Fünf Cosplayerinnen erzählen, was ihnen die Schöpfung von Guerrilla Games bedeutet
Gillen McAllister, Content Producer, SIEE:
Schon vor der Veröffentlichung von Horizon Zero Dawn schlägt die Protagonistin Aloy weltweit viele kreative Köpfe in ihren Bann. Das Resultat sind jede Menge Fan-Kunst und unglaubliche, selbst gefertigte Kleidung. Wer „Aloy Cosplay” googelt, erhält über 100.000 Ergebnisse – sie ist also bereits ein Star im Cosplay-Universum. Nicht ohne Grund veröffentlichten ihre Schöpfer von Guerrilla Games darum im letzten Jahr einen kostenlosen, 13-seitigen Cosplay-Leitfaden. Dieser führt im Detail die verschiedenen Elemente ihrer Kleidung auf, während hochauflösendes Bildmaterial die Cosplayer unterstützt, die ihren Look einfangen wollen.
Kurz gesagt, schon einen Monat vor der Veröffentlichung steht Aloy im Rampenlicht.
Bereits letztes Jahr konntet ihr vielleicht auf Conventions schon einige Fan-Kreationen erspähen. Letzten Monat trafen ein paar Cosplayerinnen im Rahmen eines Vorschau-Events in Amsterdam, dem Heimatort des Entwicklerstudios, bei einer großen „Horizon Zero Dawn”-Veranstaltung zusammen. Jede von ihnen gab auf die Frage nach ihrem ersten Eindruck von Aloy zu, dass sie sich sofort von ihr angezogen fühlten.
„Ich hab mich einfach verliebt”, erklärt Nadia Baiardi direkt. Die seit zehn Jahren als Cosplayerin aktive Italienerin erinnert sich an die intensive Präsenz Aloys im Ankündigungs-Trailer. „Sie strahlt so viel Stärke und Selbstbewusstsein aus. Allen Hindernissen zum Trotz geht sie ihren eigenen Weg.”
Auch auf die anderen machte ihre starke Persönlichkeit Eindruck. „Schlagartig bewunderte ich sie”, erzählt Inouchka Kreuning-Eenink. Sie ist seit sechs Jahren als Cosplayerin dabei und trägt das Pseudonym Raven Star. „Wie sie so herumlief, war sie wirklich cool, und sie ließ sich von niemandem etwas sagen. Ich sagte zu mir: Sie hat es einfach drauf. Ich werde versuchen, in ihre Haut zu schlüpfen.”
Die Anfertigung des Outfits erforderte viel Hingabe. Inouchka hat ihre Nachbildung von Aloys Look, für die sie etwa 300 Stunden gebraucht hat, in einer hilfreichen Anleitung für andere Fans zusammengefasst. („Dafür bin ich [ihr] zutiefst dankbar und das sage ich auch jedem”, meint Cosplay-Neuling Klaudia Baltica Wojnarowicz, die von den Online-Videos profitiert hat und mit ihrer polnischen Landsmännin, der professionellen Vollzeit-Cosplayerin Margorzata Janikowska angereist ist.)
Sowohl Nadia als auch Sophia Ditzell aus Deutschland (eine weitere Cosplayerin mit 12 Jahren Erfahrung) benötigten für ihr Outfit zwischen drei und vier Wochen. Die polnischen Cosplayerinnen waren jeweils in zwei Monaten fertig.
Nicht einig sind sich die Schöpferinnen hingegen bei der Frage, welches Element am schwersten zu verwirklichen war.
Bei Nadia waren es die verschiedenen Farben und das Styling ihrer Perücke. („Ich kann gut nähen. Dafür sind andere Dinge wie die Perücke dann umso schwieriger.”) Laut Sophia waren die Haare ein Kinderspiel im Vergleich zum Rock. Ähnlich erging es Klaudia, die den Rock mit nur einer Hand fertigstellen musste, nachdem sie sich die andere Monate zuvor verletzt hatte. „[Das] war einfach nur schlimm!”, sagt sie, als sie sich an die Mühe erinnert.
