Schwingt euch auf euer Gravcycle und befehligt eure Truppen in V1 Interactives Debüttitel
Gillen McAllister, Content Producer, Sony Interactive Entertainment Europe
Der naheliegendste Vergleich, um zu zeigen, wie sehr sich Disintegration von anderen First-Person-Shootern unterscheidet, ist Titanfall. Dabei geht es mir weniger um vergleichbare Storykonzepte – Fraktionen die sich in der fernen Zukunft bekriegen – oder eine ähnliche Ästhetik – Charaktere und Welten, deren verwittertes Design eine turbulente Geschichte erzählt. Es geht mir vielmehr darum, dass beide Spiele versuchen, neue Ideen in das FPS-Genre einzubringen.
Titanfall bereicherte die Charaktersteuerung um innovative Parkour-Elemente und verknüpfte dies mit der Fähigkeit, die Kontrolle über ein schwer bewaffnetes Exoskelett zu übernehmen. Der Twist von Disintegration ist, dass ihr euch am Steuer eines fliegenden Bikes, dem Gravcycle, befindet, während ihr eine Gruppe von Unterstützungseinheiten mit einzigartigen Fähigkeiten kommandiert.
Eine Designentscheidung, die sich aus den Ursprüngen des Spiels ergab. Es sollte nämlich eigentlich ein traditionelles Echtzeitstrategiespiel werden. Schon in den frühesten Builds zeigte sich allerdings, dass das Spiel nicht aus dem übersättigten Markt hervorstechen konnte. Eine Erkenntnis, die Game Director Marcus Lehto und sein Team von V1 Interactive dazu bewegte, die Entwicklung in Richtung eines RTT-/FPS-Hybriden umzuschwenken.
Während die Robotertruppen ein fester Teil des Spiels blieben, wurde die Spielerkamera durch ein Fahrzeug (Gravcycle) in der Spielwelt ersetzt. Von dort aus sollte man seine Kommandos erteilen und die Bewaffnung des Fahrzeugs nutzen, um sich direkt am Kampf zu beteiligen. Die dazugewonnenen Interaktionsmöglichkeiten bergen aber auch Gefahren, denn ihr werdet dadurch natürlich auch zur Zielscheibe der feindlichen Truppen.
„Wir haben uns sehr viel Zeit genommen, um die perfekte Mischung zu finden. Die Spieler sollten sich zwar am Kampf beteiligen, aber auch auf möglichst intuitive und taktische Art und Weise ihre Truppen befehligen können”, so Lehto zu der Feinabstimmung der grundlegenden Spielmechanik, die euch zwischen zwei unterschiedlichen, miteinander verflochtenen Spielstilen wechseln lässt.
Befehligt eure Crew
Die Spielmechaniken sind weitestgehend identisch, egal ob ihr die Einzelspielerkampagne oder den Multiplayermodus spielt. Mit den beiden Sticks könnt ihr euer Gravcycle in alle Richtungen bewegen und mit L2 und R2 feuert ihr eure Bordwaffen ab.
Mit dem Steuerkreuz wählt ihr eine eurer drei Bodeneinheiten aus. Sobald ihr das getan habt, erscheint ein Fadenkreuz auf dem Bildschirm, welches den Zielbereich der Spezialfähigkeit eurer Einheit anzeigt, die ihr mit der Schultertaste aktivieren könnt. Eure Waffen und Fähigkeiten verfügen allesamt über eine Abklingzeit.
Was die Spielmechaniken angeht, liegt der Hauptunterschied der Storykampagne in der Zeitdilatation. „Die Zeit läuft langsamer ab und erlaubt es euch, mehrere Einheitenfähigkeiten zu benutzen, wozu ihr normalerweise nicht genügend Zeit hättet”, erklärt Lehto.
Euer Gravcycle ist auf eine Flughöhe von etwa 18 Metern beschränkt, während sich eure Truppen in etwa bis zu 15 Meter von euch entfernen können. Befehligt ihr ihnen, dieses Gebiet zu untersuchen, werden sie automatisch verschiedene Aktionen durchführen – je nach Situation: Sie öffnen Türen, erbeuten Reaktoren oder kämpfen gegen feindliche Truppen. Natürlich könnt ihr sie auch jederzeit zurückrufen.
V1 Interactive legt großen Wert darauf, dass euch das Zusammenspiel mit euren Truppen das Gefühl einer „Crew” vermittelt. Crews zählen in der Welt von Disintegration als eine einzelne Einheit.
