Mit diesen Argumenten will das Abenteuer sogar jene überzeugen, die das Musou-Genre bislang konsequent gemieden haben.
Was gibt es Schöneres, als unzähligen Feinden mit spektakulären Moves so richtig Dampf zu machen? Sich als großer Held in einer riesigen Fantasy-Welt zu fühlen? Ganz in der Tradition von Dynasty Warriors geht es auch im zweiten Teil der Saga ordentlich zur Sache. Doch der spaßigen Action in den Musou-Games (abgeleitetet vom japanischen Namen der Warriors-Reihe) standen in der Vergangenheit oftmals dramatisch wenig Tiefgang und Abwechslung gegenüber. Nicht so bei Dragon Quest Heroes II, das – noch stärker als sein ohnehin schon sehr guter Vorgänger – mit einigen Tugenden aufwartet, die den gewissen Unterschied machen. Und um welche Vorzüge es sich hierbei genau handelt, erfahrt ihr jetzt.
Große Vielfalt
Gleich zu Beginn des Abenteuers wird deutlich, dass hier spielerisch mehr Substanz als gewohnt vorhanden ist. Anstatt der immer gleich ablaufenden Kämpfe, für die das Subgenre bekannt, ja berüchtigt ist, besinnt sich der Titel stärker denn je auf seine Rollenspiel-Wurzeln. Klar, auch hier finden sich Hundertschaften an stumpfen Gegnern, die einfach nur aus dem Weg zu räumen sind. Aber die Dimensionen der Schlachten sind etwas überschaubarer als üblich ausgefallen und überzeugen stattdessen mit präziser Mechanik und erstaunlich viel spielerischen Tiefgang. Zudem kommen in regelmäßigen Abständen feindliche Einheiten dazu, die euer Können ordentlich auf die Probe stellen. Da trifft es sich gut, dass sich die musikalische Untermalung noch um eine Ecke epischer präsentiert als das Prequel , was den intensiven Schlachten noch mehr Atmosphäre verleiht. Es ist eben ein Dragon-Quest-Spiel, nur eben ohne rundenbasierte Kämpfe.
Endgültig vorbei auch die Zeiten, in denen Standbilder und Dialogboxen eingeblendet wurden, im notdürftig eine wirre Geschichte zusammenzuhalten. In Dragon Quest Heroes II dagegen erfreut ihr euch an wunderbar inszenierten Cutscenes, die eine erfreulich unterhaltsame Story vorantreiben. Dabei bilden die Auseinandersetzungen mit den denkbar abgefahrenen Gegnern ein stimmiges Ganzes. Und es gibt einfach so viel zu tun: Folgt der Hauptstory, geht auf eine der zahlreichen Sidequests, schließt euch online mit anderen Spielern zusammen, um ein geheimnisvolles Labyrinth zu durchqueren oder begebt euch solo in die riesigen Gebiete, wo ihr nach Herzenslust forscht, kämpft und levelt. Und dann sind da noch ein überarbeitetes Klassensystem, Alchemie und die zahlreichen Monster Medals im Spiel, die euch das Beschwören von Kreaturen im Kampf ermöglichen. Es steckt einfach viel mehr Rollenspiel drinnen, als ihr vielleicht dachtet.
Reichhaltige Erzählung
Das trifft ebenfalls auf die Story von Dragon Quest Heroes II zu. Im Gegensatz zu den typischen Warriors-Spielen, nicht gerade für ihre tiefgründigen Geschichten berühmt, besinnt sich der Titel klassischer Erzählkunst. Zwar wird hier das Rad nicht neu erfunden, aber das ist auch gar nicht nötig, um eine spannende Rahmenhandlung für die süchtig machenden Scharmützel zu erschaffen. Ein Kontinent, der von finsteren Mächten und einer schrecklichen Prophezeiung bedroht wird? Zugegeben, das kommt einem schon irgendwie bekannt vor. Aber dank liebenswerter Charaktere (altbekannte wie neue), vor Humor nur so sprühender Dialoge und ganz wunderbarem Art Design – eben all den etablierten Vorzügen der Dragon Quest Reihe – hebt sich die Handlung locker vom durchschnittlichen Einheitsbrei ab. Dabei haben die Entwickler Omega Force und Publisher Square Enix diesmal auch die ein oder andere dramatische Wende parat und das Abenteuer mit ausreichend politischen Intrigen versehen, um die Spannung bis zum Ende aufrecht zu erhalten. Die erzählte Geschichte ist diesmal so reichhaltig, sie könnte glatt in einem der Hauptteile der Serie brillieren. Und jeder, der die klassischen Dragon Quest RPGs kennt, weiß, welch hohes Niveau dort geboten wird.
