Die PlayStation.Blog Redaktion und der Entwickler des 2018'er Remake Bluepoint Games erzählen über ihre ergreifendsten Shadow of the Colossus-Momente
Als Hit auf drei Generationen PlayStation-Hardware hat sich Shadow of the Colossus einen ganz besonderen Platz in den Herzen von uns allen erobert. Ab dem Augenblick, in dem ihr euren ersten Riesen zu Fall bringt, wisst ihr, dass hier irgendetwas nicht stimmt … dass es vielleicht falsch ist, diese majestätischen Kreaturen zu erschlagen. Doch das ist nun mal eure Mission und ein Leben steht auf dem Spiel.
Jeder Koloss ist etwas Besonderes. Er hat sein ganz eigenes Aussehen, Verhaltensmuster und ab und zu auch seine ganz persönliche dramatische Orchesterpartitur. Es ist schwer, diese Kämpfe hinter sich zu lassen, ohne von dem herzzerreißenden Drama berührt zu sein, das sich in jeder Szene abspielt. Uns hier bei PS Blog geht es auf jeden Fall so und wir möchten euch gern erzählen, welche Begegnungen für uns die unvergesslichsten waren. Verratet uns doch in den Kommentaren, welcher Koloss euer Favorit ist!
Für diejenigen unter euch, die das Spiel noch nicht gespielt haben: Aufgepasst, bei PS Plus ist es noch bis zum 6. April kostenlos*. Die perfekte Gelegenheit, euch das Spiel herunterzuladen und herauszufinden, was euch bisher entgangen ist.
Randall Lowe (Producer, Bluepoint Games)
In der Anfangsphase des Projekts mussten wir erst noch festlegen, wie das Ganze optisch aussehen sollte. Wir haben mit verschiedenen Ideen herumgespielt und uns schließlich für ein Konzept entschieden, das alle unsere unterschiedlichen Ideen zum Aussehen des Spiels unter einen Hut brachte.
Wir entschieden uns für ein rigoroses Vorgehen – 10 Wochen lang haben wir uns auf einen Bereich des Spiels konzentriert, um unseren Mindestanspruch hinsichtlich der Qualität von Grafik und Gameplay festzulegen, die das fertige Shadow haben sollte.
Nach diesen 10 Wochen trommelten wir das ganze Team zu einem unserer „Dreieck-Meetings” zusammen, wie wir sie intern nannten – denn dort, wo unsere beiden Büroraumflügel aufeinandertreffen, bilden sie ein Dreieck. Bei Shadow gab es dort viel mehr freie Fläche als beim aktuellen Projekt, also war es nur logisch, die Team-Meetings dort abzuhalten. Jedenfalls brachten wir das Team zusammen und gingen diesen „Querschnitt” des Spiels durch, der darin gipfelt, dass man den ersten Koloss aufspürt und besiegt. Das war das erste Mal, dass das Team unsere Version der kompletten Kolossbegegnung sah, inklusive dynamischem Fell, Partikeleffekten, Beleuchtung, Audio … alles fertig zusammengefügt. Ich weiß nicht mehr, wer gerade gespielt hat, aber derjenige ließ Wander pfeifen, um die Aufmerksamkeit des Kolosses zu bekommen.
Mir läuft noch immer ein Schauer über den Rücken, wenn ich an das erste Mal denke, als wir den Koloss stehen bleiben und sich zu uns umdrehen sahen, und wie er dann vorwärts trampelte mit der Absicht, uns zu zerquetschen, wie sich sein Fell hin- und herbewegte und der Boden unter seinen Füßen nachgab. Es war ein unglaublicher Augenblick! Man konnte förmlich den Stolz spüren, den jeder im Team für das empfand, was wir erreicht hatten. Das kollektive „Wow”, das durch den Raum ging, war fantastisch! Jetzt zweifelte keiner mehr daran, dass wir unser Ziel erreicht und den Entwurf für den Rest des Spiels vor uns hatten.
Nachdem jetzt ein paar Jahre vergangen sind, ist es im Rückblick irgendwie witzig, von welcher Ehrfurcht wir ergriffen waren, denn der Bereich um den ersten Koloss hat sich – verglichen mit besagtem Querschnitt – in der Entwicklungsphase noch so sehr verbessert. Doch er hat seinen Zweck erfüllt und uns Klarheit darüber verschafft, wie ein Remake des Spiels, das wir alle liebten, aussehen musste.
Gleichermaßen zeigten die Leute bei unserer PlayStation-E3-Pressekonferenz 2017, als unser Trailer gezeigt wurde, genau dieselbe Reaktion. Das Raunen und die Ausrufe des Publikums beim Anblick des ersten Kolosses zu hören, der sich zu Wander umdreht, war einer der coolsten Augenblicke in unseren beruflichen Laufbahnen.
Brett Elston: Der siebte Koloss
Nachdem ich bereits sechs Kolosse durch hatte, war ich natürlich zuversichtlich und fühlte mich mehr oder weniger gewappnet für die nächste Herausforderung. Zweifüßer, Vierfüßer, größer als alles, was man je im Leben gesehen hatte … klar, alles schon gemacht. Doch als ich den düsteren Schlund sah, in dem eben diese Kreatur hauste, geriet meine Zuversicht doch etwas ins Wanken.
Beim Anblick dieses Kolosses wusste ich, dass Wander nicht nur an Land würde kämpfen müssen. Wie tief ist diese Höhlenlagune, in der die Kreatur lebt? Haust da unten vielleicht noch irgendwas? All die Erfahrung, die ich bis zu diesem Zeitpunkt gesammelt hatte, war plötzlich Geschichte – sie verschwand sozusagen zusammen mit diesem unvergesslichen Koloss in den unerforschten Tiefen.
