Nach Kingdom Hearts 1.5 und 2.5 kommt mit 2.8 der dritte Dreierpack an Games - das erwartet euch
Als vor 15 Jahren das erste Kingdom Hearts erschien, wirkte die Kooperation zwischen den Spiele-Experten Square Enix und Disneys Animationsfilm-Helden noch ziemlich befremdlich. Das sollte sich jedoch schnell ändern.
Die zunächst simple, charmante japanische Erzählung wuchs im Laufe der Jahre – nicht zuletzt dank einer Vielzahl an kleineren und größeren Spin-Offs – zu einer ausufernden Sagenwelt an, die wohl nur noch von den wenigsten Fans zu durchschauen war. Erschwerend kam hinzu, dass jene Abenteuer auf verschiedenen Plattformen erschienen, was bereits die Anschaffung aller Spiele ziemlich herausfordernd gestaltete.
Die von Square Enix veröffentlichten HD-Neuauflagen (weitere werden wohl folgen) sollen dieses Manko ausmerzen. Nach einigen prallen Games (zuletzt Kingdom Hearts 2.5 HD Remix) wurde nun ein spannendes Spielepaket geschnürt, an dem Serienfans nicht vorbeikommen. Neben dem umfangreichen Dream Drop Distance – erstmals auf Heimkonsole – finden sich das Häppchen Kingdom Hearts 0.2: Birth by Sleep – A Fragmentary Passage (praktisch ein Teaser für den kommenden dritten Teil der Reihe) sowie der Animationsfilm Kingdom Hearts X: Back Cover in der Kollektion.
Kingdom Hearts: Dream Drop Distance
Dieser Titel besitzt eine märchenhaft schöne Geschichte. Details werden an dieser Stelle selbstverständlich nicht verraten; allerdings nicht nur aus Rücksichtnahme eventueller Spoiler, sondern auch deshalb, weil wir ehrlich gesagt auch etwas die Übersicht über dieses epische japanische Erzählung verloren haben. Zu Beginn des Abenteuers finden sich jedenfalls Held Sora und sein bester Freund (und Rivale) Riku beim Magier Yen Sid ein, der euch vielleicht aus Der Zauberlehrling bekannt ist. Der Auftrag lautet: In die unterschiedlichsten Disney-Welten eindringen, um dort versteckte Schlüssellöcher zu finden. Neben dem Lösen eher einfacher Rätselaufgaben, seid ihr hauptsächlich mit Kämpfen beschäftigt – diesmal vor allem gegen sogenannte Albträume -, genießt klassisches Level-Grinding und zeigt am Ende des Levels einem toll designten Bossgegner, wer der Chef ist.
Fliegender Wechsel
Dieses Prinzip ist aus früheren Teilen bekannt. Ein Novum ist hingegen, dass laufend zwischen Sora und Riku gewechselt wird – jedoch nicht nach Belieben, sondern automatisch von Zeit zu Zeit. Denn die beiden Protagonisten träumen ihr Abenteuer bloß und erwachen dazwischen immer wieder. Das passiert mitunter in den mitreißendsten Momenten, ist also vom Timing her nicht gerade ideal gewählt. Zudem streifen die beiden unterschiedlichen Helden regelmäßig durch dieselben Areale und bekämpfen sehr ähnliche Bosse; deshalb fühlen sich jene Passagen manchmal etwas überflüssig und gestreckt an. Was umso verwunderlicher anmutet in Anbetracht der enormen Spielzeit, die dieses Abenteuer auch ohne Backtracking besitzt. Gut umgesetzt ist hingegen das integrierte Zucht- und Sammelspiel: Im Stile anderer bekannter japanischer Marken werden hier aus Ressourcen Monster hergestellt, die euch dann in den Kämpfen hilfreich zur Seite stehen; die süßen Helferlein können jedoch nicht ganz das Fehlen echter Begleiter ausgleichen.
Bewegung im Fluss
Dafür überzeugt das neue Bewegungssystem auf ganzer Linie. Es hört auf den Namen Freier Fluss und ermöglicht euch, bei Kontakt mit Wänden, Gegenständen und Feinden in einen speziellen Modus zu wechseln: Rasend schnell durch die Lüfte schießen und dabei Spezialangriffe auslösen – dort ist (fast) alles möglich. Klar, es braucht etwas, bis die Mechanik dahinter verinnerlicht ist. Wenn das Prinzip aber mal in Fleisch und Blut übergegangen ist, ermöglicht einem Freier Fluss, praktisch jeden Winkel – und sei er auch noch so hoch oder versteckt gelegen – der verschiedenen Welten zu erkunden. Eine feine neue Errungenschaft, die in ähnlicher Form auch in Teil 3 der Saga vorhanden sein soll.
