Saturn Returns (Lior Shamriz, Israel)
Lucy, eine privilegierte Nordamerikanerin lebt ein hedonistisches Post-Punk-Leben im heutigen Berlin und zieht mit ihrem besten Freund Derek um die Häuser. Gemeinsam nutzen sie die Stadt als Spielplatz, Bühne und nie endende Party. Dann tritt Galia in ihr Leben, eine junge Israelin, die das Versprechen einer besseren, saubereren Lebensweise in sich trägt.
In Saturn Returns verwandelt sich die Hommage an Punk-Underground-Filme zu einem Melodram, in dem sich die modulierenden Gemütszustände von Lucy and Galia widerspiegeln. Ihr gegenseitiger Blick in Leben und Kultur der anderen wird zu einer Erforschung leerer Fassaden. Der Film entstand aus improvisierten und geschriebenen Szenen, je nach Erfordernis der entsprechenden Szene.
Import/Export (Ulrich Seidl, Österreich/Frankreich/Deutschland)
Wie üblich ignoriert Seidl in seinen Inszenierungen alle Tabus und hält den Stil bis zum Äußersten aufrecht. In dieser schwarzen Komödie geht es um die sich überschneidenden Geschichten einer ukrainischen Krankenschwester (Import) und einem unangepassten Wiener Wachmann (Export) …
Import/Export ist erneut eine kontroverse und sehr manipulierte Analyse des heutigen Europas, ganz in Seidls kühler und extrem konsequenter, ästhetischer Ausprägung. Gleichzeitig scheinen in der Wechselhaftigkeit der beiden Charaktere ohne Chancen mehr denn je menschliche Wärme, Humor und Freundlichkeit vorzuherrschen. Sie überschreiten nicht nur physische Grenzen, sondern müssen vor allem eine innere Barriere überwinden, um an sich selbst zu glauben.
Für seinen zweiten Spielfilm suchte Ulrich Seidl etwa ein Jahr lang nach den richtigen Schauspielern. Sie hatten noch nie vor einer Kamera gestanden. Ihre Herkunft weicht nicht besonders stark von jener der Protagonisten ab, doch die Handlung, in die der Regisseur sie versetzt, ist rein fiktiv. Aber man kann die dokumentarische Authentizität spüren, denn Seidl verwendet reale Orte als Schauplatz für sein gnadenloses, äußerst realistisches Drama. Import/Export verbindet schwarze Komödie, bahnbrechenden Humanismus und eine konfrontative und schmerzliche Suche nach der Wahrheit. – Internationales Filmfestival Rotterdam
Nur in Luxemburg
Helen (Joe Lawlor, Christine Molloy, GB/Irland)
Der Film beginnt mit einer Zeitlupenaufnahme, in der sich ein junges Mädchen mit gelber Lederjacke von ihren Freunden verabschiedet und durch einen Park läuft. Kurz darauf durchkämmt die Polizei den nahe gelegenen Wald: Das Mädchen, Joy, ist verschwunden. An ihrer Schule rekrutiert die Polizei Schüler, um Joys letzte bekannte Handlungen zu rekonstruieren. Ein Mädchen namens Helen (Annie Townsend) wird für die Hauptrolle ausgewählt und soll Joys gelbe Jacke tragen. Von diesem Moment an scheint Helen zu Joy zu werden – zumindest identifiziert sie sich mit ihr – und stellt eine persönliche Nachforschung über das Leben des verschwundenen Mädchens an …
Unter anderem ist Helen eine Untersuchung über Identität. Sie geht der Frage nach, wer wir sind, wie uns andere Leute einschätzen und was wir aus uns selbst machen. Zunächst scheint Helen ein unbeschriebenes Blatt, ohne feste Persönlichkeit, ein Mädchen ohne Vergangenheit oder Zukunft. Sie lebt im Heim und hat ihre Eltern nie kennengelernt. Da eröffnet sich Helen eine neue Möglichkeit: Wieso erfindet sie sich nicht einfach von Grund auf neu? – Jonathan Romney, The Independent
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