Hitman: Absolution – Leben und Sterben in Chinatown

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Die schöne Brünette lässt das Handtuch fallen, steigt in die Dusche. Das heiße Nass fließt verführerisch über ihren Körper. Schnitt: Raus aus dem warmen Bad, rein in die Kälte vor der Villa. Gerade stirbt ein Bodyguard der Lady. Kopfüber steckt er in einem Fass, indem sich sonst fauliges Regenwasser sammelt. Agent 47 macht seine Arbeit gründlich und ist verdammt schnell: Er wirbelt herum, täuscht Wachen, packt die Klavierseite aus und erdrosselt einen weiteren Anzugträger mit Maschinenpistole Marke MP5. Der Alarm schrillt los, immer mehr Securities kommen angerannt, Maglights leuchten durch die Gänge, Befehle werden geschrien und sie alle sterben.

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Einer segelt die Treppe hinunter, dem nächsten wird direkt das Genick gebrochen und der Dritte erleidet einen Kopfschuss. Schnell geschnitten, cineastisch inszeniert – aber ist das noch „Hitman”. Jenes legendäre Spiel um einen Killer, der lautlos und vor Allem kreativ tötet? Der seinen Opfern nur ganz selten direkt per AMT Hardballer-Pistole mit Schalldämpfer einen roten Fleck an die Schädeldecke setzt sondern sie mit herunterfallenden Klavieren und sich selbst entzündenden Grills tötet? Absolut. Der PlaystationBlog konnte „Hitman: Absolution” endlich für längere Zeit spielen und kann Entwarnung geben: Agent 47 ist zurück – leise, verstohlen und tödlich wie wir ihn kennen. Alles andere sind nur Werbe-Trailer.

Der letzte Wunsch

„Hitman Absolution” beginnt bizarr. Ihr brecht in das schwer bewachte Anwesen von Diana Burnwood ein, Chef jener Agentur die dem Agent seine Exekutionsaufträge besorgte. Warum er sie tötet? Niemand weiß es, offensichtlich kann er nicht anders. Mit ihren letzten Atemzügen stößt sie eine Warnung aus: „Traue niemanden in der Agentur. Und schütze meine Tochter, Victoria”. Sie stirbt und es ist an uns herauszufinden wer hinter Victoria her ist. Als Informant dient Birdie, ein cracksüchtiger Dealer der in einem skurrilen Taubenschlag in Chicago haust. Bevor er singt, müssen wir ihm einen Gefallen erweisen: Der König von Chinatown soll sterben. Dazu können wir beispielsweise sein kleines Drogenproblem ausnutzen.

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Massen-Simulationen

So geht es aus dem rostigen Bus, indem Birdie mit seinen Tauben wohnt, raus auf den großen Marktplatz, wo unzählige Köche ihre süß-sauren Köstlichkeiten feilbieten und die ganze Atmosphäre durch die zahlreichen Lampions in ein warmes rotes Licht getaucht wird. Entwickler IO Interactive hat eigens eine neue Engine programmiert, die all `die Massen lebhaft und glaubwürdig agieren lässt.

So lässt sich vor uns gerade einer ein Tattoo stechen, daneben wird ein Huhn geschlachtet und ein paar Meter weiter drängen sich zahlreiche Chinesen um einen Stand, der scheinbar gerade besonders günstig Glasnudeln verkauft. Mit einem leichten Stupser schieben wir die Passanten beiseite, sollten allerdings Vorsicht walten lassen bei den schwer bewaffneten Polizisten, die für ein bisschen Schmiergeld den Drogenkönig bewachen als wäre er der Präsident der Vereinigten Staaten. Wer denen dumm kommt, riskiert schnell einen Angriff.

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Der Bratpfannen-Killer

„Hitman: Absolution” lässt euch ungeahnte Freiheiten euer Ziel zu liquidieren. Beobachtung und Geduld sind die Tugenden eines Assassinen, vorschnelle Schusswechsel oder auffällige Aktionen führen zum raschen Bildschirmtod. Was also tun? Die Lage checken! Im Demolevel konnten wir in aller Seelenruhe das Volksfest erkunden. Wir schoben uns vorbei an Imbissständen, an Schaustellern, entdeckten kleine Gassen mit Menschenmassen als auch leere Straßenzüge, eine betriebsame Baustelle, eine erhöhte Position mit freier Sicht auf den Pavillon der Zielperson und seine schicke Limousine in einer Gasse, die nur von einem Cop bewacht wird.

