David Goyer über die Adaption von Foundation für Apple TV+

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David Goyer über die Adaption von Foundation für Apple TV+

Der gefeierte Filmproduzent und Autor erzählt, wie der legendäre Sci-Fi-Roman ab diesen Freitag den Sprung zu Apple TV+ macht

Dank des neuen Angebots für Apple TV+ konnte ich über den letzten Monat endlich ein paar tolle TV-Serien und Filme ansehen – Ted Lasso, See und Greyhound, um nur ein paar zu nennen.

Diesen Freitag erhält Apple TV+ einen Neuzugang, den man vielleicht als den bisher ambitioniertesten bezeichnen kann, denn die Premiere von Foundation, einer Adaption der legendären Sci-Fi-Serie von Isaac Asimov, steht an. Foundation ist so gewaltig, wie es nur geht, und erzählt eine imposante Geschichte darüber, wie die Menschheit das Ende der Zivilisation überlebt.

Ich habe mich mit Showrunner, Autor und Produzent David S. Goyer (The Dark Knight) unterhalten, um mehr darüber zu erfahren, wie der Plan des talentierten Autors/Regisseurs war, diese monumentale neue Serie anzugehen.

Die Foundation-Buchreihe ist wegen ihres epischen Ausmaßes unglaublich schwer zu adaptieren … Ihre Geschichte zieht sich über Tausende von Jahren. Was war für dich der Reiz daran, etwas so Riesiges und Komplexes anzugehen?

DG: Überheblichkeit! [lacht] Ich bin mit Foundation aufgewachsen. Mein Vater hat es mir gezeigt, als ich 13 Jahre alt war. Er hat gesagt, dass dies das beste Science-Fiction-Werk sei, das je geschrieben wurde. Ich habe es das erste Mal in meinen 20ern gelesen … Und ich habe es nicht komplett verstanden. Ich habe es noch einmal gelesen, [nachdem] ich Vater geworden war, und habe dann verstanden, wie wichtig und revolutionär es war. Außerdem hatte ich bereits zwei Mal in meiner Karriere die Möglichkeit erhalten, das Werk als [Spielfilm] umzusetzen und habe es abgelehnt, weil ich denke, dass es unmöglich ist, den gesamten Inhalt auf zwei oder drei Stunden herunterzubrechen.

Erst über die letzten sechs oder sieben Jahre … nachdem diese gigantischen Streaming-Shows aufgekommen sind wie z. B. Game of Thrones. Da habe ich diese großen Romanumsetzungen gesehen und gedacht, dass das Publikum und das Medium sich vielleicht so weit entwickelt haben, dass Foundation machbar geworden sein könnte. Zum ersten Mal haben wir nicht darüber gesprochen, alles Mögliche zu kürzen, sondern wir haben sogar über die Möglichkeit des Erweiterns diskutiert.

Der Gedanke, die Geschichte über 70 oder 80 Folgen zu erzählen, hat mir sehr gut gefallen. Wir schaffen es in der ersten Staffel nicht einmal ganz durch das erste Buch. Wir können uns Zeit lassen und wirklich auf die Charaktere eingehen. Die Bücher enthalten wenig Emotionen, es geht eher um Ideen und Philosophien. Aber ich denke, wenn die Menschen sich solche Serien ansehen, sind es die Gefühle und Charaktere, die sie fesseln.

Ich musste also Wege finden, Asimovs Designs abzugrenzen und sie in die Charaktere einzuarbeiten. Und das hat mich dazu gebracht, die genetische Dynastie zu erschaffen, die es im Buch nicht gibt. Im Buch stellt sich das Imperium gegen jegliche Art von Veränderung, es ist unnachgiebig und starr. Und ich dachte, was ist die verrückteste Darstellung dafür? Wie kann man das überspitzen? Was wäre also, wenn das Imperium darin besteht, dass derselbe Imperator sich wieder und wieder und wieder klont und sein Ego so der gesamten Galaxie auferlegt? Das war meine Art, Asimovs Design auf den Grund zu gehen. Und das hat zu all den interessanten, charakterlichen Dingen geführt, die wir mit dem Imperator machen konnten. Es hat mir erlaubt, die Imperatoren als Monster darzustellen, aber auch als mitleiderregende Figuren, die sich verzweifelt voneinander abgrenzen möchten und im Schatten von Cleon I. leben. Diese Herangehensweise ist im Prinzip beispielhaft dafür, wie ich die ganze Serie angegangen bin.

Asimovs Schreibstil ist berühmt für seine Direktheit. Hat es sich für dich angefühlt, als ob du viel Freiheit hattest, diesem Universum deinen eigenen kreativen Stempel aufzudrücken?

