“Hamburger Hänger” ist mittlerweile eine Marke

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“Hamburger Hänger” ist mittlerweile eine Marke

Ein Interview mit den beiden Clanleadern Henning Will und Rafael Jaschak über ihren Clan, die PlayStation LIGA und die eSports Szene in Deutschland.

Sie sind die Leader des bekanntesten PlayStation Clans Deutschlands und damit auch die Vertreter eines der Aushängeschilder der deutschen PlayStation eSports Szene. Große sportliche Titel lassen noch auf sich warten, trotzdem werden sie geliebt, teilweise sogar vergöttert und selbst von Konkurrenten und Kritikern für ihre Arbeit neben dem Platz mindestens respektiert.
Henning und Rafael leiten die Geschicke ihres Clans seit Jahren und führten diesen von einer losen Spielergemeinschaft zu einem respektablen, wirtschaftlich gesunden eSports Clan. Wir haben die beiden Jungs aus München und Hamburg zum Interview gebeten und sie über den deutschen eSport auf der PlayStation und ihrem großen Erfolg auf YouTube befragt.

Hallo Henning, hallo Rafael! Vielen Dank, dass ihr euch Zeit genommen habt. Gleich einmal zur wichtigsten Frage. “Hamburger Hänger” – Welche Geschichte steckt hinter diesem ungewöhnlichen Clan Namen?
Henning: Hi, vielen Dank für die Einladung! Der Name “Hamburger Hänger” kam durch unser Gründungsmitglied Albert zustande und hat mit “mit jemandem abhängen” zu tun. Albert, besser bekannt als Alberto (facebook.com/realalbertoson), engagierte sich in Hamburg an sozialen Projekten und kümmerte sich unter anderem um Jugendliche, diskutierte und beatboxte mit ihnen, half ihnen klar zu kommen und hing auch einfach nur mit ihnen ab. Dabei entstand der Name “Hamburger Hänger” und wurde Synonym für die damalige Clique und ihre Treffen. Später, als sich auch online erste Freundschaften entwickelten und sich auch dort eine Clique bildete, war dieser Name “Hamburger Hänger” bei Albert noch sehr präsent. Der Clique gefiel der Name und so nannte man sich, bzw. die Gruppe, fortan die Hamburger Hänger.

Seit wann gibt es den eSport Clan “Hamburger Hänger”?
Henning: Offiziell seit 2008. Eine Zockergemeinschaft gab es wie erwähnt schon vorher, aber man entschied sich erst 2008 sich professioneller aufzustellen und zu präsentieren und einen richtigen eSports Clan zu gründen. Man nahm das Spielen jetzt ernster und alle wollten wissen, wo wir im Wettbewerb mit anderen Teams stehen. Ich hatte zudem Interesse etwas aufzubauen ohne damals schon 100%ig zu wissen, was genau. Aber ich wollte die Sache ebenfalls ernst angehen und schauen, was aus der Idee entstehen kann.

Und so seid ihr dann auch zum eSport gekommen?
Henning: Ja. Public war nicht mehr wirklich interessant. Wir wollten gegen echte Teams antreten und machten uns auf die Suche nach Gegnern und wurden letztlich in der PlayStation LIGA fündig.

Wie lief es bei euren ersten Turnieren?
Henning: Völlig ok. Wir haben uns ganz ordentlich geschlagen würde ich sagen. Mal gewonnen, mal verloren. In jedem Fall einiges gelernt und weitere nette Leute kennengelernt. Für die Spitze hat es noch nicht gereicht, aber es hat sehr viel Spaß gemacht gegen andere anzutreten und es hat einen auch motiviert, besser zu werden und auch mal ein Turnier zu gewinnen oder es sogar auf die Masters zu schaffen.

Habt ihr es dann auch mal auf die Masters geschafft?
Henning: Ja, zwei Jahre später konnten wir uns qualifizieren. Der bis dato größte sportliche Erfolg des Clans und ein echtes Highlight! Rafael, sag du auch mal etwas.
Rafael: Wieso? Ich kam erst 2011 zum Clan.
Henning: Stimmt. Ab da ging es nur noch bergab.

