God of War: Wie Kratos’ Sohn Atreus von einem Konzept zur Realität wurde

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God of War: Wie Kratos’ Sohn Atreus von einem Konzept zur Realität wurde

Game Director Cory Barlog gewährt einen Einblick in die Entstehung des Charakters


Fred Dutton, SIEE:

Wie ihr nach den beiden bisher veröffentlichen Trailern vielleicht schon vermutet, hat das Sony Santa Monica Studio ein paar große, wagemutige Ideen für Kratos’ bevorstehendes PS4-Abenteuer.

Die Götter des Olymps sind Geschichte. Kratos hat seinen Rachedurst gestillt und lebt jetzt friedlich im Reich der nordischen Götter und Monster. Aber er ist nicht allein. Im Mittelpunkt der verwegenen Neuauflage der langjährigen Serie präsentiert das Studio Atreus, Kratos’ Sohn. Der junge Mann begleitet euch durch das gesamte Spiel, denn Vater und Sohn brechen zu einer zutiefst persönlichen Reise in die nordische Wildnis auf.

Doch es ist kein gewöhnlicher Ausflug in die Wälder. Der Weg der beiden ist sowohl eine physische Reise von A nach B als auch eine emotionale. Atreus ist das Ergebnis aus Kratos’ zweitem Exkurs in die Vaterschaft und um auch wirklich ein richtiger Vater zu werden, muss Kratos sich mit seinem Zorn auseinandersetzen und seine Menschlichkeit zurückgewinnen. Umgekehrt muss sich Atreus mit seinem eigenen Schicksal abfinden und lernen, sich weniger wie ein wehrloses Kind und mehr wie ein Gott zu verhalten. Wie ich immer sage: Das Leben ist kein Ponyhof.

Um mehr zu erfahren, haben wir uns letzte Woche auf der E3 mit dem Game Director Cory Barlog zusammengesetzt und er war so nett, uns die Entstehung der Figur Schritt für Schritt zu erläutern:

1) Den richtigen Look für Atreus zu finden, war nicht leicht …

Nachdem sich Cory Barlog für das zentrale Thema des Spiels entschieden hatte, war die erste Herausforderung die Entscheidung darüber, wie Kratos’ Sprössling aussehen sollte. Angesichts der starken Persönlichkeit und des einzigartigen Aussehens des Protagonisten keine leichte Aufgabe …

„Zuerst versuchte ich, unseren Grafiken zu beschreiben, was Atreus bevorstand und was er bereits durchgemacht hatte”, erinnert sich Barlog. „Ich erläuterte ihnen die Welt, die er kennenlernen würde – eine nicht besonders freundliche Welt. Aber ich glaube nicht, dass das dem Team wirklich weitergeholfen hat.”

Als Nächstes sammelten Barlog und sein Team Referenzfotos, aber auch das half ihnen nicht wirklich dabei, sich ein Bild von Atreus zu machen.

„Irgendwann setzten wir uns zusammen und fragten uns: ‚Wie hätte Kratos selbst im Alter von 10 ausgesehen? Lasst uns das skizzieren und sehen, ob es uns eine Vorlage liefert’. Aber auch das hat nicht funktioniert – es sah einfach total albern und schräg aus.”

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2) Atreus’ Aussehen ist einer echten Person nachempfunden

Das Team rannte weiter gegen Mauern, bis der Casting-Prozess begann. Und da schlug die göttliche Fügung zu …

„Wir trafen Sunny Suljic und sein Vorsprechen war dermaßen überragend, dass ich so bei mir dachte: ‚Gott, der Junge ist unglaublich.’ Und das Verrückte daran: Er sah ganz genauso aus, wie ich mir Atreus vorgestellt hatte.

Ab da lief alles wie von selbst. Die ersten Bilder nach den Scans von seinem Gesicht waren umwerfend, und dabei hatten wir ihm noch gar keine Haare verpasst. Er hat diese großen blauen Augen und diesen unschuldigen Blick, sieht aber gleichzeitig so aus, als hätte er schon vieles gesehen. Er war perfekt.”

3) Die Beziehung zwischen Kratos und Atreus wurde in einer Kurzgeschichte umrissen

Ebenso schwierig wie die Entscheidung über Atreus’ Aussehen war die Entwicklung seiner Persönlichkeit und der Vater/Sohn-Beziehungsdynamik. Das Grundgerüst dieser Beziehung war ursprünglich in einer Kurzgeschichte umrissen, die Cory ganz am Anfang der Entwicklungsphase geschrieben hatte und die seinem Autorenteam – Rich Cobert und Matt Sofos – als Grundstein dienen sollte.