Kingdom Hearts 0.2: Birth by Sleep – A Fragmentary Passage
Hier erlebt ihr mit ausschließlich weiblichen Protagonisten ein charmantes Abenteuer. In ungefähr drei Stunden Spielzeit bietet die Geschichte einen spannenden Einblick, wohin die Reise der Serie mit dem dritten Teil hingehen könnte. Schließlich handelt es sich hier laut Entwickler auch ganz offiziell um einen Vorgeschmack auf zukünftige Ereignisse. Was letztlich geschehen wird, steht natürlich trotzdem noch in den Sternen.
Behutsame Evolution
Technisch hat der kleine Ausflug einiges auf dem Kasten: Die Unreal Engine 4 zaubert scharfe Texturen, druckvolle Effekte und eine bemerkenswerte Hochglanz-Optik; letztere verträgt sich ganz ausgezeichnet mit dem an sich einfach gehaltenen Stil der Serie. Zudem überraschen einige Gebiete mit erstaunlich viel Melancholie und Substanz, was einmal mehr zeigt: die Reihe besitzt mehr Tiefgang als viele Außenstehende vielleicht glauben.
Spielerisch setzt man hingegen auf eine bewährte Formel: Durch hauptsächlich lineare Abschnitte laufen und massig Gegner bekämpfen, während kleine Rätsel- und Sammelaufgaben das Geschehen auflockern – all das kennt man bereits aus den Vorgängern, funktioniert aber nach wie vor tadellos. Weiters sorgt ein besonderer Kniff für mehr Komfort und Effizienz in den Kämpfen: Flexible Spezialattacken (passt sich euren zuvor durchgeführten Aktionen an) und die Möglichkeit, bis zu 28 Feinde auf einmal anzuvisieren, kommen vor allem gegen riesige Gegnerhorden sehr gelegen. Klassische Schlüsselschwert- und Zauber-Angriffe dürfen natürlich ebenfalls nicht fehlen.
Ein kurzes Vergnügen
Man spürt in A Fragmentary Passage förmlich Wunsch und Leidenschaft der Entwickler, Großes zu vollbringen. In diesem begrenzten Rahmen ging das zwar nur bedingt auf, allerdings erreicht es sein wichtigstes Ziel: Es macht so richtig Lust auf (das hoffentlich bald erscheinende) Kingdom Hearts 3 (man wird ja noch träumen dürfen). Und gegen Ende des kurzen Abenteuers ereignet sich eine sehr schöne Überraschung; für die allein lohnt sich schon ein erster Durchgang. Wer dann immer noch nicht genug hat, fängt eben wieder von vorne an, um im Level zu steigen und neue Accessoires freizuschalten.
Kingdom Hearts X: Back Cover
Gewissermaßen als Bonus ist dieses CGI-Filmabenteuer zu betrachten, das inhaltlich jedenfalls besser geworden ist als die hauseigene Konkurrenz Kingsglaive: Final Fantasy XV. Der Film erzählt die Vorgeschichte des Browser- und Mobile-Eintrags Kingdom Hearts X, die vom Schlüsselschwert-Krieg handelt, der Jahrhunderte vor den Geschehnissen der anderen Spiele stattfand. Dort erfahrt ihr, wie es überhaupt zu der schrecklichen Eskalation kommen konnte und lauscht den geheimen Gesprächen maskierter Schlüsselschwerträger, den Helden des Films. So richtig scheinen auch diese nicht zu wissen, was gerade um sie herum passiert; manchmal wird dann zum Glück auch gekämpft. Interessant ist der Film vor allem für Fans der Reihe, die wirklich alles über diese Welt erfahren möchten sowie allgemein für CGI-Filmliebhaber, die gut gemachte Streifen in der Welt der Videospiele zu schätzen wissen.
Rundes Gesamtpaket
Auch Kingdom Hearts HD 2.8 Final Chapter Prologue kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass vermutlich jeder Fan auf der Welt noch immer sehnsüchtig auf Kingdom Hearts 3 wartet. Doch immerhin vermag dieses kompakte Fan-Paket ein wenig Trost zu spenden – schließlich wird mit Dream Drop Distance ein vollwertiges Abenteuer geboten, A Fragmentary Passage dagegen ist ein – wenngleich sehr kurzer – vielversprechender Ausblick in die Zukunft der Serie. Und mit dem CGI-Film Back Cover wird jedenfalls der harte Kern der Community gut bedient. Insgesamt bietet Kingdom Hearts HD 2.8 Final Chapter Prologue auf PS4 also eine wirklich empfehlenswerte Sammlung, die der Serie vielleicht auch noch den ein oder anderen neuen Anhänger bescheren könnte.
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