Wir haben uns in Frankfurt auf die Spuren von Corvo Attano begeben und uns der Clockwork Mansion gestellt!
Ich weiß jetzt schon, dass Arkane Studios mit Dishonored 2 wohl eines der besten Sequels 2016 in den Startlöchern hat. Nicht nur, weil das Original von 2012 bereits ein solides Fundament bildet, sondern auch, weil die Stealth-Action-Fortsetzung in jeder Kategorie noch eine Schippe drauflegt: Gleich zwei übernatürlich talentierte Assassinen gegen verbrecherische Thronräuber in einer gewaltigen, lebendigen Welt. Und ihr habt die Wahl, wen ihr ins Feld führt!
Ausgehend von meinem Praxistest diese Woche ist das Spiel eine größere, bessere Variante des Originals. In Dishonored gab es einen spielbaren Charakter, im Sequel gibt es zwei (Corvo Attano und Emily Kaldwin), die beide eigene, einzigartige, übernatürliche Fähigkeiten haben, seit sie vom mysteriösen Outsider berührt worden sind.
Die übernatürlichen Fähigkeiten machen überraschende Veränderungen des Action- und Stealth-Gameplays möglich: Corvo kann sich in Sekundenschnelle an Gefahren vorbei teleportieren (Blink) und sogar Ratten oder Fische übernehmen (Possess), um wachsamen Augen zu entgehen. Emily kann mehrere Gegner aneinander binden (Domino) und sie alle mit einem einzigen Schlag außer Gefecht setzen oder mit der Dunkelheit verschmelzen (Shadow Walk). Dadurch ergeben sich unzählige verschiedene Möglichkeiten, Situationen und Aufträge kreativ, effizient oder effektreich zu bewältigen.
Insgesamt fühlt sich die Perspektive des Spiels größer an, viel ambitionierter und vielfältiger als vorher. Ich durfte einen ganzen Nachmittage mit Corvo und Emily in der Clockwork Mansion verbringen und mich mit der “wandelbaren” Mission beschäftigen. Dabei handelt es sich wohl eher um eine Art dekorierte Todesfalle, in der Wände und Böden sich bewegen, unter einem rotieren und wie Blöcke in einer mörderischen Variante vom Zauberwürfel ihre Positionen tauschen. Ziel ist es, einen alten Bekannten zu retten, sowie den brillianten, aber etwas soziopathischen Erfinder Kirin Jindosh außer Gefecht zu setzen, bevor er seine Armee tödlicher Aufziehsoldaten verbessert und auf die Welt loslässt.
Ganz im Sinne von Dishonored 2 habe ich mich entschlossen, die Gefahr durch Jindosh aus dem Weg zu schaffen, ohne ihn umzubringen. Auch im Sequel warten während den Missionen nicht nur Nebenaufgaben und Bonusziele auf euch, sondern auch alternative Lösungen. So durfte ich mich in diesem Falle entscheiden, ob die Sache schnell und blutig beende, oder etwas…sauberer.
Da kommen entweder die Betäubungspfeile aus dem breiten Arsenal an Ausrüstung sehr gelegen, oder wer es nah genug heranschafft, kann auch einfach den Würgeriff ansetzen, bis das gewählte Ziel im Reich der Träume angelangt ist. (Emilys Domino-Fähigkeit macht hier besonders viel Spaß!). Ist Jindosh erst meiner Gnade ausgeliefert, mache ich ihn kurzerhand mit seinen eigenen Laborgeräten bekannt und zappen ihm seine Intelligenz mit der eigenen Erfindung weg. Scheinbar habe ich heute meinen gnädigen Tag…
Die Wahl zwischen tödlichen und nicht-tödlichen Methoden im Umgang mit Zielen ist eines der zentralen Elemente der Dishonored-Erfahrung. Mich hat dabei besonders gefreut, dass es in Dishonored 2 ein größeres Arsenal an nicht-tödlichen Angriffsmethoden gibt, um das Tomatensaftvolumen und verlegte Körperteile zu reduzieren. Denn müsst ihr erst euren Dolch zücken, fliegen in den Kämpfen nicht nur die Fetzen!
Wie sein Vorgänger enthält auch Dishonored 2 ein Chaos-System, durch das verschiedene Konsequenzen angestoßen werden. Abhängig von der Zahl der getöteten Opfer wird auch das Ende des Spiels angepasst. Bei der Vorstellung des Spiels deutete Creative Director Harvey Smith an, dass es in Dishonored 2 als Reaktion auf das Feedback zum ersten Spiel eine viel größere Zahl an unterschiedlichen Möglichkeiten geben würde, in denen das Spiel enden kann.
Außerdem sind die Konsequenzen einer Ermordung böser NPCs weniger harsch. Moralisch geprägte Spieler sollen die Möglichkeit nutzen, die Gedanken von Einwohnern mit dem “Herz” zu prüfen, einem mystischen Artefakt, das Gedanken lesen und Geheimnisse offenlegen kann.
Diese Geschichte über Rache und Wiedergutmachung startet zwar in der makabren Stadt Dunwall, doch verlagert sich das Geschehen bald in die Gegend von Karnaca, die als Kontrast zu Dunwall die mediteranen Gebiete von Südeuropa als Vorbild hat und Neben Corvo und Emily sicherlich eine Art weiteren Hauptcharakter darstellt. Die Level sind so voll mit kleinen Portionen von faszinierenden Geschichten – Notizen, Ausschnitten aus Büchern, Gemälden und Tonaufnahmen – die einen weiter in diese fiktive Welt eintauchen lassen. Das Arkane-Team entwickelt einige der detailliertesten, interaktivsten Level unserer Zeit, die eure Fähigkeiten als Assassine und eure Kreativität fordern werden.
Kaum ein Detail wurde vernachlässigt. Durch neue Charakteranimationen fühlen sich auch Kampf- und Reise-Passagen auf einem Level bodenständig und echt an und es macht – genau wie im Vorgänger – einfach Spaß, sich mit seinen Fähigkeiten und der Architektur der Levels zu spielen. Ach ja: Auch die Speedrunner werden natürlich wieder auf ihre Kosten kommen, denn was ich in ca. 2 Stunden vorsichtiger Arbeit geschafft habe, erledigte Alex “The Techguy” am Ende unseres Besuches in knapp unter 15 Minuten. Der Mann hatte es drauf!
Bis jetzt scheint Dishonored 2 sich zum perfekten Liebesbrief an Fans des Genres zu entwickeln – es erscheint diesen November für PS4.
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