„Betrachtet das Gravcycle mit seinen Waffen und Cooldowns als eure rechte Hand und die Einheiten auf dem Boden als eure linke Hand.” Lehto betont zudem, dass eine der Grundideen darin bestand, dass es auf dem Schlachtfeld keine Ruhepausen gibt. „Ihr müsst euch in jedem Augenblick aktiv um irgendetwas kümmern.”
Darüber hinaus legt das Studio sehr viel Augenmerk auf die Spielbalance, um hervorzuheben, wie wichtig eure Truppen fürs Überleben sind.
„Es geht nicht um einen Kampf zwischen zwei Gravcycles, wie es in jedem anderen Ego-Shooter der Fall ist”, sagt Lehto. „Ihr könnt versuchen, so zu spielen, aber damit werdet ihr nicht sehr weit kommen.”
Schneller Spaß im Multiplayer
Im 5v5-Multiplayermodus Retrieval nehmen die voreingestellten Crews lose definierte Rollen wie etwa Heiler oder Tanks ein. Die richtige Kombination aus Crews für euer Team zu finden ist essentiell, denn auf dem Schlachtfeld bleibt keine Zeit für Experimente. Dieser Spielmodus ist schnell.
Die Karte, auf der ich gespielt habe, war ein kompaktes Industriegebiet mit kleineren Freiflächen, die durch enge Korridore verbunden sind, während Masten und Laufstege zwischen den Gebäuden die Fähigkeiten der Gravcycle-Piloten auf die Probe stellen. Überall verstreut auf dem Gelände findet ihr Reaktoren, die ihr entweder attackieren oder verteidigen müsst. Mit insgesamt 30 Unterstützungseinheiten auf dem Boden und 10 Gravcycles in der Luft, ist wirklich einiges auf dem Schlachtfeld los. Aber trotz der Vielzahl an neuen Mechaniken, die ich erst einmal verinnerlichen musste, hatte ich einen Mordsspaß an dem zwei Runden dauernden Match.
Die Einzelspielerkampagne und ihre Geschichte
Die Storykampagne ist eine „komplett andere Erfahrung in Sachen Spielerlebnis”, so Lehto. Im Mittelpunkt stehen dabei Erkundungselemente, die sich mit intensiven Feuergefechten abwechseln, während ihr es bei jeder Mission mit einer Vielzahl von einzigartigen Bedrohungen aufnehmen müsst. Das etwas langsamere Spieltempo auf den weitläufigen Karten ermöglicht es euch, die Welt kennenzulernen und euch mit den Mechaniken des Spiels vertraut zu machen.
Aber warum kämpft ihr überhaupt auf dieser kriegsgeschunden Erde der Zukunft? Eine noch ungeklärte Katastrophe hat die Erde erschüttert und die Menschheit dazu gezwungen, ihre Gehirne in Roboterkörper einzupflanzen. Jene, die diese Veränderungen befürworten und den Status quo aufrechterhalten wollen (der Feind, auch bekannt als Rayonne), jagen diejenigen, die das anders sehen (das seid ihr).
Also anstelle eines Kampfes zwischen Supersoldaten, handelt es sich hier um einen Kampf zwischen ganz gewöhnlichen Menschen, die ihr im Laufe der Kampagne näher kennenlernen werdet. Ihr werdet Romer Shoal spielen, der mit seiner Widerstandsgruppe gegen Rayonne kämpft.
Ich frage außerdem, ob der unbeschwerte Humor im Reveal-Trailer repräsentativ für den Grundtenor des gesamten Spiels ist. Lehto bestätigt dies und nennt Joss Whedons Firefly als eine der Inspirationen.
„Ich wollte, dass sich die Charaktere wie normale Menschen verhalten – mit einer Vielzahl unterschiedlicher Hintergründe und gegensätzlicher Sichtweisen … unser Ziel war es, die komplexe Natur ihrer Interaktionen hervorzuheben.”
Die Welt und ihre Hintergrundgeschichte wecken Interesse und die Spielmechanik ist ein kurioser Hybrid aus verschiedenen Spielstilen, der euch dazu ermutigt, über mehr als nur euer Fadenkreuz nachzudenken. Zusammen ergibt dies einen strategischen Shooter, der das Potential hat, mehr zu werden als nur ein neuartiger Genre-Mix. Ich freue mich schon darauf, mich in naher Zukunft zurück an die Roboterfront zu begeben.
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