Sie war ziemlich gradlinig – nur ein kurzer Schnappschuss von Kratos und Atreus bei einem Jagdausflug im Wald -, aber sie lieferte dem Team den entscheidenden Kontext, um Barlogs Vision Realität werden zu lassen.

„Ich habe diese Story für den Rest des Teams geschrieben”, erinnert sich Barlog. „Sie konnten sie lesen, sie visualisieren und sich in sie hineinversetzen. Sie lieferte ihnen dieses ‚Ah, das ist aus Kratos geworden und das ist sein Sohn.’ Ich glaube, die Kurzgeschichte hat wirklich den richtigen Rahmen gesetzt.”

Und tatsächlich haben wir diese Kurzgeschichte dann als Ausgangspunkt für unseren Enthüllungstrailer auf der E3 2016 genutzt.

4) Kratos in der Vaterrolle darzustellen, hat eine Weile gedauert …

Tja, was für eine Art Vater ist Kratos genau? Immerhin ist das der Kerl, der Helios den Kopf abgerissen und ihn als Laterne benutzt hat – er ist nicht gerade der gefühlsbetonte, fürsorgliche Typ.

„Es war echt schwer, hier die richtige Herangehensweise zu finden”, stimmt Barlog zu.

„Kratos ist nicht unbedingt der Typ, der besonders viel mit dir redet. Ich glaube, viele von uns haben Väter, die aus einer nicht sehr redseligen Generation stammen. Das waren Männer, die nicht viele Worte machten. Das bedeutet nicht, dass man eine schlechte Beziehung hatte, es heißt einfach nur, dass man oft nicht besonders viel miteinander geredet hat.”

Es brauchte seine Zeit, bis der neue, reifere Kratos Gestalt annahm, und die ersten Versuche des Autorenteams trafen den Nagel noch nicht genau auf den Kopf.

„Gewisse Leute im Team hatten einiges zu unseren frühen Entwürfen zu sagen”, erinnert sich Barlog. „Ich meine, eine Person hätte eine der ganz frühen Versionen sogar als deprimierend bezeichnet; dass Kratos einfach zu hart zu Atreus sei und wir es zu weit getrieben hätten.

Aber dieses Feedback brachte uns letztendlich zu diesem magischen Moment bei der Erst-Enthüllung auf der E3, der Szene, in der Kratos gerade Atreus anbrüllen will und sich gerade noch rechtzeitig bremst. Er zwingt sich, sich zu beruhigen, und erklärt Atreus dann mit zusammengebissenen Zähnen, was er falsch gemacht hat. Und das ist real; das ist ein Augenblick der Wahrheit. Das war nicht sofort da; das entstand erst durch die anfänglichen Schwierigkeiten, die das Team und ich hatten.”

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5) Wie bringt man einem Jungen bei, wie man zum Gott wird?

Wie oben schon erwähnt gibt es zwei anspruchsvolle Erzählbögen in God of War auf PS4. Erstens, wie stellt man die Entwicklung eines gewöhnlichen Jungen zum Gott dar? Das ist eine echte Herausforderung für jedes Autorenteam.

„Es geht nicht so sehr darum, dass Kratos Atreus beibringt, wie man ein Gott wird, sondern dass er ihn lehrt, nicht die gleichen Fehler zu machen wie er”, stellt Barlog klar.

„Für Kratos ist das Gottsein wie eine Krankheit. Eine Krankheit, die er an seinen Sohn weitergegeben hat, und das will er nicht. Bei unseren Kindern erkennen wir oft unsere eigenen Fehler – die schlimmsten Seiten unseres Selbst, und das überdeutlich. Aber Kratos hasst einfach alles an seinem Götterdasein. Er will nur sicherstellen, dass die Fehler, die er begangen hat, nicht weitergegeben und wiederholt werden.

Andererseits muss er natürlich dafür sorgen, dass sein Sohn sich zu behaupten weiß – das da draußen ist keine nette Welt …”

6) Und wie bringt man einem Gott Menschlichkeit bei?

Im Gegenzug ist es Atreus’ Aufgabe – wenn auch vielleicht unterbewusst -, seinen Vater Menschlichkeit zu lehren. Wer von den beiden hat nun die schwierigere Aufgabe?

„Atreus!”, antwortet Barlog wie aus der Pistole geschossen.

„Kratos’ Menschlichkeit ist in einem Winkel tief in seinem Inneren eingeschlossen. Der Weg dorthin ist lang und beschwerlich. Aber wenn Kratos erst einmal dort angelangt ist, wird die Beziehung zu seinem Sohn ein Kinderspiel. Er hat sie einfach nur so lange Zeit unterdrückt.”

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