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Stellen wir euch doch einfach mal eine der einfachsten, wenn auch nicht wirklich cleveren Liquidierungsmöglichkeiten vor: Die gute alte Bratpfanne. Zunächst verfolgen wir den selbsternannten König mit gebührendem Abstand und studieren seinen Weg. Denn obwohl er einer kriminellen Welt angehört, gibt er sich als Tribun des Volkes und will dementsprechend in dessen Nähe flanieren, sich präsentieren, die ihm entgegen schlagende Liebe spüren. Eine Chance für uns, seine irdische Existenz zu beenden. Also: Ihm hinterher geschlichen, auf dem Weg noch eine Bratpfanne an einem der zahlreichen Stände stibitzt und ihm das Gusseiserne über den Schädel gezogen.

Sicher, dies ist keineswegs die feine englische Art, aber geräuschloser als der Schuss aus einer Pistole. Die unmittelbar herumstehenden Menschen haben das Attentat bemerkt und entsprechend laut werden sie. Zeit für uns, das Weite zu suchen und anderswo unterzutauchen. Nachdem sich die Lage etwas beruhigt hat, schlüpfen wir durch eine Tür und beenden so den Level. Ziel erreicht und der Score gibt uns recht: gut 150.000 Punkte für das lautlose Ausschalten und Abtauchen. Nicht schlecht. Aber auch nicht wirklich gut.

Der Demolition Man

Wie in den Vorgängern wird euch ein hoher Score durch leises, anonymes Vorgehen angerechnet. Wer rüde agiert und Aufmerksamkeit erregt, wird mit rigorosem Punktabzug bestraft, was selbstverständlich auch für das Meucheln an der unbeteiligten Bevölkerung gilt. Wie unser zweiter Durchgang verdeutlicht. Diesmal nehmen wir das Auto des Ziels ins Visier. Es steht etwas abseits und wird nur von einem recht unaufmerksamen Officer bewacht. Wir schleichen uns also hinterrücks an, schlagen den Posten K.O. und schlüpfen in dessen Uniform.

Um den Anschein von Normalität zu wahren, schleifen wir den armen Kerl außer Sichtweise des Pöbels und bringen an der Edelkarosse etwas Plastiksprengstoff an, den wir mit einem Fernzünder aktivieren. Jetzt noch kurz auf die Motorhaube gehauen, schon schnellt der Alarm los und der „König” stolziert heran um zu schauen wer sich an seinem Wagen vergreift. Er streift um die Limousine, begutachtet den glänzenden Lack, spiegelt sich in den Scheiben… *Boom!*Aus sicherer Entfernung haben wir das Vehikel mitsamt seines Besitzer pulverisiert und die volle Aufmerksamkeit der Massen auf den Knall gelenkt. Doof nur, dass auch ein paar Zivilisten drauf gegangen sind, die durch die Druckwelle gegen eine Wand geschleudert oder von umherfliegenden Autoreifen getötet wurden. Sorry, wir werden mit Punktabzug gestraft. Jetzt heißt es schnell den Ausgang finden, denn nur wenige Minuten nach der Explosion schwirren SWAT-Teams über den Platz und versperren mit gleich vier Mann den Ausgang.

Wir können entweder das Sturmgewehr in der Nähe der Explosion aufklauben und die Einheiten töten – was sehr schwierig ist. Oder aber warten bis einer der Spezialeinheiten alleine herumsteht, ihn in eine dunkle Ecke zerren, ausschalten und seine Uniform überstreifen. Per Tastendruck ziehen wir uns die Polizeimütze dann tief ins Gesicht und dürfen passieren.

Der Kugelfisch-Mörder

Im dritten Durchgang wollen wir die ganze Aktion so subtil wie möglich angehen. Ergo beobachten wir den Drogenkönig eine Weile, schleichen uns recht nah an seine Tribüne heran und hören ein Gespräch mit: „Ey ich brauch `neuen Stoff, aber Dalli”. Der Drogenkurier erscheint, meint das er schnell was aus seinem Lager holen kann und wir folgen ihm einfach. Dumm für den Kerl das er sein Koks in einer Mülltonne in einer dunklen Ecke versteckt hat, die durch eine Treppe kaum einsehbar ist.

Wir strangulieren ihn per Klavierseite, nehmen das Koks an uns und streifen uns seinen Pulli über. Anschließend geht es zur Gar-Küche um die Ecke, die praktischerweise auch Kugelfisch führen. Kurz warten, den Kugelfisch mopsen, damit die Drogen verfeinern und dann dem Boss anbieten. Praktisch hierbei: Der König von Chinatown ist eitel, will nicht das sein „Volk” von seiner Sucht erfährt und folgt uns bis in sein Appartement. Skurriler Weise begleitet ihn keiner seiner Bodyguards, nur ein einzelner Polizist sitzt vor dem Haus und lässt uns mit der Kurier-Verkleidung locker passieren. Theoretisch könnten wir dem Drogenboss jetzt einfach eine Kugel zwischen die Schläfen ballern und ihn im Schrank verstecken. Aber wenn wir schon mal um Kugelfisch verfeinerten Koks im Repertoire, soll der auch zum Einsatz kommen. „Geiler Shit”, meint das Opfer bevor er stirbt. Wir packen die Leiche in einen Schrank, machen die Tür zu, fertig. Da uns niemand beobachtet hat, bleibt uns alle Zeit der Welt bis mal irgendeiner das Verschwinden seines Bosses bemerkt.

