Mafia – The Old Country: Eine Reise ins historische Sizilien

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Mafia – The Old Country: Eine Reise ins historische Sizilien

Die Reproduktion des historischen Settings ist weit mehr als eine bloße Kulisse.

Wie in den ersten beiden Teilen soll es auch bei „Mafia: The Old Country“ vor allem die fesselnde Geschichte sein, die Spieler in ihren Bann zieht. Konkret heißt das: Die Spielwelt wird nicht vollgestopft sein mit Nebenbeschäftigungen und Sammelaufgaben. Sie ist eine erlebbare Kulisse, die der darin erzählen Geschichte Glaubwürdigkeit verleiht. Das heißt eben nicht, dass die Schauplätze der Handlung keine Bedeutung hätten. Ganz im Gegenteil, denn ein storybasiertes Game erzeugt genau wie ein Film Immersion, die auf das Publikum ausgeübte Sogwirkung, zuallererst aus visuellen Reizen. Dass man zwischen der in Kapitel eingeteilten Story eine aufwändige Reproduktion des historischen Sizilien erkunden kann, vertieft diesen Effekt wie auch das Gefühl, sich in einer realen Umgebung zu bewegen.

Welcher Mafia Typ bist du? Finde es heraus

Benvenuto! Die Straßen von ‚The Old Country‘ sind rau und nur die Klügsten, Stärksten oder Gerissensten überleben. Hast du das Zeug dazu, in der Famiglia aufzusteigen? Finde heraus, welcher Typ Mafioso wirklich in dir steckt! Antworte ehrlich… oder was du dafür hältst.

Wie Game Director Alex Cox betont, kam es ihm und seinem Team vor allem darauf an, die Vorstellungen heraufzubeschwören, die man mit Sizilien und der sizilianischen Landschaft verbindet. Dabei konnten sie aus einem reichhaltigen Schatz aus Kunst, Literatur und klassischen Mafia-Filmen schöpfen. Sie besuchten aber natürlich auch den Schauplatz selbst, reisten nach Süditalien und ließen sich von einer einzigartigen Landschaft inspirieren, die schon unzählige Künstler vor ihnen fasziniert hat. Von dieser kargen, mitunter fast feindselig wirkenden Landschaft unter einer erbarmungslosen sizilianischen Sonne, in der sich auch immer wieder grüne Oasen und über Jahrhunderte hinweg der Ödnis abgetrotzte Gärten finden, geht auch in „Mafia: The Old Country“ eine große Faszination aus.

Das Echo der Geschichte in jedem Stein

Sizilien ist die größte Insel im Mittelmeer und liegt südwestlich der „Stiefelspitze“ Italiens. 80 Prozent seiner Fläche bestehen aus Berg- oder Hügelland, die höchste Erhebung ist der aktive Vulkan Ätna im Nordosten. Die Insel war ursprünglich von Wald bedeckt. Doch der wurde im Lauf der Jahrhunderte gerodet, um Holz für den Schiffbau und Nutzland zu gewinnen. Poetischer, aber auch nicht wirklich hoffnungsfroher, drückt das der in Palermo geborene Schriftsteller Giuseppe Tomasi di Lampedusa in seinem berühmten Sizilien-Roman „Der Leopard“ aus: „Eine Landschaft, die zum Tod verurteilt war, zu Stein und Hitze, zu ewiger Stille und den Düften von Trockenheit und Staub.“ Der britische Reiseschriftsteller Lawrence Durrell ist da schon etwas gnädiger: „Sizilien ist nicht nur ein Ort, es ist eine Sinnlichkeit: der Geruch von Jasmin und Orangenblüten in der Nacht, der harte, trockene Geruch des Staubes am Tag, das gleißende Licht, das jede Kontur scharf zeichnet, und das Echo der Geschichte in jedem Stein.“

