Geheimnisvoll, diffus, mehrdeutig - die sagenumwobenen Hintergründe faszinieren
Wer erinnert sich noch an die klassischen Videospiel-Abenteuer der 1980er Jahre? Da gab es üblicherweise kaum oder gar keine Hintergrundgeschichte oder Lore; die Titel erzählten ihre (magere) Story und deren Zusammenhänge allein übers Gameplay. Dann kamen die 1990er – mit ihnen deutlich mehr Narration und Stoff, aus denen Sagen gemacht werden.
Heute bieten manche Rollenspiele geradezu hollywoodreife Geschichten, die bombastisch in Szene gesetzt werden, während sie die Player bei der Hand nehmen. Das kann toll sein, muss es aber nicht. Demon’s Souls geht – damals wie heute – einen Weg. Und der ist erfrischend anders.
Weniger ist mehr
Im Laufe des Abenteuers begegnet ihr zahlreichen mysteriösen Geschöpfen – seien es nun Verbündete, Feinde oder irgendwas dazwischen. Doch hier gibt es keine ausufernden Erklärungen, keine schlüssigen Berichte, die auch nur ansatzweise Gewissheit geben. Es ist eine rätselhafte, eine ambivalente Welt. Und deren Bewohner und ihr Verhalten spiegeln diesen Umstand erstaunlich gut wider.
So wie die rätselhafte Maiden in Black, die zunächst wie eine Nebendarstellerin wirkt und erst im Laufe der Zeit an Bedeutung gewinnt. Doch nur, wer jeden Gegenstand studiert, jedem Hinweis nachgeht, erhält alle verfügbaren Hinweise. Und auch dann bleiben noch viele Fragen offen. Das trifft übrigens auf sämtliche Charaktere zu und verleiht der Welt von Boletaria eine wohlig enigmatische Atmosphäre.
Imposante Randfiguren
Während in anderen Action-RPGs der Protagonist zugleich der Held des Abenteuers ist, trifft das in Demon’s Souls nur bedingt zu. Denn einige Spielmechaniken offenbaren sich erst im zweiten oder dritten Durchgang, und manche Bereiche sind bis zuletzt unfassbar schwierig. Heroische Taten sind möglich; doch wer aufmerksam seine Umgebung studiert, erfährt über (längst vergangenen?) Heldenmut, der die Bedeutung des eigenen Alter Egos und seiner Wirkung zunehmend in Frage stellt.
Wer kann es schon mit dem frommen Saint Urbain aufnehmen, dem nachgesagt wird, er stehe in direkter Verbindung zu Gott? Oder Ostrava of Boletaria, dem treuen Prinzen, der unbeirrt seine hoffnungslose Mission nach Gerechtigkeit verfolgt? Ganz zu schweigen von Old King Doran, der sogar noch im Tod unermüdlich einen ganz besonderen Schatz bewacht.
Dabei lässt euch das Rollenspiel nicht nur freie Hand, wie ihr spielt. Auch die Erforschung der Welt ist stellenweise optional, das Studieren von Artefakten und anderer Items sowieso. Daraus resultiert, dass einige Spieler eher tief in die Lore eintauchen, während andere hier vielleicht bloß an der Oberfläche kratzen. Eines ist jedoch bereits gewiss: Eine außergewöhnliche Erfahrung werden sie alle machen.
Demon’s Souls ist ab sofort exklusiv für PlayStation 5 erhältlich.
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