Der Schöpfer des Spiels berichtet von der kontinuierlichen Geduld und Übung, die nötig war, um Tausende handgemalte Bilder in Unity in Bewegung zu versetzen
José A. Gutiérrez, Creative Director, Teku Studios
Hallo! Ich bin José A. Gutiérrez, Creative Director des kleinen spanischen Indie-Entwicklers Teku Studios. Ich möchte euch gerne von unserem ersten Spiel erzählen, Candle: The Power of the Flame. Es handelt sich um ein wunderschönes 2D-Abenteuer, an dem wir mehrere Jahre gearbeitet haben. Und ich bin so aufgeregt, dass ihr auf PlayStation 4 endlich in den Genuss gelangt, es zu spielen.
Im Spiel schlüpft ihr in die Rolle des kleinen Teku. Nach einem Angriff auf sein Dorf begibt er sich auf eine gefährliche Reise, um den Schamanen seines Stammes zu retten. Alleine mit einer Kerze und seinem Verstand ausgerüstet, muss er auf dem Weg dorthin zahlreiche Gefahren, Fallen und Rätsel überwinden.
Als Spieler werdet ihr ein faszinierendes Abenteuer erleben, heute aber möchte ich über ein anderes Abenteuer sprechen … die Entwicklung von Candle.
Auf der Suche nach etwas Besonderem
Bei der Betrachtung der Bilder zu Candle ist euch vermutlich aufgefallen, dass diese ziemlich einzigartig aussehen, oder? Der Grund dafür liegt darin, dass die komplette Grafik des Spiels mit Aquarellfarben handgemalt wurde. Das Endergebnis sieht fantastisch aus, aber glaubt mir, die Produktion war der absolute Wahnsinn.
Warum also entschieden wir uns, ein Videospiel im Aquarell-Look zu erschaffen? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zurück ins Jahr 2012 reisen.
Zu dieser Zeit war ich Student der Bildenden Künste. Ich lernte einen Kommilitonen kennen, der sich gerade mit den Grundlagen des Programmierens beschäftigte. Wir beide liebten Videospiele und hatten den Wunsch, selbst eins zu entwickeln. Als Künstler hat mich die Konzeptkunst, die die Produktion eines Videospiels begleitet, stets fasziniert.
Gelegentlich gefielen mir diese Bilder sogar noch besser als die endgültige Grafik im Spiel selbst! Ich fragte mich, ob es möglich wäre, ein Spiel zu erschaffen, das den Look von Konzeptillustrationen verwendet. Und so entschieden wir uns, die Grafik zu Candle: The Power of the Flame mit traditionellen Maltechniken anzufertigen.
Ein wirklich einmaliger … und komplizierter Prozess
Der grafische Aspekt von Candle durchlief seit unseren ersten Versuchen zahlreiche Veränderungen. Zunächst verwendeten wir Acrylfarben, durch die das Spiel einen ziemlich dunklen, geradezu dekadenten Anstrich erhielt, beinahe wie in einem Horrorspiel.
Als wir die Charaktere und Tekus Welt entwarfen, wurde uns jedoch klar, dass das Spiel viel Humor aufweisen würde. Und so entschieden wir uns für eine radikale Veränderung. Dank der Aquarelltechnik, der eine farbliche Klarheit innewohnt, waren wir in der Lage, dem Spiel eine buntere, heiter strahlende Optik zu verpassen.
Zudem wurde es für uns zu einer echten Herausforderung, Tausende von Aquarellfarbenbildern zu malen, da es nicht nur um die Umgebung ging, sondern auch um die Animationen.
Die schiere Menge der Bilder war dabei nur ein Faktor. Am Ende mussten diese schließlich genau zueinanderpassen, um den Spieler nicht zu verwirren, sobald sie in Bewegung versetzt wurden!
Aquarelle zu malen, kann äußerst kompliziert sein, es erfordert viel Geduld und Praxis. Anders als bei Öl- oder Acrylfarben können Fehler nicht durch Übermalen ausgebessert werden (und natürlich lassen sich Fehler nicht durch Strg + Z rückgängig machen).
Aus diesem Grund nahm es teilweise doppelt so viel Zeit in Anspruch, eine einzelne Etappe zu malen, als mit digitalen Mitteln.
Der Prozess erforderte sorgfältige Planung, da jedes Level-Element einzeln gemalt werden musste, um dann in Unity integriert zu werden. Anders als in Photoshop können die restlichen Schichten dabei nicht als Verweisrahmen dienen.
Am Anfang hatten wir uns gewundert, warum bislang keiner auf die Idee gekommen war, ein Spiel mit traditionellen Techniken zu erschaffen … Jetzt kannten wir die Antwort!
Ein weiteres großes Problem stellte die traditionelle Animation dar. Jede der Animationen wurde auf einem Leuchttisch – Frame für Frame – mit einem Bleistift gezeichnet. Anschließend zeichneten wir jeden einzelnen Frame auf Aquarellpapier nach und malten ihn separat aus.
Dabei handelt es sich um einen langwierigen und schwierigen Vorgang, besonders, wenn man über keine Animationserfahrung verfügt.
Um die Animationen in Candle bewältigen zu können, musste ich zuvor mehrere Monate üben. Häufig warf ich alles weg, woran ich gearbeitet hatte, um noch einmal von vorne zu beginnen, bis mich das Ergebnis schließlich überzeugte.
War es das wert? Auf jeden Fall …
Es ist schwierig, das Gefühl zu beschreiben, als wir Candle: The Power of the Flame zum ersten Mal auf PlayStation 4 zu Gesicht bekamen. All die Aquarellfarben waren plötzlich zum Leben erweckt worden. Es war ein lebendes, atmendes Gemälde.
Sämtliche Tupfer sind auf dem Bildschirm zu erkennen, selbst die Textur des Papiers ist zu sehen. Da es sich bei sämtlichen Animationen um Handarbeit handelt, waren diese nicht im herkömmlichen Sinne perfekt, sodass sie auf gewisse Weise „vibrierten”. Wir glauben, dass das Spiel durch diese kleinen Mängel sogar noch besser aussieht, besonders auf einem 4K-Fernseher.
Die Charaktere heben sich lebendig vom Hintergrund ab und sind so problemlos erkennbar.
Denkt jedoch daran, dass die Aquarellfarben in Candle: The Power of the Flame nicht nur schön aussehen sollen. Viele der Rätsel sind so angelegt, dass ihr die Landschaft und ihre Bewohner auf Hinweise sorgfältig absuchen müsst.
Wir hoffen sehr, dass ihr mit diesem Erlebnis Freude haben werdet. Und das wird auch bald möglich sein, denn Candle: The Power of the Flame ist ab dem 26. Juli erhältlich.
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