In den letzten paar Wochen habe ich mit Kollegen verschiedener Abteilungen Zeit verbracht, um euch einen Einblick in die inneren Abläufe von SCEE geben zu können und um euch zu zeigen, wie aus der Liebe zu Spielen eine Karriere werden kann.
Ali Bergstrom-Allen ist die Service-Produzentin bei PlayStation Home. Das heißt, sie arbeitet mit Entwicklern zusammen, um Spiele, Bereiche und andere Inhalte für PS Home zu erstellen. Sie hat uns mit ihren eigenen Worten mal einen typischen Arbeitstag beschrieben:
Früher bin ich immer so spät wie möglich aus den Federn gekrochen, aber mittlerweile stehe ich morgens um 6:30 Uhr auf und mache eine halbe Stunde Yoga, bevor ich mich für die Arbeit fertigmache. Ich habe das Gefühl, dass ich das als Ausgleich brauche, denn mein morgendlicher Weg auf die Arbeit mit der U-Bahn sorgt wirklich häufig dafür, dass ich mich ärgere.
Wie jeder andere auch gehe ich ins Büro, mache mir eine Tasse Tee und lese meine E-Mails. PS Home ist ein globales Projekt, daher sind normalerweise zuerst ein paar E-Mails aus Japan und den USA dran.
Als Nächstes schaue ich, welche Meetings für den Tag angesetzt sind und gehe sicher, dass ich auch vorbereitet bin.
Ich denke, es ist wichtig, jeden Entwickler persönlich zu treffen und ihre Produkte kennenzulernen, da jedes Spiel anders ist und jeder Entwickler meint, dass sein Projekt die beste Sache überhaupt ist – für sie ist es natürlich so, und sie verdienen deshalb unsere Zeit und Aufmerksamkeit.Der ganze Prozess dauert dann zwischen zwei und sechs Monate. Das hängt davon ab, was wir machen. Ich arbeite gerne mit Entwicklern, weil sie echt inspirierend sind. Sie haben Unmengen von Ideen und wollen immer nach den Sternen greifen – da muss ich sie manchmal wieder zurück auf den Boden der Realität holen.
Ich denke oft an 15 Millionen Dinge gleichzeitig, und in meinem Job ist das auch möglich. Ich brauche einen allumfassenden Tunnelblick, aber ich ändere meine Gedanken drei- oder viermal pro Minute, und das macht mich glücklich. Jeder Tag ist anders – und jede E-Mail ist anders, dadurch werde ich auf Trab gehalten.
Ich glaube zwar, dass Geduld eine Tugend ist, aber früher habe ich immer zu lange geduldig auf Dinge gewartet, die erledigt werden mussten. Man muss wie ein Hund mit einem Knochen sein und sich selbst Gehör verschaffen. Man braucht ein Rückgrat aus Stahl, eine laute Stimme und einen gesunden Sinn für Humor.
Die lautesten Menschen sind normalerweise diejenigen, die etwas Negatives zu sagen haben, und mir kann es passieren, dass ich mir Kritik zu sehr zu Herzen nehme, weil ich meinem Projekt so nahestehe. Man darf dabei aber nie vergessen, dass diese Kritiker meistens recht haben. Sie geben uns den Anstoß, die Sache besser zu machen. Man kann nicht immer alle glücklich machen, aber wenn man stolz auf etwas ist und die Leute es mögen, ist das ein tolles Gefühl. Ich war die Produzentin von Xi, und das war der glücklichste und stolzeste Punkt meines Arbeitslebens. Es werden aber noch mehr spannende Sachen kommen und ich bin mir sicher, dass wir das noch toppen können.
Es gibt auf jeden Fall einen bestimmten Personentyp, der hier arbeitet – quicklebendig und jederzeit startklar, nicht nur an Spielen interessiert, sondern am Leben. Ich bin gerne mit kreativ veranlagten Menschen zusammen, aber wir brauchen auch die Abteilungen ohne Kreativität, denn die sind die Säulen, die das Ganze halten.
Ich würde hier gerne mehr Frauen arbeiten sehen. Auf unserer Etage sind zwar ein paar Mädels, aber es gab in der Vergangenheit so ein allgemeines Gefühl, dass Frauen nicht wirklich an der Entwicklung von Spielen interessiert sind. Man könnte dasselbe über das Spielen von Computerspielen sagen, aber das ändert sich, besonders mit dem Aufkommen von Social Games und Facebook-Spielen. Sie sind der Haken, mit dem mehr Mädels in kleinen Portionen an die Spielewelt herangeführt werden sollen. Letztendlich soll dadurch dann das Interesse für umfassendere Spiele geweckt werden. Es ist nicht so, dass wir jetzt anfangen müssten, Spiele für Mädels zu entwickeln; wir müssen ihnen mehr von dem zeigen, was bereits existiert und sie zum Spielen bringen.
Ich habe zwar ab und zu gespielt, als ich jünger war, aber ich war auf einer Mädchenschule, auf der niemand sonst gespielt hat. So hat das Ganze nie wirklich zu meiner Welt gehört. An der Uni bin ich dann zum ersten Mal mit Informatik in Kontakt gekommen. Daraufhin habe ich mein Studienfach gewechselt, um meinen Bachelor of Science in Multimedia und digitalen Systemen in Sussex zu machen. Ich werde nie den Moment vergessen, als ich zum ersten Mal Photoshop gesehen habe; mir war bis dahin nie bewusst gewesen, dass Computer und Kunst auf so schöne Art und Weise kombiniert werden können.
Mein Berufsberater hat mir dann den Tipp gegeben, mich als Computerspieltesterin zu versuchen. Das hat sich nach viel Spaß angehört und die Bezahlung war besser als bei meinem Job im Supermarkt. Es hat sich dann auch herausgestellt, dass ich ziemlich gut war, oder zumindest besser, als ich dachte. Ich habe immer rumprobierte und jeden Winkel eines Levels durchstöbert. Dabei habe ich laufend Fehler gefunden, was natürlich für einen guten Tester spricht.
Testen ist ein guter Weg für jeden, der einen Job in der Spielebranche sucht, da man die Hardware und ein paar Tricks der Software kennenlernt. So hat man schnell die Basics drauf. Man lernt auch jede Menge verschiedener Leute kennen, und ein großer Teil des Produzentendaseins baut auf der Fähigkeit auf, mit Menschen umgehen zu können. Es ist nützlich, wenn man über einen Informatikhintergrund verfügt und einen Plan davon hat, wie Spieldesign funktioniert – aber ich vermute eher, dass man das vor allem über den Instinkt versteht, den man durch Spielen bekommt.
Ich bin immer noch ein begeisterter Gamer und es ist nicht schlecht, dass ich mich in meinem Job auf dem Laufenden halten muss, wenn es darum geht, was die Leute so spielen. Ich versuche, abends so viel wie möglich zu unternehmen – ich gehe mit Freunden in Comedy-Clubs, und meine große Leidenschaft gilt Filmen. Letztes Jahr habe ich mein Interesse für die Wissenschaft entdeckt und angefangen, Podcasts zu hören und zu Vorträgen und Ausstellungen zu gehen.
Meistens schaue ich mir abends zum krönenden Abschluss noch Dr. House an – danach bin ich nämlich total süchtig.
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