Die Zusammenarbeit von MUBI und dem fantastischen Melbourne International Film Festival setzt sich auch diese Woche fort und bringt euch noch bis Sonntag, 7. August, kostenlose Filme aus dem diesjährigen Aufgebot an Festival-Geheimtipps. Seht sie euch unbedingt an, solange ihr könnt! Hier einige unserer Favoriten:
Foreign Parts (Verena Paravel & J.P. Sniadecki, USA)
„Willets Point, Queens, ist ein zum Abriss bestimmtes Industriegebiet und eine verborgene Enklave im Schatten des neuen Baseball-Stadions der Mets. Schrottplätze und Autowerkstätten reihen sich aneinander, es gibt weder Bürgersteige noch Abwasserkanäle, sodass die Gegend reif für die touristische Erschließung scheint. Doch Foreign Parts entdeckt eine seltsame Gemeinde, in der Schrottwagen, Müll und Recycling einen blühenden Markt darstellen. Autos werden zerlegt, nach Fabrikat und Teilen sortiert und katalogisiert und dann an eine endlose Parade durchreisender Käufer weiterverkauft. Joe, der letzte ursprüngliche Einwohner, tobt und wütet im Aufbegehren gegen seine bevorstehende Zwangsräumung durch die Straße wie ein verirrter König Lear. Zwei Liebende, Sara und Luis, hausen in einem verlassenen Van und kämpfen den ganzen Winter hindurch gegen Hunger und Gefahren an. Julia, die Obdachlosenkönigin des Schrottplatzes, geht ganz in ihren glückseligen Visionen des täglichen Lebens unter den Vergessenen auf. Der Film beobachtet und fängt die Anstrengungen einer umkämpften, zur Landreform bestimmten Gegend ein, bevor sie unter der Kapitalisierung der New Yorker Stadtökologie verschwindet.” – Locarno
Curling (Denis Côté, Kanada)
„Denis Côté hat sich schon längst als Kanadas abenteuerlichster Autorenfilmer etabliert. Mit Curling will er sich weiterentwickeln. Der Film über gebrochene Persönlichkeiten in einer trostlosen Landschaft besitzt dennoch einen gewissen Humor: Eine Szene, in der ein überängstlicher Vater und seine behütete Tochter (Emmanuel und Philomène Bilodeau) Tiffanys „I Think We’re Alone Now” lauschen, konkretisiert Côtés Beschäftigung mit der Isolation und macht sich gleichzeitig darüber lustig. Und doch geht es in dem Film letztendlich um die Möglichkeit der Gemeinschaft, so schwach sie auch sein möge. Wie schön, dass Côtés bisher gelungenster Film gleichzeitig sein hoffnungsvollster ist.” – Eye Weekly
Jean Gentil (Laura Amelia Guzmán & Israel Cárdenas, Dominikanische Republik)
„Der haitianische Professor Jean Remy Genty ist ständig unterwegs auf der Suche nach Arbeit. Er ist eine anmutige Figur, die aus der Menge hervorsticht: ein vorbildlicher Christ. Auf seinen Reisen sehen wir die sich wandelnde Stadt, ihren exzessiven Ausbau. Obwohl sich dem arbeitslosen Haitianer ein Job als Bauarbeiter bietet, fühlt Jean sich dem nicht gewachsen, er fühlt sich alt und schwach. Er sucht etwas Passenderes für den Intellektuellen, für den er sich hält. Und so verbringt er Jahre mit der Suche nach einer Arbeit, die ihm und seiner Ausbildung würdig ist. Langsam verliert Jean die Hoffnung; er spürt das natürliche Bedürfnis, sich weiterzuentwickeln, ein Heim zu haben, eine Frau. Seine Wünsche und Gedanken verwirren sich. Böse Gefühle erwachen in ihm, die seine Wahrnehmung des Alltagslebens verzerren …” – Venice
Trypps #7 (Badlands) (Ben Russell, USA)
„Es geht um LSD, Messingglocken, die Jugend von heute, Terence Malick und die Unheimliche Begegnung der dritten Art, Interferenzen, die Pine Ridge Reservation und die erhabene Romantik. Teil sieben in einer Reihe von Filmen über Kino und Transzendenz.” – Ben Russell
Detroit Wild City (Florent Tillon, Frankreich)
„Willkommen in der Stadt Detroit, der ‚Mordhauptstadt der USA’, wo die Parkplätze von Gras überwuchert und die Häuser verlassen sind. Hier beginnt ein neues Leben langsam Gestalt anzunehmen und die verlassene Stadt zu übernehmen. Doch obwohl das Menetekel an der Wand eine andere und mehr apokalyptische Bedeutung hat, besteht dennoch kein Grund zur Panik. Detroit – Ville sauvage lässt den Blick mit der kühlen, philosophischen Distanz des Außenstehenden über die Veränderungen von Stadtlandschaften in einem historischen Moment schweifen, in dem Begriffe wie „Utopien”, „Humanität” und „Dollarkapitalismus” die Vorsilbe „post-” tragen. Unsichtbare Katastrophen haben die Stadt ruiniert und übrig sind bloß noch Spuren in Form von Radiowerbung über Schuldenerlass, Scharen von streunenden Hunden und einem geheimnisvollen Haufen verbrannter New-Age-Bücher. Doch am Rande all dessen haben die Menschen begonnen, sich neu zu organisieren in autonomen Gesellschaften, in denen Bauern Gemüse anbauen und noch immer an die Zukunft glauben – nur eben nicht als Fortsetzung der Gegenwart. Mit kühlem Kopf wie ein französischer Jim Jarmusch richtet Florent Tillon seine selektive Kamera dorthin, wo in den Ruinen des Glaubens des 20. Jahrhunderts an ewig währenden Fortschritt neue Ideen aufkeimen. Und wo das Wissen, dass etwas Neues passieren wird, eine gute Nachricht ist, die man nur selten hört.” – CPH:DOX
Blumen des Bösen (David Dusa, Frankreich)
„Inspiriert von den innovativen Strategien, mit denen iranische Studenten die grüne Bewegung gegen die von der Regierung auferlegten Verbote mobilisierten, verbindet David Dusa auf beeindruckende und intuitive Weise eine fiktive Romanze mit echten Aufnahmen von YouTube, Google Video und Twitter und personalisiert so anonyme Bilder der Gewalt, womit er Zeugnis für das revolutionäre Potenzial des Internets ablegt.” – Tribeca
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