Spannende Welt
Die stärkere Orientierung an der Hauptreihe zeigt sich auch an den nun noch größeren Gebieten, die das Herz jedes Erforschers höher schlagen lässt. Denn es gibt hier so viel zu entdecken; und dank zahlreicher Wege, die erst später offen, aber womöglich voller Loot sind, kehrt ihr später ohne Bedenken mit anderen Charakteren zurück, um es erneut zu versuchen. Es ist zudem ein geschickter Schachzug, um aus den insgesamt 15 spielbaren Helden das Maximum herauszuholen. Immerhin spielen sich jene teils dramatisch unterschiedlich. Und das bringt eben nur der Praxistest zum Vorschein. Deshalb auch die entsprechende Mechanik, die euch erlaubt, on the fly, also jederzeit, Kämpfer zu wechseln. Das ist nicht nur praktisch und der Abwechslung zuträglich, sondern stellt außerdem eine nicht zu unterschätzende strategische Komponente dar.
Die verschiedenen Karten sind zudem weitgehend miteinander verbunden. Das bedeutet, ihr erkundet den riesigen Kontinent beinahe ohne Unterbrechungen. Im Zuge der Hauptstory erlebt ihr dann immer wieder sogenannte Battle-Stages – das umgesetzte Äquivalent zu einem klassischen Rollenspiel-Dungeon. Dort finden sich für das Subgenre erstaunlich spannende Bosskämpfe, die all jene umgehend bestrafen, für die Button-Mashing die einzige Option ist. Aber auch unaufmerksame Spielernaturen könnten bei besonders großen gegnerischen Brocken ihr blaues Wunder erleben. Also, aufmerksam durch die Landschaft gehen, feindliche Angriffsmuster studieren, erst dann den Helden spielen.
Die Areale wurden allesamt mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Und der kombinierte Effekt von groß angelegter Erforschung und intensivem Dungeon Crawling verleiht Dragon Quest Heroes II eine Frische, die den meisten JRPGs und westlichen Rollenspielen am Markt leider fehlt. Von diesem Werk dürfen sich andere Entwickler also ruhig einiges abschauen. Denn ganz nebenbei wird hier das hartnäckige Vorurteil, das Genre sei technisch und spielerisch hoffnungslos verloren, widerlegt.
Schöne Optik
Und auch in Sachen Grafik gibt sich der Titel keine Blöße. Ganz im Gegenteil: Es ist offensichtlich, dass hier viel Geld investiert wurde, um eine denkbar malerische Kulisse für euer Abenteuer zu liefern. Wer zudem ein Fan von Akira Toriyama ist, wurde einfach schon zu oft enttäuscht. Schließlich gibt es mehr als genug andere Titel, die seine einzigartigen Artworks eigentlich nicht verdienen. Hier dagegen wirken seine feinen Kreationen lebendig; von den Protagonisten über die Gegner bis hin zu den unbedeutendsten NPCs fühlen sich die Figuren an, als ob aus einem Cartoon (fantastische) Realität wurde.
Die Animationen, flüssig und detailliert bis in die kleinsten Details, erfreuen ebenso das Auge wie fast durchgehend konstante 60 Bilder pro Sekunde. Satte Farben und dynamische Beleuchtung bis in die entlegendsten Winkel jener Welt bringen das Medium Videospiele so nah an die ikonischen Pixar-Filme heran wie kein zweites vergleichbares Werk. Hier gelang eine grandiose Vereinigung von herausragendem Artdesign mit beinahe makelloser Technik. Noch nie hat es so viel Freude bereitet, die einzigartigen Monster der Reihe nach Herzenslust zu verhauen, wie in Dragon Quest Heroes II.
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