Tony Tokyos Japan Ecke: Yakuza 0 – Ein verrücktes Spiel, in dem ihr alles haben könnt

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Tony Tokyos Japan Ecke: Yakuza 0 – Ein verrücktes Spiel, in dem ihr alles haben könnt

Durchstreift Kamurocho und Sotenbori, spielt Out Run oder Karaoke, leitet einen Hostessenclub und erlebt eine spannende Mafia-Story.

Heute beginne ich mit einem Geständnis. Ich habe noch nie Yakuza gespielt. Ihr kennt das bestimmt auch: Ihr hört hier und da von einer Videospielserie und denkt euch, sie klingt eigentlich ziemlich spielenswert. Aber dann erscheint ein anderes, brandneues Spiel. Und danach wieder ein anderes Spiel. Und so gehört diese Videospielserie irgendwann zu den vielen Games, die ihr natürlich auf jeden Fall eines Tages ausprobieren wollt. Aber sind wir ehrlich: Dieser Tag kommt nicht. So war es viele Jahre lang mit mir und der Yakuza-Reihe. Und ich bin so froh, dass diesmal doch dieser eine Tag kam. Ich habe Yakuza 0 gespielt, das seit etwa einer Woche exklusiv für PlayStation 4 erhältlich ist.

“Das japanische GTA” – das wird Yakuza 0 nicht gerecht.

Ihr habt vielleicht auch schon gehört, dass Yakuza das “japanische GTA” sein soll. Der Vergleich soll mir recht sein, wenn er mir und Yakuza 0 eure Aufmerksamkeit einbringt. Aber vermutlich wird dieser Vergleich weder GTA noch Yakuza gerecht. Und ich möchte fast behaupten, Yakuza kommt dabei etwas schlechter davon. Denn Yakuza ist kein japanisches GTA, es ist ein riesiger Spielplatz für Wahnsinnige, auf dem ihr bestimmt, welche Spielzeuge ihr benutzen möchtet. Ihr könnt euch stundenlang in Nebenaufgaben und Minispielen verlieren! Das habt ihr bestimmt auch schon gehört und das ist auf jeden Fall ein Merkmal, das Yakuza ausmacht. Aber wenn das nicht euer Ding ist, macht das auch nichts. Denn ihr könnt genauso gut eine extrem spannende Story mit richtig coolen Charakteren genießen. Oder an jeder Ecke mit einem richtig spaßigen Kampfsystem stumpfe Gangster und Trunkenbolde vermöbeln. Aber, und das macht Yakuza in Wirklichkeit aus, ihr könnt auch ALLES haben – in einem einzigen, total verrückten und einzigartigen Spiel: Yakuza 0.

Das waren jetzt allerhand Vorschusslorbeeren. Beruhigen wir uns ein wenig und gehen die Sache noch einmal von vorne an. Yakuza 0 ist ein Prequel zur Yakuza-Serie und spielt zeitlich vor dem Erstling, der 2006 in Europa für PlayStation 2 erschienen ist. Es folgten etliche Sequels und Ableger, zuletzt erschien in Japan Yakuza 6. Ihr merkt schon, dass es keinen besseren Einstieg in die Serie gibt, als hier und heute mit Yakuza 0. Will man Yakuza 0 in eine Genreschublade stecken, wählt man wohl die mit der Aufschrift “Action-Adventure”. Die Handlung ist 1988 angesiedelt und spielt in Kamurocho und Sotenbori, fiktionale Nachbildungen von real existierenden Stadtteilen in Tokyo und Osaka. Ich war selbst noch nie vor Ort, aber man hört immer wieder, dass Straßenzüge tatsächlich wiederzuerkennen sind. Dort leben Kazuma Kiryu und Goro Majima, unsere beiden Protagonisten. Beide steuert ihr im Spielverlauf durch unzählige Kapitel, um zwei wirklich fesselnden Schicksalen zu folgen.

Kazuma Kiryu und Goro Majima verbindet auf den ersten Blick nur eines: die Yakuza. Doch während Kazuma Kiryu die gefürchtete Yakuza verlassen will, will Goro Majima wieder beitreten. Kiryu ist in einem Waisenhaus aufgewachsen und versucht die einzige Person zu schützen, die ihm soviel bedeutet, dass er für sie sterben würde. Wenn ihr zu Spielbeginn denkt, dass Kazuma Kiryu eine ganz schön coole Sau ist, dann wartet mal ab, bis euch wenig später auch Goro Majima vorgestellt wird, der einen Hostessenclub in Sotenbori leitet. Viel mehr möchte ich über die beiden und deren Geschichten eigentlich nicht verraten. Denn wenn es euch wir mir gelingen sollte, doch endlich mit Yakuza anzufangen, dann werdet ihr diese Geschichten selbst erleben wollen!

Durchstreift Kamurocho und Sotenbori – und macht, was ihr wollt!

Spielerisch ist Yakuza 0, wie erwähnt, ein Action-Adventure. Ihr durchstreift den Stadtteil selbstständig und nach freiem Willen. Wenn ihr die Story vorantreiben möchtet, dann begebt ihr euch einfach zu dem roten Punkt auf der Karte. Das wird euch freilich nicht immer gelingen. Denn an jeder Ecke wartet in Yakuza 0 eine spannende oder total verrückte Nebenaufgabe, die ihr erledigen wollt. Glaubt mir, wenn ich euch sage: Ihr werdet Stunden mit Yakuza 0 verbringen, in denen ihr euch fest vornehmt, die Story voranzutreiben – und es wird euch nicht gelingen.