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Der Scharfschütze und Baller-Männer

Wer es ruppig und Action-geladen mag, der kann auch einfach nur ballern und beweisen wie gut er als Scharfschütze ist. Dazu manipulieren wir den Sicherungskasten am Haus des Drogenkuriers, locken so den Wachmann an und strangulieren ihn. Oder töten ihn direkt mit einem Kopfschuss und entsorgen ihn dann in der Mülltonne nebenan. Im Appartement schnappen wir uns das alte Sigint-Scharfschützengewehr, zielen auf den „König”, der in seinem Pavillon thront und knipsen ihm die Lebenslichter aus. Zwar ist das Ziel nun tot, wir haben aber mächtig viele Probleme am Hacken, da uns die Leibwächter bemerkt haben und nun unsere Position stürmen. Also Beine in die Hand, zwei oder drei von ihnen ausgeschaltet, einem davon die Uniform abgeknöpft und das Bad in der Menge gesucht.

Auch diesen Durchgang schließen wir erfolgreich ab, wenngleich unsere ruppige Spielweise uns nicht einmal mehr die Hälfte der Punkte aus dem ersten Durchgang einbringt. Wie weit geht es noch nach unten? Spieldurchgang Nummer Fünf wird zu einem Rambo-Event der besonderen Art. Wir strangulieren die Bevölkerung, jagen Sauerstoffflaschen in die Luft, schmeißen mit Granaten um uns und erwischen mit viel Glück auch den „König” im Streufeuer unserer Maschinenpistole. Die Flucht wird zu einem Abenteuer, dessen Ende wir nicht erleben. Kurz vor dem Exfiltrationspunkt rafft es uns dahin. Zu Recht! Ein rücksichtloser Massenmörder hat nichts anderes verdient. Punkte? Nada!

Fazit:

Fünf Durchgänge, gut eine Stunde Spielzeit und ein durch und durch positives Fazit.

„Hitman: Absolution” rockt, weil es anders ist. Statt wie in „Call of Duty” einfach nur alles abzuschießen was nicht bei Drei eine Knarre auf uns richtet, beschatten wir hier unser Opfer, planen unsere Angriffsstrategie und genießen dabei die Umgebung. Das lebendige Hongkong ist eine wahre Augenweide, die vor Details nur so strotzt. Statt euch eine statische Umgebung vor den Latz zu knallen, dürft ihr dem bunten Treiben zuschauen und euch im Fluss von über 500 Personen fortbewegen. Die Köche bereiten schmackhafte Mahlzeiten zu, die Schausteller vollführen atemberaubende Kunststücke, einige Passanten stehen einfach nur herum und bestaunen die bunten Lampions, welche die Gassen überspannen.

Garniert mit atmosphärischen Licht- und Schatteneffekten, einer eindrucksvollen Texturvielfalt und stabiler Bildwiederholrate macht der Titel einiges her. Die Ohren dürfen an dem Erlebnis ebenso teilhaben und lauschen chinesischer Folklore und dem Sprachenwirrwarr auf den Straßen. Euch wird der DualShock-Controller gute Dienste leisten, der präzise und schnell auf eure Eingaben reagiert und das Wort „intuitiv” neu definiert. Spielhilfen wie der optische Marker, mit dem ihr Freund und Feind unterscheidet, sorgen für einen flotten Einstieg, die verschiedenen Schwierigkeitsgrade werden auch Serien-Veteranen ordentlich fordern. Auf „Purist” werden gar alle Anzeigen abgeschaltet, ihr müsst also mitzählen wie viele Kugeln ihr schon verschossen habt und wie viele noch im Lauf sind.

Schade nur: Zum einen ist die Geschichte noch weitestgehend Top Secret und zum anderen müssen wir uns noch bis Herbst gedulden, ehe der Hitman im Disc-Slot der PlayStation 3 landet. Trübsal? Keineswegs. Alle Vorbesteller erhalten mit der „Hitman Sniper Challenge” eine kostenlose Spielwiese für Scharfschützen. In dem Download-Titel schaltet ihr den korrupten Waffenhändler Richard Strong Jr. aus und spielt nebenbei zwölf wertvolle Items für das Hauptspiel frei. Macht absolut süchtig, fordert ungemein und belohnt kreative Abschüsse. Erst auf die Quietsche-Ente, dann aufs Wasser. So den Bodyguard anlocken, ein Schuss, ein Treffer und im Pool versenken. Klasse Idee Square Enix!

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