projekt der diesjährigen E3 wurde in einem kleinen Vorführraum von vom Prager Studio Warhorse präsentiert. Kingdom Come: Deliverance versetzt euch nicht nur in eine spannende Geschichte im mittelalterlichen Europa, laut den Entwicklern sollt ihr in ihrem aktuellen Projekt auch eine ungeahnte Freiheit genießen, eure ganz eigenen Weg innerhalb der Erzählung zu beschreiten.
Wie sich das auf euer Spielerlebnis auswirkt und was sich sonst noch so hinter dem Titel verbirgt, konnten wir bereits in einer kurzen Anspielsession in Erfahrung bringen.
Viele Wege führen nach Rom
Was Warhorse besonders wichtig bei der Entwicklung des Titels war, ist seine historisch akkurate Erzählung. In Kingdom Come: Deliverence werdet ihr ins Jahr 1403 versetzt, in eine Ortschaft namens Silver Skalitz im damaligen Böhmen und in die Schuhe von Henry, dem Sohn eines bescheidenen Schmiedes.
Henry und viele seiner Verwandten und Bekannten sind vielleicht fiktional, doch wichtige Persönlichkeiten wie Herzöge, Könige, Bischöfe usw. sind echte historische Gestalten und auch die Konflikte, in die ihr geratet, sowie Ortschaften die ihr besucht, sind alle historisch fundiert. Unter anderem trefft ihr z.B. auf Konrad Kyeser, den berühmten deutschen Kriegstechniker des späten Mittelalters.
In dieser offenen Welt könnt ihr als Henry euer Schicksal in die Annalen der Geschichte schreiben, doch wie jedes Abenteuer fängt auch eures bescheiden an: In der kleinen Ortschaft Silver Skalitz, in der euch euer Vater als Laufbursche und Schmiedegehilfe beschäftigt. Der gemächliche Einstieg ist dazu da, um euch mit den Systemen des Spiels vertraut zu machen und diese sind verdammt wichtig, denn Kingdom Come kämpft mit harten Bandagen.
Das Level- und Fähigkeitensystem ist am ehesten mit Skyrim zu vergleichen, denn auch in Kingdom Come könnt ihr euch in viele verschiedene Richtungen bewegen. Eher der agile Bogenschütze mit Silberzunge? Agilität, Charisma und eine leichte Rüstung sind eure besten Freunde. Benutzt ihr euren Bogen recht fleißig, werdet ihr immer geübter im Umgang damit. Das gilt übrigens auch für alle anderen Waffen, also zahlt es sich aus, auch mal ein Schwert in die Hand zu nehmen!
Und schon in den ersten Spielminuten wird klar, wie unterschiedlich Henrys Abenteuer verlaufen kann. Während einer kurzen Demo, in der sich die Entwickler für einen Stärke orientierten Start entschieden haben, muss Henry für seinen Vater Geld von einem Taugenichts eintreiben. Der darauf folgende Faustkampf ist bald gewonnen und Henry kann zu seinem Vater zurückkehren. In unserer Anspielsession versuchen wir es mit anderen Startwerten auf die charmante Art, die jedoch bei der Schnapsdrossel auf taube Ohren trifft. Das Resultat: Wir werden so richtig vermöbelt!
“Wir haben viel Arbeit darin investiert, dem Spieler zig Lösungswege für eine Aufgabe anzubieten. Wenn etwas auf dem einen Wege nicht funktioniert, können aufmerksame Naturen über viele andere Ecken das Problem lösen. Es wird so gut wie keine toten Enden geben!”
Nachdem wir so richtig eine aufs Fressbrett bekommen haben und uns zur Taverne schleppen, Treffen wir Henrys Freunde, die sich gerade darauf vorbereiten, ein wenig Schabernack mit dem örtlichen Großmaul zu treiben. Helfen wir bei dem Unterfangen, können wir die Truppe einspannen, uns ihre Fäuste zu leihen, um damit den Trunkenbold von vorhin zu überzeugen, unseren Vater zu bezahlen.
Kleider machen Leute
Es kommt natürlich, wie es kommen muss und nach einem schicksalshaften Angriff auf euer Dorf begebt ihr euch in die Dienste eines Herzogs und zieht in dem 60 km² großen Gebiet in den Krieg. Bei der Orientierung könnt ihr euch dabei nur auf eure Karte und euren Kompass verlassen und auch andere Tätigkeiten sind sehr manuell angelegt. So gibt es z.B. ein Alchemiesystem, bei dem ihr gewissenhaft alle Zutaten per Hand mischt, um verschiedene Tränke zu brauen.
Auch der Kampf mit Waffen ist keine unkomplizierte Angelegenheit. Wählt ihr z.B. eine Nahkampfwaffe, stehen euch 5 verschiedene Angriffspunkte zur Verfügung, die Abhängig von Waffenart und der Rüstung eures Gegners unterschiedliche effektiv sind.
“Ihr könnt eure Rüstung wie in jedem RPG zusammenstellen. Doch hat jedes Rüstteil seine Vor- und Nachteile. Tragt ihr schwere Rüstung, könnt ihr so Einiges einstecken, aber euer Sichtfeld ist z.B. stark durch den Helm eingeschränkt. Entscheidet ihr euch statt dem Helm für einen Kettenüberwurf, kann es euch passieren, dass bei einem Treffer eures Gegners mit einem Morgenstern euer Abenteuer sofort vorbei ist. Wäre dieselbe Attacke mit einem Schwert geschehen, hättet ihr den Schlagabtausch vermutlich überlebt.”
Rüstungen und eure Garderobe im Allgemeinen sind jedoch nicht nur wichtig für den Kampf. Der Ausgang vieler Konversationen wird selten nur durch euer Charisma und eure Redegewandtheit bestimmt, sondern auch durch euren Stand, Reputation und vor allem eurer Tracht. So kann es z.B. passieren, dass ihr keine Auskunft erhaltet, wenn ihr nicht in der Kleidung eines Nobelmannes auftretet. Solche kleinen Details, die viel zur Stimmung beitragen, ziehen sich durchs ganze Spiel. Ihr habt eine Vorliebe für das Glücksspiel? Dann könnt ihr entweder das Glück entscheiden lassen, oder ihr besorgt euch gezinktes Werkzeug. Doch Vorsicht, werdet ihr beim Betrügen entdeckt, verschlechtert das euren Ruf und der eilt euch voraus!
Wer schon immmer auf ein historisch korrektes Ritterepos gehofft hat, ohne den ganzen High Fantasy-Schnickschnack, für den bietet Kingdom Come: Deliverance ab dem 13. Februar 2018 einen einzigartigen Spielplatz.
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