Ein bisschen … Ich war ein Fan der Bücher, daher bin ich es auch als Fan angegangen. Ich glaube nicht, dass die Serie Erfolg haben würde, hätte ich die Bücher nicht gemocht. Als einen der ersten Schritte habe ich versucht, alle Themen und Elemente des Buchs zu bestimmen, von denen ich dachte, dass sie unbedingt nötig sind. Ich habe mich an das Asimov Estate gewandt und gesagt: „Diese Dinge habe ich als das herausgestellt, was Foundation zu Foundation macht. Stimmt ihr dem zu, was ich gefunden habe?“ Und sie haben gesagt: „Ja, das scheinen die wichtigsten Elemente zu sein.“

Als Asimov diese Bücher geschrieben hat, hat er sie als Spiegelbild der damaligen Gesellschaft benutzt. Aber das war vor 70 Jahren in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Wir sind 70 Jahre davon entfernt. Wenn ich der Gesellschaft also einen Spiegel vorhalten will, muss ich auch über die heutige Zeit schreiben. Ich möchte den Leuten keine Moralpredigt halten, aber ich möchte subtil die heutige Zeit ansprechen.

Hattest du einen kreativen Durchbruch beim Einfangen der Essenz dieser bekanntermaßen komplexen Serie für ein modernes Publikum? Gab es einen Moment, in dem du gesagt hast: „Jetzt weiß ich, wie ich es machen muss“?

Ja, tatsächlich hat es mit Gaal angefangen. Die Original-Trilogie ist aus der Perspektive von Gaal geschrieben. Asimov hat das sehr clever angestellt. Wenn wir Gaal kennenlernen, kommt er gerade auf Trantor an, nachdem er durch den Weltraum gereist ist … [Gaal] kann für das Publikum Augen und Ohren sein. Man muss die Bücher nicht gelesen haben oder über Psychohistorie oder das Imperium Bescheid wissen … Man muss nicht wissen, wie es ist, durch das Weltall zu reisen, den Raum zu falten. Das Tolle daran ist, man kann sich einfach fragen, wie es wohl ist, für diesen Provinzler, der eine engstirnige Welt hinter sich lässt und das erste Mal in eine Großstadt kommt. Was bedeutet es emotional, in ein Raumschiff zu steigen, sich in der Schwerelosigkeit zu befinden und panisch zu werden, wenn sich der Raum faltet und man Zeit und Raum durchbricht?

Dann habe ich über die Form der Raumschiffe nachgedacht. Wir sagen zwar Raumfaltung, aber das Imperium ist eine Art Patriarchat. Sie stellen es sich nicht als Raumfalten vor, sondern als ein Schneiden oder Spalten des Raumes. Dadurch kommt der Gedanke an Klingen auf. Deshalb habe ich gesagt, ich möchte, dass die Schiffe des Imperiums wie Messerklingen aussehen, die wortwörtlich den Raum durchschneiden. Alles ergibt sich aus der Geschichte und den Charakteren. Wenn Gaal unser Tor zu Foundation ist und Gaal nicht viel über das Universum weiß, das wir erkunden … dann ist das ein echtes Geschenk für den Erzähler einer Geschichte und hoffentlich auch ein Geschenk für das Publikum.

Im Buch erfährt der Leser schnell, dass der Untergang der Zivilisation unausweichlich ist und die Menschheit Äonen lang durch ein dunkles Zeitalter stolpert. Das sind finstere Voraussetzungen – wie hält man die Zuschauer emotional verbunden mit einer Show, in der so unbegreiflich viel auf dem Spiel steht?

Das ist eine gute Frage. Im Endeffekt war Asimov ein Optimist … Er hatte großes Vertrauen in die Menschheit, in Findigkeit, Technologie, Rationalismus. Später – in den 70ern und 80ern – wurde Science-Fiction wesentlich dystopischer und finsterer. Während meiner Karriere habe ich an vielen düsteren Projekten gearbeitet. Ich denke, nachdem ich Vater [wurde], gefiel mir der Gedanke, etwas zu machen, bei dem viel auf dem Spiel steht, das aber grundsätzlich eine Botschaft voller Hoffnung und Optimismus besitzt. Wenn wir zusammenarbeiten, können wir es durch die dunklen Zeiten schaffen. Für mich als Vater war es wichtig, diese Botschaft zu vermitteln.