Ihr beiden versteht euch, sehe ich.
Henning: Ja. Rafael ist meine bessere Hälfte. Er ist mega aktiv und hat sehr viel Ahnung von Technik. Er ist einfach unverzichtbar für mich und den Clan, hat einen super Draht zur Community und ohne ihn wären wir nicht so weit wie wir sind.
Rafael: Ganz neue Töne von dir!

Welche Spiele spielt ihr eigentlich im Clan?
Rafael: Schon immer Call of Duty. Im Augenblick sind wir mit zwei Teams in der Liga vertreten. Henning: Ja. Andere Titel kommen für uns nicht wirklich in Frage. Wir legen auch Wert darauf in unserem Maintitel aktiv zu sein.
Rafael: Unsere Jungs zocken aber auch andere Games just for fun, streamen diese oder laden die Videos auf YouTube hoch.

Apropos YouTube und Twitch. Ihr habt mega populäre Channels. Auf YouTube habt ihr 180.000 Abonennten. Wie kam es denn dazu?
Henning: Albert hatte schon sehr früh damit angefangen Videos auf YouTube hochzuladen. Als auch der Rest des Clans damit anfing Videos zu produzieren, machte Albert das schon hauptberuflich. Unsere Member profitierten von seinem Know-how und seiner Erfahrung, aber auch von seiner Popularität. Der Clan hatte also einen leichten Einstieg und man merkte relativ schnell, dass auch die anderen Videos gut ankamen. Das motivierte wiederum dran zu bleiben und mehr zu produzieren.
Rafael: Ja. Wobei mir es jetzt egal war, ob 2 oder 200 Leute die Videos anschauten. Ich wollte einfach etwas an die Leute zurückgeben, die unsere Seite geliked haben. Ich dachte mir, ich mache mal ein paar Videos, die anderen Leuten dabei helfen, besser zu werden. Das kam an.
Henning: Ja, kam super an. Unsere Gegner wussten auf einmal all unsere Taktiken. Hat uns in den Matches sehr geholfen, Rafael.
Rafael: Durch meinen Skill habe ich das aber wieder rausgerissen!

Was waren eure größten Erfolge und Erlebnisse im eSport, abgesehen von den ersten PlayStation LIGA Masters?
Henning: Wir haben uns wahnsinnig über unsere erste Top 10 Platzierung gefreut. Wir waren nie das stärkste Team, daher können wir keine lange Liste an Erfolgen vorweisen. Nicht einmal eine kurze Liste. Allerdings kamen wir aufgrund unserer Bekanntheit doch immer mal wieder auf exklusive Events wie z.B. vor nicht allzu langer Zeit das Launch Event zum neuen Call of Duty Teil. Auch das ESL Killzone Event auf der gamescom war, trotz der geringen Teilnahme, großartig zu erleben. Vorallem zu sehen, wie es hinter den Kulissen eines großen professionell geführten Turnieres abläuft. Und nicht zu vergessen die 2.500€ Preisgeld welche wir dort gewonnen haben.
Rafael: Mein heftigstes Erlebnis war auf meiner ersten gamescom mit den Fans in Kontakt zu treten. Klar war man online in Kontakt und sprach mit den verschiedensten Leuten, aber als dann auf der gamescom so einige junge Fans auf uns zukamen, ein Foto oder ein Autogramm wollten, war das überwältigend. Hier ein Dank an alle “Hamburger Hänger” Supporter! Ihr seid die Besten!

Wann habt ihr realisiert, dass ihr Fans habt?
Henning: Durch Albert bereits sehr früh. Aber damals dachte man nicht sonderlich daran, dass auch der Rest des Clans eine Fanbase bekommen könnte, bis man dann selbst Videos produzierte und diese ebenfalls gut ankamen.

