Dazu berichtet der Leiter der Lokalisierung des Spiels von der komplexen Anpassung des Spiels an die westliche Kultur
Adam Lensenmayer, Leiter der Lokalisierung:
Wenn ihr nicht einmal eine geliebte Person retten könnt, wie sollt ihr dann die ganze Menschheit retten? Der rote Faden dieser Frage durchzieht Steins;Gate 0 und dürfte den Fans von Steins;Gate vertraut sein, die erlebten, wie der verrückte Wissenschaftler Okabe zurück in die Vergangenheit reiste, um das Mädchen zu retten, das er liebt. Beim ersten Versuch scheitert er. Der zweite Versuch gelingt. Was aber, wenn es nie einen zweiten Versuch gab? Was wäre, wenn ihn jemand davon abgehalten hätte?
In Steins;Gate Zero geht es um die Geschichte einer Welt, in der Okabe Kurisu nicht retten konnte und nun mit den Konsequenzen seiner Entscheidung sie zu opfern leben muss. Sechs Monate später ist er ein seelisches Wrack, nimmt Medikamente und geht seinen Freunden aus dem Weg. Sein einziges Ziel lautet, Kurisos Arbeit fortzusetzen.
Doch das Schicksal hat noch andere Pläne für Okabe, denn schon bald erkennt er, dass Kurisu vielleicht nicht so verloren ist, wie er dachte.
Das am 25. November für PS4 und PS Vita erscheinende Steins;Gate 0 bietet eine komplett neue Geschichte im Universum der Science-Fiction-Visual-Novel-Reihe.
Diese ist um einiges düsterer und trauriger als Steins;Gate. In der ursprünglichen Geschichte ging es darum, wie viel ihr opfern würdet, um Mayuri zu retten. Zero dreht sich um die Konsequenzen dieser Entscheidungen, selbst wenn diese für euch unerwartet ausfallen.
Dieses Mal gibt es zudem viel mehr Charaktere. Ich bin ein großer Fan des Originals. Sechs Jahre lang stand eine Figur von Kurisu auf meinem Schreibtisch. Die neuen Charaktere hatten für mich also eine hohe Hürde zu überwinden. Nach Abschluss der Übersetzung ins Englische jedoch gefallen mir die neuen Charaktere sogar besser als die alten. Mein persönlicher Favorit ist Maho. Sie ist eine der tiefgründigsten Figuren, die ich seit Langem gesehen habe. Ähnlich wie bei Okabe verbirgt sie hinter einem sehr extrovertierten Auftreten einen Kern, der nicht so hart ist, wie sie es gerne hätte.
Wie bei Okabe veränderte sich ihr Leben grundlegend durch ihre Verbindung zu dem Genie Kurisu Makise. Mir gefällt wirklich sehr, wie sie sich im Verlauf der Geschichte entwickelt.
Während des letzten Jahres bin ich mit den neuen Charakteren so vertraut geworden, als wären sie ein Teil von mir. Die Lokalisierung von Steins;Gate 0 war eine große Aufgabe. Nachdem wir das Script erhielten, hatten wir fünf Monate Zeit bis zur Abgabe. Wir haben fünf Tage die Woche täglich viele Stunden daran gearbeitet. Das Projekt bestand aus etlichen extrem umfangreichen Texttabellen. Wir begannen mit dem ersten Tab arbeiteten uns bis zum letzten durch. Anschließend gab es einen zweiten Durchgang, in dem wir alles auf die Konsistenz hin überprüften und den allgemeinen Fluss der Geschichte verbesserten. Ich weiß nicht, wie lange wir insgesamt dafür benötigt haben, aber es war ein überaus umfangreiches Projekt, das von der Größe her einem Vergleich mit dem Original auf jeden Fall standhält.
Die Arbeit selbst stellte uns ebenfalls vor Herausforderungen. Zuallererst handelt es sich um ein wissenschaftlich exaktes Science-Fiction-Spiel. Wir mussten also viele Begriffe nachschlagen und auf korrekte Formulierungen achten. Auf Wikipedia verbrachte ich ganze Stunden, um mich über künstliche Intelligenz, Gehirnforschung und diverse Zeitreisetheorien zu informieren.