Während andere Kämpfe in hell erleuchteten offenen Bereichen stattfanden, taucht dieser Gegner regelmäßig unter die Oberfläche ab und löst damit gleichermaßen ein Gefühl der Faszination und eine leichte Form von Thalassophobie aus. Ich werde nie das Gefühl vergessen, wie ich mich festklammerte, während das Untier in der Dunkelheit umherglitt und versuchte, mich abzuschütteln und sich herumzuwerfen und mir eine Art Zitteraal-Angriff zu verpassen. Diese Begegnung hat mich schon zu PS2-Zeiten aufgewühlt und war 13 Jahre später im Remake kein bisschen weniger beeindruckend.
Kristen Zitani: Der zehnte Koloss
Mit ein Grund, weshalb er mein Lieblingskoloss ist, ist ehrlich gesagt, dass ich ihn so unglaublich schwer fand! Als Wander den sandigen Höhleneingang zum zehnten Koloss gefunden hatte, dachte ich wirklich, ich hätte das Spiel langsam im Griff. Die vorherigen Rätsel waren anspruchsvoll und die Kämpfe bittersüß gewesen, aber bis zu diesem Punkt hatte ich immer alles in ein bis zwei Versuchen hinbekommen. Das änderte sich schlagartig, als ich dem zehnten Koloss mit seinen leuchtend gelben Augen gegenüberstand und er mich unter die Oberfläche jagte.
Den Vorsprung auf den Koloss zu halten, war schwer, und meine Pfeile vernünftig abzuschießen, sogar noch schwerer. Doch als ich endlich darauf vertraute, dass Agro auch geradeaus laufen würde, ohne dass ich ihn lenke, und ich dadurch Zeit hatte, richtig zu zielen und diesen schlangenhaften Wächter auszuschalten, war das ein unvergleichliches Gefühl.
Sid Shuman: Der elfte Koloss
Nie werde ich meinen ersten Kampf mit diesem winzigen Faustkämpfer vergessen. Zu diesem Zeitpunkt im Spiel hatte ich bereits zehn majestätische Riesen durch eine Kombination aus Klettern, Springen, Hängen und Erdolchen ausgeschaltet. Ich war also zuversichtlich, vielleicht sogar ein bisschen arrogant.
Dann erscheint dieses winzige Ungeheuer auf der Bildfläche und plötzlich ist alles anders. Er ist nicht groß und langsam, sondern klein und flink, also muss man umdenken. Dieses spannungsgeladene Katz-und-Maus-Spiel erweitert das Spielsystem auf magische Weise um völlig neue Aspekte. So benutzt man zum Beispiel eine brennende Fackel, um den Koloss zurückzudrängen, oder klammert sich mit aller Kraft an ihm fest, während er durch sich windende Schluchten galoppiert. Diese Begegnung war einfach überwältigend und Bestätigung dafür, dass Shadow of the Colossus zu Recht als eines der überraschendsten und innovativsten Spiele aller Zeiten gilt.
Tim Turi: Der fünfte Koloss
Bis zum fünften Koloss findet jeder Kampf auf festem Boden statt. Ich wusste gleich, dass irgendetwas anders war, als ich durch dieses dunkle Wasser watete. Die Angst, dass irgendein gewaltiges Wassermonster Wanders Füße streifte, jagte mir Schauer über den Rücken. Die tatsächliche Begegnung war dann ein echter Schock.
Eine riesige, geflügelte Bestie aus Stein und Blumen stürzte sich von oben herab. Die majestätische Kreatur saß anmutig auf den Ruinen eines Turms und beobachtete jede meiner Bewegungen. Sie war nicht auf einen Kampf aus, sie wollte nur beobachten. Die einzige Spannung in dieser ruhigen Szenerie bot mein gespannter Bogen. Ein winzig kleiner Pfeil segelte durch die Luft und prallte schadlos von der robusten Haut ab. Der Koloss streckte seine beeindruckenden Flügel aus und erhob sich in die Lüfte.
Ich erinnere mich noch an den Adrenalinrausch, als das fliegende Ungetüm im Sturzflug auf mich zugeschossen kam. Das Spiel zwingt den Spieler, dem Teufel ins Auge zu sehen und der Bestie auf die bemooste Schulter zu springen, um auf ihren Rücken zu gelangen. Von da an hat der „Kampf” ein völlig anderes Feeling. Die einzige Gefahr für Wander besteht darin, auf den Flügeln der Kreatur den Halt zu verlieren und in die Tiefe zu stürzen. Nach angreifbaren Siegeln auf den sich hebenden und senkenden Schwingen und dem Schwanz der Bestie zu suchen, war ein berauschendes Gefühl. Die schwindelerregende Höhe erzeugte in mir ein ebenso intensives Gefühl wie die niederschmetternde Tiefe, als ich zusah, wie der Koloss traurig seine Niederlage akzeptierte und im dunklen Wasser versank. Als Buße für Wanders Sünde musste ich mich anschließend aus den nervenzermürbenden, von Schlingpflanzen durchzogenen Tiefen wieder emporkämpfen.
Bis heute ist diese Begegnung für mich der herausragende Moment des Spiels.
Das waren die Highlights unseres Teams, aber da es mehr Kolosse als Teammitglieder gibt, konnten wir hier nicht die komplette Liste abdecken. Und deshalb wenden wir uns an euch!
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