Obwohl auch Inouchka erklärt, dass allein ein Drittel der 300 Stunden für das komplette Outfit in dieses spezielle Kleidungsstück geflossen ist („Einfach, weil es aus Leder ist. Mit der Maschine geht das nicht, man muss alles per Hand machen.”), gesteht sie, dass es gleichzeitig ihr Lieblingsstück ist, da sie so erst die feinen Details des Outfits zu schätzen gelernt hat.
„Erst nach gut 50 Stunden erkannte ich, dass auf dem Rock tatsächlich Horizonte zu sehen sind”, lacht sie.
Zumindest bleibt durch die Herstellung in Handarbeit alles authentisch zur Spielwelt. So hebt der Leitfaden hervor, dass die Nähkunst in den Stammeskulturen zwar „primitiv und auf einfache Techniken beschränkt” ist, Aloy ihre Kleidung jedoch mit „großer Sorgfalt” behandelt. „Bei der Arbeit am Kostüm konnte ich mir direkt vorstellen, wie sie an einem Feuer sitzt, Details hinzufügt und kleine Halsketten anfertigt”, schwärmt Inouchka. „Jedes winzige Detail ihrer Kleidung passt genau in ihr Universum.”
„Ich habe so viel dabei gelernt”, meint Margorzata, für die das detaillierte Cosplay eine willkommene Abwechslung darstellte. Später scherzt sie, dass die größte Begabung, die man für ein überzeugendes Cosplay braucht, Geduld ist. Während manche ihrer Kolleginnen einen Speer anfertigten, stellte sie als Teil ihres Cosplays einen realistischen Holzbogen mit Pfeilen her. Wie authentisch genau ihre Ausrüstung war, konnten wir leider nicht testen – ist aber vielleicht auch besser so.
Alle von ihnen haben festgestellt, wie sich Aloys Bekanntheit innerhalb des letzten Jahres rasch erhöht hat. Seit inzwischen 12 Jahren verliert sich Sophia in bekannten Charakteren aus Comics und Videospielen. Sie erzählt von Leuten, die ihr Cosplay schon auf der letzten Gamescom erkannten. („Manche dachten allerdings, ich sei Ygritte [aus Game of Thrones], da ich ihr selbst ohne Kostüm ein wenig ähnlich sehe.) Auch Inouchka hört Aloys Namen immer häufiger.
„Viele meinten: ‚Oh, das ist dieses Mädchen aus diesem Spiel – mit den Dinosauriern!'”, erinnert sie sich lachend. „Aber in den letzten Monaten kam sehr oft: ‚Hey, das ist Aloy’ – die Leute fangen also an, sie zu erkennen. Das ist wirklich erstaunlich.”
Da sich die Veröffentlichung des Spiels zügig nähert, wird die „Aloy-Armee” nun wahrscheinlich noch weiter anwachsen. Dabei geht es jedoch nie um eine bloße Kopie der Figur. Inouchka nimmt sich einen Moment Zeit und betrachtet ihre Kolleginnen, die durch die Event-Halle streifen. „Heute Abend gibt es hier vier oder fünf Aloys, und alle sehen unterschiedlich aus. Alle beziehen wir uns auf eine Figur und verwenden teils sogar dieselben Materialien. Trotzdem bringt jede etwas Einzigartiges zum Vorschein. Deshalb ist Cosplay so cool. Jeder verleiht dem Ganzen seine eigene Note.”
„Es geht um die Technik”, antwortet Klaudia ohne Zögern, als wir sie fragen, ob die Genauigkeit des Kostüms oder die Verkörperung des Charakters wichtiger ist. „Es muss nicht immer hundert Prozent genau sein.” Alle unterscheiden sich voneinander, trotzdem verkörpern sie alle Aloy auf ihre eigene Weise.
Alle werden ihr Cosplay sicher noch bei zukünftigen Veranstaltungen und Conventions tragen. Jetzt gerade sind sie allerdings damit beschäftigt, einen wilden Wächter in der Nähe zu hacken. Mit geübter Leichtigkeit ziehen sie sich in die Schatten zurück. Die Jagd ist eröffnet.
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