Wie hat sich der Clan seit den ersten Fans verändert?
Henning: Relativ schnell haben wir gemerkt, dass wir nun eine Verantwortung gegenüber den Fans und dem Clan haben. Nicht nur Videos zu produzieren, sondern den Clan auch ordentlich zu repräsentieren. Später kamen dann auch Anfragen zu Merchandising und so haben wir auch noch angefangen einen Shop aufzubauen. Am Ende ist der Clan jetzt in einer GmbH aufgehangen und alle Mitglieder sind sich bewusst, dass der Name “Hamburger Hänger” wichtig und schützenswert ist. Es ist keine lose Zockergruppe mehr, sondern ernsthaftes Business, auch wenn die Einnahmen gerade mal die Kosten decken.

Mal zu euch beiden. Was macht ihr als Clanleader den ganzen Tag?
Henning: Ich würde sagen, das Übliche. Sich Gedanken machen, wo und wie man den Clan verbessern kann, sich um Einnahmen und Ausgaben kümmern und dafür sorgen, dass alle im Clan zufrieden sind. Wir sprechen täglich mit unseren Teammates, fragen nach, wie es mit der Matchorga läuft und schlichten auch mal, wenn es zu Spannungen kommt.
Rafael: Jap. Hilfestellung kommt noch hinzu. Ich betreue zum Beispiel unsere YouTube und Twitch Arbeit und sorge dafür, dass dort alles gut läuft. Auch arbeite ich gerade daran, unser Netzwerk auszubauen und bin mit allen Clanleadern im täglichen Austausch.

Was motiviert euch so viel Zeit in euren Clan zu stecken? Ihr bekommt doch kein Geld dafür, oder?
Henning: Nein, ein Gehalt beziehen wir nicht. Schön wärs. Aber es macht einfach Spaß zu sehen, wie sich der Clan entwickelt. Zudem bin ich für das Copyright zuständig und muss wissen, was im Clan abgeht. Als Clanleader bekommt man weitaus mehr mit als als Member.
Jack: Ich kam eigentlich als Spieler zum Clan, aber als Hilfe angefragt wurde, half ich einfach. Es war ja meine Gruppe, die diese Hilfe benötigt hat. Ich empfand es als selbstverständlich. Bei mir hat es sich dann verselbstständigt und ich bin irgendwann von Henning gefragt worden, ob ich ihm nicht bei der Leitung helfen möchte.

War es eigentlich schwer einen Clan zu gründen?
Henning: Zu Gründen nicht, aber einen Clan zu führen, ihn aufzustellen und richtig auszurichten, kostet schon sehr viel Zeit und Arbeit. Eine Person kann das sowieso nicht. Damit der Clan so steht wie jetzt unserer, benötigt man schon die richtigen motivierten Leute und Durchhaltevermögen. Nicht alles ist immer Friede, Freude, Eierkuchen.

Worauf achtet ihr besonders bei eurem Clan?
Henning: Ganz klar auf den Namen. Er ist geschützt und muss geschützt werden. Jedem Mitglied muss bewusst sein, welchen Namen er trägt und dass er den Clan jederzeit repräsentiert. Wir haben uns diesen Namen über die letzten Jahre aufgebaut und diese Arbeit muss respektiert werden. Dementsprechend müssen die Spieler dem Namen loyal gegenüber stehen. Glücklicherweise sehen das alle im Clan so, sodass es darüber eigentlich keine Diskussionen gibt und ich bin dafür sehr dankbar. Das erleichtert zumindest mir die Arbeit sehr.
Rafael: Dem stimme ich zu und füge noch den Teamspirit hinzu. Der muss immer passen. Es gibt mal Streitigkeiten, aber dann bitte immer um die Sache und keine persönlichen. Wir sind ein Team und es ist mir ein großes Anliegen, dass dies so bleibt.
Henning: Dem ist nichts hinzuzufügen.