Dieses „Echo der Geschichte“, das sind unter anderem die steinernen Zeugnisse, die Griechen und Römer hinterlassen haben. Wegen dieser antiken Stätten war Sizilien für einen gewissen Johann Wolfgang von Goethe ein Höhepunkt seiner „Italienischen Reise“. Goethe beschreibt aber auch die Natur und Pflanzenwelt und schenkt den Zitronenbäumen größere Aufmerksamkeit, die Forschern als die Wiege der sizilianischen Mafia gelten. Die Früchte wurden von Seeleuten als Mittel gegen Skorbut gebraucht, die daraus erzielten Einnahmen weckten Begehrlichkeiten krimineller Clans. Der Dichter Goethe wurde von dem deutschen Maler Jacob Philipp Hackert begleitet. Seine atmosphärischen Ansichten, unter anderem des Ätna und der Küstenregionen vermitteln einen imposanten Eindruck der damaligen Landschaft und dürften auch in die Materialsammlung der „Mafia: The Old Country“-Macher eingeflossen sein.

Mafia: The Old Country: Filmische Wurzeln der sizilianischen Cosa Nostra

Siziliens blutgetränkter Boden

Karthager, Griechen, Römer, Ostgoten, Araber, Normannen, Spanier, Österreicher: Die Lister der Völker, die in verlustreichen Schlachten den sizilianischen Boden mit Blut tränkten, ist lang. Die jeweiligen Usurpatoren kümmerten sich allerdings kaum um ihre Eroberung, Sizilien wurde meist recht stiefmütterlich behandelt. Der den Sizilianern nachgesagte Unbeugsamkeit und Skepsis gegenüber jeglicher Obrigkeit dürfte hierin eine Ursache haben. Die Fremdherrschaft endete erst mit der Vereinigung Italiens zum „Königreich Italien“ 1861, also in etwa zu der Zeit, als nach heutigem Kenntnisstand auch die Mafia entstand. Damals hatte Aristokratie und Großgrundbesitzer einen zunehmend schweren Stand, soziale Ungleichheit führte immer wieder zu Aufständen der Landarbeiter. Es entstand ein Machtvakuum, das dazu führte, dass Konflikte meist gewaltsam ausgetragen wurden, und man sich besser einer Gruppe anschloss, mit deren Hilfe sich die eigenen Interesse im Ernstfall durchsetzen ließen.

Das Festland blickte voller Geringschätzung auf die „primitiven“ Sizilianer herab, die ihnen mehr als Wilde aus dem Süden denn als echte Italiener galten. In dem 1886 erschienenen Buch „Die Mafia, ihre Faktoren und Ausprägungsformen“ wird der Inselbevölkerung ein „uneingeschränkter Egoismus“ und ein „übertriebenes Selbstbewusstsein“ attestiert. Daraus resultiere „eine Fähigkeit zu gewalttätiger, hartnäckiger Verachtung und Hass, die erst besänftigt werden, wenn die vendetta ausgeführt ist“ (zit. n. John Dickie, „Cosa Nostra: Die Geschichte der Mafia“). Die Sizilianer, so die weit verbreitete Überzeugung, seien mental von ihrer derben, lebensfeindlichen Umgebung geprägt, ihre Kultur und ihr Sozialleben im Mittelalter stehengeblieben. Es ist auch diese krasse Unterschätzung der ausgeklügelten Methoden der Vernetzung und Unterwanderung, die den globalen Siegeszug der Mafia erst möglich gemacht hat.

Siziliens architektonisches Erbe: Eine Reise in die 50er-Jahre

In „Mafia: The Old Country“ machen wir nun einen großen Sprung in die 1950er-Jahre. Die Mafia ist dank weitverzweigter Verbindungen zur Staatsmacht und bis nach Rom in die große Politik fest etabliert. Die Narben des Mussolini-Faschismus und der Italienfeldzuges der Alliierten sind überall noch sichtbar. Palermo ist eine Stadt, voller steinerner Zeugen vergangener Epochen, die an Labyrinth aus dunklen, pulsierendem Gassen. Der arabisch-normannische Stil ist noch allgegenwärtig, mit dem Palazzo dei Normanni und der Cappella Palatina als Höhepunkte. Byzantinischen Mosaike, arabische Ornamente, normannische Strenge und christliche Opulenz verschmelzen zu einem einzigartigen Ganzen.