Als ich mit dem Projekt angefangen habe, war das noch vor der Zeit der Pandemie. Und all das wurde auf unheimliche Weise relevanter, als wir uns in der Nachproduktion befanden. Es war unglaublich schwer, die Serie während der Pandemie zu drehen. Die Darsteller und die Crew waren alle über ein Jahr lang isoliert. Wir konnten nicht nach Hause. Manchmal, während wir gefilmt haben, habe ich den Darstellern und der Crew Szenen gezeigt, an denen wir gearbeitet haben. Und ich denke, dass wir alle das Gefühl hatten, dass wir etwas tun, das es wert ist, und etwas, das den Menschen vielleicht Hoffnung gibt in diesen finsteren Zeiten.

In Foundation tauchen alle möglichen Konzepte auf: Mathematik, Soziologie, Psychohistorie … Wie integriert man all das auf eine Art und Weise, die dem Original treu bleibt, aber sich nicht nach Univorlesung anhört?

Dafür ist unsere Herangehensweise an Mathematik ein perfektes Beispiel. Hari Seldon hat bekanntermaßen seine mathematische Formel für das Vorhersagen der Zukunft entwickelt [Anm. d. Red.: „Psychohistorie“]. Auf den ersten Blick könnte das trocken und akademisch klingen, wenn man sich nicht für Mathematik interessiert. Während meiner Schulzeit war ich schrecklich in Mathe. Selbst mit Nachhilfe habe ich schlechte Noten geschrieben. Ich hatte immer eine Blockade.

Mathe war für mich langweilig, aber ich wollte es schön darstellen. Also sagte ich zu meinem Designteam, dass ich einen Weg finden möchte, Mathematik zu visualisieren, der anders ist als alles, was wir bisher gesehen haben. Ich weiß, das klingt vielleicht lustig, aber ich möchte, dass Mathe aussieht, wie die Sprache der Engel. Ich möchte, dass es zu einer fast mystischen Erfahrung wird. Es ist also eine ganze Menge Entwicklung in die Mathematik geflossen, viel Konzeptkunst, vorläufige Visualisierungen und Betatests mit den visuellen Effekten. Und wir haben einen optischen Weg gefunden, Mathematik auszudrücken, und das finde ich schön. Und dann sagte ich: „Super.“ Und dann mussten wir nur noch genau das mit jedem einzelnen Aspekt der Show machen.

Gibt es noch andere epische TV- oder Filmserien, die du als Leitbild genutzt hast, um die Produktion in die richtigen Bahnen zu lenken?

Ähm … Nicht viele TV-Serien. Ich würde sagen, an TV-Serien waren es nur, und ich weiß, das wird komisch klingen, Breaking Bad oder Better Call Saul. Ich liebe die Art, wie in diesen Shows erzählt wird. Ich finde es super, wie Vince Gilligan sich Zeit lässt und wie ein großer Handlungsstrang an etwas Winzigem hängen kann, das in einer vorherigen Staffel eingeführt wurde. Er hat wirklich Vertrauen in sein Publikum. Ich liebe die Grautöne, in denen Gilligan seine Geschichten schreibt. Ich interessiere mich nicht für klares Schwarz und Weiß, ich liebe Graustufen, und das ist etwas, dem wir in dieser Show sicher Rechnung tragen werden. Obwohl es also eine abgefahrene Science-Fiction-Serie ist, würde ich sagen, das Breaking Bad und Better Call Saul definitiv die Dinge sind, über die ich im Writers‘ Room am meisten gesprochen habe.

Gibt es irgendetwas in unserer aktuellen Zeit, das in irgendeiner Weise eine Parallele zu Seldons Vorhersagen und der Reaktion des Imperiums darauf wäre?

Also, ganz offensichtlich die Pandemie. Alle Skripte wurden vor der Pandemie geschrieben, und das ist nichts, was man vorhersagen kann. Aber die Tatsache, dass wir vor 100 Jahren eine Pandemie durchgemacht haben und dass es leider so aussieht, als hätten wir selbst 100 Jahre später nicht sehr viel aus dieser Pandemie gelernt … Das ist momentan ein sehr aktuelles Thema. Die Art, wie Wissenschaft politisiert wurde, wie Dinge, die objektive Fakten zu sein scheinen, angreifbar geworden sind. Ich denke, an sowas hatte Asimov großes Interesse.

Mir wäre auch der Klimawandel eingefallen …

Sicher, sicher. Über den Klimawandel haben wir auch nachgedacht, als wird die Show verfasst haben. Aber seit wir sie geschrieben haben, in den drei Jahren, die seitdem vergangen sind, scheint es, als hätten wir einen Wendepunkt erreicht, an dem wir noch nicht waren, als wir die Serie zum ersten Mal adaptierten.

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