Rafael, du hast das Netzwerk und die Clanleader erwähnt. Ihr unterstützt die eSports Community, dabei sind das eigentlich eure Konkurrenten um die Titel. Warum macht ihr das?
Rafael: Das Wort Konkurrent passt nicht so wirklich. Unser Anspruch war es nie die Nr. 1 im sportlichen Wettkampf zu sein. Unsere Priorität liegt auf dem Zusammenhalt und der Gemeinschaft und auf dem Brand “Hamburger Hänger”. Deshalb fällt es auch nicht schwer zu helfen.
Henning: Ja. Wobei wir nicht alles und jeden unterstützen. Denjenigen, die uns supporten, greifen wir ebenfalls sehr gerne unter die Arme. Und je größer unsere Gruppe, unsere Community ist, desto stärker sind wir alle.
Rafael: Richtig. Nur gemeinsam bewegen wir etwas.

Welche sportlichen Ziele verfolgt ihr gerade?
Henning: Ziel ist es ganz klar, einmal wieder auf ein Offline Turnier zu fahren. Leider gibt es diese, abgesehen von der gamescom, nicht wirklich. Ich hoffe die Masters kommen eines Tages zurück. Das war immer ein Highlight alle zu treffen und ein großartiger Abschluss einer eSports Saison.
Rafael: Die Masters fehlen. Ansonsten würde ich sagen, eine Platzierung in den Top 5 wie letztes Jahr sollte unser Ziel sein. Wäre super, wenn das klappt!

Abgesehen von den Masters. Wo seht ihr aktuell die eSports Community in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern?
Henning: Ich finde es tut sich wieder was in Deutschland. Man muss dem noch etwas Zeit geben, aber ich sehe uns auf einem sehr sehr guten Weg. Die neidischen Blicke auf Frankreich oder UK oder die USA, werden weniger. Die neue PlayStation LIGA by ESL hat neue Erwartungen und Hoffnungen geweckt. Ich denke, wenn es jemand schafft den eSports auf der PlayStation zu pushen, dann die ESL.
Rafael: Ich sehe das auch so. Durch den Zusammenschluss in die ESL hat man die besten Voraussetzungen für eSport. Es gibt jetzt wieder eine Anlaufstelle und die Community kann sich dort bündeln. Ich hoffe aber natürlich, es kommt noch etwas mehr in Call of Duty. Eine EPS dort wäre ein Traum. Eine Liga mit kleinerem Preisgeld würde aber auch schon motivieren. Am liebsten aber, da stimme ich Henning zu, wäre mir auch ein Offline Event und wenn es nur eine LAN ist. Es geht nichts über echte Treffen!

Was gefällt euch am meisten an der neuen PlayStation LIGA by ESL?
Rafael: Das bisher auf die Wünsche der Community eingegangen wurde. Offenbar kommt das Feedback an, da Vorschläge die im Vorfeld unterbreitet wurden, tatsächlich zum Teil schon umgesetzt wurde.
Henning: Ja. Der Draht zwischen Community und Veranstalter ist sehr gut. So kann es weitergehen.

Was fehlt eurer Meinung nach noch im eSport auf der PlayStation?
Henning: Wie gesagt, ein Offline Event. Der Weg ist schon ganz gut, aber das Ziel muss noch klarer sein auf welches man als Clan, bzw. Team hinarbeitet. Ein Finalevent, auch um die Community wieder zu sehen, wäre super. Ansonsten ist man gut aufgestellt und hat alles was man braucht.
Rafael: Man möchte am Ende einfach auf Augenhöhe mit den Communities in Frankreich, UK oder USA kommen und dafür braucht man etwas eigenes, was unsere Community auszeichnet. Ein jährliches Offline Event wäre so etwas eigenes.

Rafael, Henning, vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg im eSport!
Henning: Ebenfalls vielen Dank für das Interview und Grüße an alle Hänger!
Rafael: Ebenfalls Danke. Und auch vielen Dank an die Community, die so umgänglich ist und zusammenhält, um gemeinsam etwas aufbauen zu können. Wir sehen uns!

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