„Als wir von CAPCOM uns zwischen den Veröffentlichungen der ‚Street Fighter’-Spiele eine zehnjährige Pause gönnten, waren es die Leute von Tekken, die das Feuer der Kampfspiele am Laufen und das Interesse der Leute wach hielten”, erklärt Yoshinori Ono, Produzent von Street Fighter X Tekken und gleichzeitig einer der interessantesten Spieleentwickler, die ich je getroffen habe. „Mit Street Fighter IV haben wir dieses Feuer mit Kerosin übergossen und dafür gesorgt, dass unsere Fans in Sachen Kampfspiele wieder absolut Feuer und Flamme sind.”
„Als ich mit dem Chef von Tekken, [Katsuhiro] Harada-san, kurz nach dem Erscheinen von Street Fighter IV beim Abendessen saß, haben wir uns darüber unterhalten, wie wir sicherstellen können, dass dieses Feuer weiterbrennt. Diese Kooperation kam uns eigentlich nur zum Spaß in den Sinn. Da sie uns aber eine wirklich gute Idee zu sein schien, hieß es ziemlich bald: ‚Du gehst in dein Büro und ich meines … und dann synchronisieren wir unsere Uhren und überzeugen jeden davon, dass wir das hier wirklich machen sollten.’ Lange Rede, kurzer Sinn, wir arbeiten an unserem Spiel, und sie machen etwas Ähnliches – wir werden sehen, was dabei herauskommt.”
Ono-san sprach beim Captivate-Event von CAPCOM in Miami und enthüllte dort den ersten Satz spielbarer Charaktere in Street Fighter X Tekken: Ryu, Ken, Chun-Li, Guile und Abel sowie Kazuya, Nina Williams, King, Marduk und Bob, die jeweils Street Fighter beziehungsweise Tekken entstammen. Seit letzter Woche habe ich viel von dem Spiel gespielt und dabei alle Charaktere getestet. Falls ihr darüber mehr erfahren wollt, tobt euch mit euren Fragen in den Kommentaren aus. Ansonsten lasse ich Ono-san jetzt weiter ausführen, wie das war, als Street Fighter auf Tekken traf.
Harada-san hat bis heute keine Ahnung von dem Spiel, und wir haben auch nicht gerade ausgiebig darüber kommuniziert. Er weiß zu diesem Zeitpunkt tatsächlich weniger darüber als ihr und findet vielleicht erst durch dieses Interview heraus, was sich so getan hat.
Street Fighter und Tekken sind schon immer sehr unterschiedliche Spiele gewesen. Während Street Fighter langsamer und besser durchdacht ist und darauf abzielt, die Entfernung zwischen euch und euren Gegnern abschätzen und ihre nächsten Bewegungen vorausahnen zu können, ist Tekken wesentlich schneller und aggressiver und vom ersten Schlag an eine handfeste Schlägerei.
Wir haben hier versucht, die beiden Spiele so zu verbinden, dass ihr einerseits ein gutes Stück von dem strategischen Anspruch von Street Fighter mitbekommt und euch gleichzeitig im rauen, unkomplizierten Stil von Tekken austoben könnt. So wie wir es sehen, haben wir es geschafft, das Beste aus beiden Spielen in einem zu vereinen. Und wir werden so lange daran weiterschrauben, bis das Ergebnis die perfekte Verbindung darstellt und zu einem einzigartigen Spiel geworden ist.
Es hat am Anfang viele Gespräche gegeben, und mit einem Gemeinschaftsprojekt wie diesem, sollten wir Tekken wohl Referenzmaterial abkaufen. Da ich aber nicht daran denke, der Konkurrenz Geld zu geben, werde ich mit Harada-san einen privaten Deal ausarbeiten müssen, der uns die Sachen vielleicht sogar ausleihen lässt. Dabei werde ich ihm allerdings nicht sagen, wofür wir es brauchen, da ich damit zu viel von meinem Vorhaben preisgeben würde.
Aber zurück zum eigentlichen Thema. Sie wissen nichts über unser Spiel und wir auch nichts von ihrem.
Es gibt viele Tekken-Charaktere, die schwer in dieses Spiel zu integrieren sind. Und unsere Auswahlkriterien bestehen darin, die größten Herausforderungen unter ihnen herauszupicken, weil wir dadurch mehr Spaß haben und das Spiel so am Ende spannender wird. Ein gutes Beispiel dafür ist Marduk, der eine ziemlich überraschende Wahl ist. Es gibt in Street Fighter zwar noch ein paar andere mächtige Kämpfer, aber keiner davon bewegt sich wie Marduk. Ab der E3 werden wir dann viele weitere Charaktere einführen, von denen einige ziemlich unkonventionell sein werden.
Ihr seid vielleicht der Meinung, dass wir einige der Charaktere unmöglich mit einbinden können. Darüber solltet ihr lieber noch mal nachdenken. Das Tekken-Universum hat einige extrem seltsame Charaktere geschaffen, zum Beispiel Tiere und sogar leblose Gegenstände, die der Ästhetik von Street Fighter entgegenzulaufen scheinen. Da wir aber schon Charaktere hatten, deren Gliedmaßen dehnbar sind oder die mit der bloßen Hand Feuerbälle schießen können, ist es doch gar nicht so abwegig, auch ein Tier mit an Bord zu nehmen. Uninteressanter wird das Spiel dadurch nicht – ganz im Gegenteil!
Wir überhäufen Street Fighter ja nicht einfach mit Tekken-Charakteren. Wenn das so wäre, könnten wir das Spiel gleich ‚Street Fighter Soundso Edition’ nennen. Ich hoffe daher, dass Street Fighter X Tekken von den Fans auf beiden Seiten mit Begeisterung angenommen wird.
Idealerweise endet die Geschichte dann an einem gemeinsamen, von uns geschaffenen Ort, an dem die besten „Street Fighter”-Spieler und gegen die besten Tekken-Spieler der Welt antreten. Das würde mich sehr freuen!
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