Im Vorbeigehen hört ihr beispielsweise, wie ein junger Mann seine Freundin auf der Vergnügungsmeile zur Rede stellt, die allerhand Bargeld in der Tasche hat. Er vermutet das Allerschlimmste. Und ihr wollt der Sache natürlich auf den Grund gehen. Es stellt sich heraus, dass die junge Dame unfreiwillig einem Unterwäschering angehört. An einer anderen Straßenecke will eine Crew ein Musikvideo drehen. Ein gewisser Miracle Johnson hat die wahnwitzige Idee, im Musikvideo mit Zombies zu tanzen. Die Zombie-Darsteller gehen in ihrer Rolle aber zu sehr auf und ihr müsst dafür sorgen, dass alles in regelten Bahnen verläuft. Ihr lernt einen jungen Nerd kennen, der eine Telefontasche herumträgt. Ein Vorläufer des Mobiltelefons, aber zum Leidwesen von Kiryu und des Nerds alles andere als ausgereift. Ihr helft dem jungen Nerd gern. Ebenso wie dem Regierungsvertreter, dem ihr gedankenversunken ein paar wertvolle Tipps für Steuererhöhungen gebt. Ob das so klug war? Und das ist nur eine kleine Auswahl der etwa 100 abgedrehten Nebenaufgaben, die euch mehr als einmal mit einem offenen Mund zurücklassen.

Als wären diese Nebenaufgaben nicht bereits ausfüllend genug, gibt es aber auch noch unzählige Minispiele. Wenn ihr es mega cool fandet, in Uncharted 4: A Thief’s End eine kleine Runde Crash Bandicoot zu zocken, dann freut euch mal auf Yakuza 0. In Kamurocho und Sotenbori gibt es SEGA-Spielhallen, die ihr besuchen und in denen ihr Arcade-Games spielen könnt. Und dabei handelt es sich tatsächlich um die echten Arcade-Klassiker, die SEGA ganz einfach in Yakuza 0 realisiert hat. Unter anderem warten Out Run und Space Harrier auf euch. Die Spielauswahl ist dabei vor allem der Zeit geschuldet, ihr der Yakuza 0 spielt, nämlich 1988. In Yakuza 6 könnt ihr sogar Virtua Fighter 5 zocken – mit Onlinemodus. Ihr könnt euch aber auch an einem Greifarm-Automaten probieren, der genauso frustrierend ist wie im echten Leben. Doch damit nicht genug: Yakuza 0 hält weitere Minispiele wie Fischen, Baseball, Karaoke und Bowling für euch bereit. Außerdem könnt ihr euch stundenlang um Immobiliengeschäfte und einen Hostessenclub kümmern, was im Spielverlauf ordentlich Bares abwirft.

Ein spaßiges Kampfsystem mit mehreren Kampfstilen.

Jetzt haben wir uns ganz schön in den Nebenaufgaben und Minispielen verloren… wie passend. Neben der spannenden Geschichte, den Nebenaufgaben und den Minispielen wartet aber wie bereits erwähnt auch noch ein spaßiges Kampfsystem auf euch. Ihr steuert entweder Kazuma Kiryu oder Goro Majima direkt und der Übergang in die Kämpfe erfolgt nahezu nahtlos. Auf den Straßen gibt es eine Art “Zufallskampf” mit herumstreunenden Banden, denen ihr aber auch aus dem Weg gehen könnt. Beginnt der Kampf, könnt ihr per Steuerkreuz euren Kampfstil auswählen und ständig wechseln. Kiryu stehen die Kampfstile Brawler, Rush und Beast zur Verfügung. Brawler ist ein ausgewogener Kampfstil, Rush ein Stil mit schnellen Schlägen und Tritten. Beast dürfte anfangs das Highlight für euch sein. Dabei nutzt Kiryu alles, was er in der Umgebung in die Finger bekommt. In Windeseile zieht ihr Gegnern mit Fahrrädern und sogar Couchteilen eins über die Rübe. Goro Majima verfügt über die Kampfstile Thug, Slugger und Breaker. Thug ist auch hier der ausgeglichene Stil, mit Slugger nutzt ihr Waffen und beim Breaker-Stil Tanzmoves – richtig gehört. Und schließlich könnt ihr auch noch Heat-Actions ausführen, eine Art abgedrehte Finishing-Moves. All diese Stile werden mit der Zeit noch abwechslungsreicher, wenn ihr euch über ein Skillsystem, das optisch an das Sphärobrett aus Final Fantasy X erinnert, mit neuen Fähigkeiten versorgt.

Ich wüsste nicht, wem ich Yakuza 0 nicht empfehlen sollte.

Ich weiß nicht, wie es euch mit Yakuza 0 ergehen wird. Aber ich darf behaupten, dass ich ab sofort Yakuza-Fan bin. Besser spät, als nie. Es ist eine Weile her, dass ich ein derart fesselndes, abwechslungsreiches und spaßiges Game gezockt habe. Ein bisschen Japan-Affinität kann bestimmt nicht schaden. Und vielleicht muss man auch das ein oder andere Klischee weglächeln können. Aber ich wüsste nicht, wem ich Yakuza 0 nicht empfehlen sollte. Ich freue mich schon jetzt tierisch auf das bereits angekündigte Yakuza: Kiwami, ein Remake des ersten Teils der Serie, das im Sommer 2017 auch bei uns für PlayStation 4 erscheinen wird. Und auch die Lokalisierung des neuesten Teils, Yakuza 6, hat SEGA bereits für 2018 versprochen. Count me in, SEGA!

Über den Autor

Tony Barthelmann spielt seit mindestens 20 Jahren Videospiele. Vor vielen Jahren entdeckte er seine Liebe zu Videospielen aus dem Land der aufgehenden Sonne. Was Japan außer Final Fantasy, Metal Gear Solid und Dark Souls noch zu bieten hat, erfahrt ihr auf seiner Website www.jpgames.de!

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