Hinzu kommt natürlich der Umstand, dass es sich um ein ausgeprägt japanisches Spiel für ein japanisches Publikum handelt. Es kommen also Dinge vor, die ein westliches Publikum nicht versteht. Im Originalspiel war dieses Problem weniger offensichtlich, da Steins;Gate 0 in dieser Hinsicht weniger speziell war und der Fokus auf der Internet- und Otaku-Kultur nicht so stark. Zudem gibt es im Spiel ein eigenes Lexikon, das die schwerer verständlichen Konzepte und Ideen erklärt.
Eine der größten Herausforderungen für mich mag die Fans zunächst überraschen. Es war die Übersetzung von Mayuris Dialogen. Mayuri ist ein ziemlich ungewöhnlicher Charakter, der einen eigenen Sprachstil aufweist. Sie wirkt etwas daneben, ist aber keinesfalls dumm. Wenn sie spricht, schwingt ein warmherziges, achtsames Verständnis mit, das durch eine direkte Übersetzung der Worte nicht unbedingt vermittelt wird. Da sie ein zentraler Charakter ist, wollte ich ihre Persönlichkeit auf jeden Fall richtig übertragen.
Unweigerlich trifft man bei der Lokalisierung auch auf Dinge, die Probleme bereiten. Dann liegt die Versuchung nahe, diese Dinge mit einer kulturellen Entsprechung zu ersetzen, was wir jedoch so weit wie möglich vermieden haben.
Das kulturelle Setting des Spiels trägt entscheidend zur Geschichte bei. Wir wollten den Fans also keinen schlechten Dienst erweisen, indem wir die Geschichte zu stark an den Westen anpassen. Wem die englische Übersetzung des ersten Spiels gefallen hat, wird mit dem Grad der Anpassung an den Westen auch dieses Mal sehr zufrieden sein. Die meisten kulturell schwer verständlichen Ideen wurden genau wie zuvor behandelt.
So gibt es zum Beispiel ab einem bestimmten Punkt im Spiel ein japanisches Wort (Senpai, was hier so viel wie „ältere Schülerin” bedeutet), das in der Geschichte eine Rolle spielt. Anstatt zu abstrahieren und das Wort mit einem amerikanischen Äquivalent zu ersetzen, haben wir das Wort auf Japanisch belassen und stattdessen einen knappen Dialog über seine Bedeutung im Allgemeinen und für die Charaktere hinzugefügt.
Darüber hinaus ist die Übersetzung von Steins;Gate 0 insgesamt auf ein Konsolen- und Handheld-Publikum ausgelegt. Es sollte so zugänglich und gut lesbar wie möglich sein, ganz egal, wie viel der Spieler bereits über die Reihe weiß. Und ich glaube, das ist uns gelungen.
Häufig werde ich gefragt, wie zugänglich der neue Teil für diejenigen ist, die das Original nicht kennen. Es wäre meiner Ansicht nach ein Fehler, auf das Spiel zu verzichten, weil ihr den Anime nicht gesehen oder den ersten Teil nicht gespielt habt, denn die Geschichte steht für sich selbst. Das erste Steins;Gate-Spiel ist jetzt sieben Jahre alt. Als die Autoren an Zero arbeiteten, war ihnen also bewusst, dass viele Spieler es nicht kennen würden. Steins;Gate Zero spielt in einer Welt, in der viele Ereignisse aus dem ersten Teil nie stattgefunden haben. Darum verselbstständigt sich die Geschichte sehr rasch. Zwar handelt es sich um eine direkte Fortsetzung, abgesehen von den Handlungskonturen des Vorgängers müsst ihr diesen jedoch nicht kennen.
Habt ihr den Anime gesehen, den Manga gelesen oder seid ein echter Fan der Reihe, dann wisst ihr alles, um Steins;Gate 0 voll und ganz zu erleben.
Steins;Gate 0 ist ein großartiges Spiel. Viele, viele Leute, die ich kenne, meinen, es gefällt ihnen besser als das Original. Zwar benötigt ihr kaum Vorkenntnisse aus dem ersten Teil, jedoch werden hier einige Handlungsstränge zum Abschluss gebracht. Zudem wird das größte und älteste Geheimnis der Reihe gelüftet.
Wenn euch die Reihe interessiert, solltet ihr euch den Gefallen tun und euch das Spiel ansehen.
El Psy Kongroo!
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