Nach einem verheerenden Erdbeben im Jahr 1693 erlebten insbesondere die Städte des Val di Noto – Noto, Ragusa Ibla, Modica, Caltagirone – eine Blütezeit. Die geschwungenen spätbarocken Fassaden der Kirchen und Paläste, die detailreichen Balkone mit ihren grotesken Figuren, die Masken und allegorische Darstellungen zeigen, opulente Treppenanlagen und theatralische Plätze sind Zeugnisse des Wunsches, aus den Trümmern in neuer Pracht aufzuerstehen. In den größeren Städten, insbesondere in Palermo, triff man auch auf Gebäude des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Das Teatro Massimo, das Opernhaus Palermos, wurde im Stil des Historismus gebaut, der an die antike Formensprache anknüpft. Das dafür eigens herausgeputzte Gebäude ist Schauplatz der Schlussszenen von Francis Ford Coppolas „Der Pate III“. Die Bühne wurde in den Cinecittà Studios in Rom nachgebaut, der dramatische Höhepunkt findet jedoch auf der großen Freitreppe vor dem Theater statt.

Dies städtische Stilvielfalt steht im krassen Gegensatz zur einfacheren, oft landwirtschaftlich geprägten Bauweise der ländlichen Architektur. Dort ist der Kontrast zwischen dem Glanz der einstigen Paläste und Villen und den schlichten Steinhäusern der ländlichen Bevölkerung nach wie vor unübersehbar. Die Städte Palermo, Catania und Messina als Zentren der Macht, des Handels und der Kultur, aber auch ihren Armenvierteln mit den verwinkelten, dunklen Gassen. Das ländliche Sizilien war dagegen geprägt von weiten, kargen Landschaften, unterbrochen von kleinen Dörfern. Die aus lokalem Stein gebauten Bauernhäuser waren schlicht und funktional und spiegelten das harte Leben der Landbevölkerung wider. Oft waren es eingeschossige Gebäude, manchmal mit einem kleinen Hof, in dem Tiere gehalten wurden. Die Abwesenheit von fließendem Wasser und Elektrizität war noch weit verbreitet. Es ist das ursprüngliche, traditionelle Sizilien, das weniger von den Eroberern und mehr von der Natur gezeichnet war.

Das „heilige Rollenspiel“ der Widersprüche

Die wenigen größeren Anwesen waren Gutshäuser und von der städtischen Oberschicht erbaute Villen, die ihre beste Zeit aber längst hinter sich hatten. Die barocken Prachtbauten waren vor allem im 17. und 18. Jahrhundert entstanden. Sie seien Ausdruck eines „heiligen Rollenspiels“ von Widersprüchen zwischen „Weltflucht und Weltsucht, Stadt und Land, Zivilisation und Urinstinkt, Hierarchie und Anarchie, Enge und Weite, Innovation und Tradition“, schreibt der Kunsthistoriker Thomas Dittelbach in seiner „Geschichte Siziliens“. Kern des Phänomens ein dem Sizilianer eigener „Zug zum Fatalismus“. Es ist sicher nicht zu weit hergeholt, in alldem Zusammenhänge zum Mythos der Mafia zu erkennen.

Man kennt diese Motive aus vielen Mafia-Filmen, wo auf den protzigen Anwesen reicher Städter längst die Vertreter der ehrenwerten Gesellschaft Hof halten wie Don Ciccio, der Boss von Corleone, der die Familie des kleinen Vito zu Beginn von „Der Pate 2“ ermorden lässt. Die Kontraste, die in „Mafia: The Old Country“ als atmosphärischer Hintergrund der Handlung dienen, sind also absolut authentisch. Das bereits veröffentlichte Material lässt schon erkennen, wie sehr sich das Team von Hangar 13 in diese einzigartige Atmosphäre eingearbeitet haben und wie viel Mühe darauf verwendet wurde, sie in dem Spiel lebendig werden und erfahrbar zu machen. Nur so entsteht eine große „Leinwand“, auf der die darauf erzählte Geschichte wirklich glaubwürdig wird.

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