PES 2011 – Der Ball rollt wieder

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Wenn ich meinen Blick ein wenig über den Jahreskalender streifen lasse, fällt mir auf, dass es drei Tage im Jahr gibt, die mir wie sonst nie regelmäßig das Herz aufgehen lassen. Das wäre einmal Weihnachten (Da gibt es bei uns immer Kuchen), mein Geburtstag (Da gibt es bei uns immer Kuchen) und der schöne Tag im Frühherbst, an dem das neue Pro Evolution Soccer erscheint (Da kauf ich mir meistens einen Kuchen).

Was will euch dieser Abschnitt sagen? Richtig! Es gibt heute wieder Kuchen bei mir! Und Pro Evolution Soccer 2011! Eben jenes erscheint heute nämlich endlich. Der Ehrlichkeit zuliebe muss ich allerdings zugeben: Weil ich in elf von zehn Staaten als Bessermensch eingestuft wurde, durfte ich schon seit zwei Wochen meine Tore im neuen PES schießen und kassieren. Das könnte euch zwar ein wenig eifersüchtig machen, wenn ihr aber genauer darüber nachdenkt, seht ihr vielleicht die positive Seite: Ich kann euch jetzt ein paar Einblicke in meine Erfahrungen der letzten Wochen geben und somit auch die von euch überzeugen, die bisher vielleicht noch etwas zögerlich waren, ob sie denn wirklich auch dieses Mal zugreifen sollten.

Zu neuen Ufern…

Solltet ihr euch diese Frage wirklich stellen, habe ich eine einfache Antwort darauf: Falls euer Name mit der Buchstabenfolge “xthr” beginnt – lasst die Finger vom Spiel, ansonsten: Kauft es!!! (An die sicherlich zahlreichen Xthrabians unter euch: Ich mach nur Spaß, ihr könnt es auch kaufen, sogar für euch lohnt es sich!)

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Also, so wie auf dem obigen Bild sieht das gute Stück in der Verpackung aus. Ein klassisches PES-Cover, das hat Wiedererkennungswert. Sogar der abgebildete Lionel Messi ist ja kein Unbekannter unter den “Covergirls” der Pro Evolution Soccer Franchise. Bei dem einem oder anderem Pessimisten könnten jetzt aber schon erste Alarmglocken klingeln. “Bedeutet das Cover vielleicht, dass wir das gleiche Spiel wie letztes Jahr, mit ein paar kleinen Schönheitsoperationen wieder aufbereitet, serviert bekommen?” (Zugegebenermaßen ziemlich weitreichende Gedanken für einen einzelnen Gamer, zumindest wenn ich mal von meiner durchschnittlichen Geistestätigkeit beim Öffnen eines neuen Spiels ausgehe…). Aber macht euch keine Sorgen: Nachdem nicht jeder mit den Neuerungen in PES 2010 zufrieden war (auch wenn es sicherlich ein gewohnt hochklassiges Spiel gewesen ist), hat Konami sich in PES 2011 getraut, mal wieder grundsätzliche Elemente in Frage zu stellen um den Fans eine ganz neue Spielerfahrung bieten zu können.

Ein guter Fußballer muss in erster Linie Fußball spielen können!

Schöne Überschrift für diesen Abschnitt, oder? Es sind diese simplen Wahrheiten, die den Fußball so herrlich zugänglich machen. Selbst Jose Mourinho gewinnt keinen Blumentopf, wenn seine Spieler zwar die ausgeklügelste Taktik der Welt eingetrichtert bekommen haben, aber keinen Pass ins Ziel bringen können, weil sie viel zu hart in den falschen Fuß des Mitspielers passen. Dieses Feature wurde mir auf einigen Präsentationen, die ich im Vorfeld des Releases gesehen hatte, bereits ausführlich angekündigt. Als PES-Veteran der ersten Stunde und ehemaliger ambitionierter Fast-Semi-Freizeit-Profi habe ich mir aber wenig Sorgen gemacht. Ein paar simple Pässe und Schüsse werde ich ja wohl noch hinbekommen.

Und so starte ich meine erste Partie mit Bayern München in der Meisterliga (Sehr schön übrigens für die vielen deutschen Fans: Nicht nur der Rekordmeister, auch Werder Bremen hat es ins Spiel geschafft). Natürlich auf der höchsten Schwierigkeitsstufe, man kennt sich in der Franchise ja aus. Unmittelbar danach bin ich um zwei Gedanken schlauer: 1. Robben bekommt zum ersten Mal den Ball, wird gefoult und muss verletzt ausgewechselt werden – realistischer gehts nicht! 2. Vielleicht versuche ich es doch erst mal auf der zweit-schwierigsten Stufe.

Was war passiert? Meine Pässe landen regelmäßig im Nichts oder erreichen meinen Mitspieler nicht. Meine Torschüsse sind eine ernsthafte Gefahr für den Linienrichter. Wenn der Gegner im Ballbesitz ist, erinnert mein Stellungsspiel verdächtig stark an meinen Arbeitsalltag: Man weiß nicht genau, wo ich gerade bin, aber da wo ich sein sollte, steh ich sicherlich nicht. Gerade erfahrene PES-Spieler werden die Erfahrung machen, dass sie ihre bisherigen Bewegungsmuster erstmal ausblenden werden müssen – um sie danach umso mächtiger wieder aufleben zu lassen.

Stilvoll

Irgendwann habe ich verstanden, was das Spiel von mir erwartet. Wenn ich möchte, dass mein Spieler, flach oder hoch, lang oder kurz, passt, dann muss ich gefälligst auch verraten, wohin der Pass denn gehen und wie schnell er ankommen soll. Je besser sich mir die neuen Bewegungsabläufe einprägen, umso deutlicher wird es: Noch nie zuvor konnte ich einer Fußballsimulation so sehr meinen ganz eigenen Stil aufzwängen wie in PES 2011. Der Computer nimmt mir nicht mehr länger die Entscheidung ab, welchen Spieler mein Pass in den Lauf den erreichen sollte. Ich schlage einen Pass genau da hin, wo ich ihn haben will. Im Idealfall ist einer meiner Mitspieler in der Nähe und führt den Angriff fort.

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Spielzüge die früher undenkbar gewesen wären prägen jetzt mein Spiel. Ich passe gegen die Spielrichtung oder in Gassen, die der Computer nie als Gassen erkannt hätte. Ich hatte nie so viele Möglichkeiten, mein Spiel zu gestalten. Wenn meine Genialität die meiner Mitspieler übersteigen sollte, weil sie einfach nicht den Weg laufen, den ich mir wünsche, entdecke ich im (übrigens komplett überarbeitetem und diesmal fantastisch gelungenem) Menü einen Taktik Editor. Ich entwerfe eigene Spielzüge und wende sie im Spiel an. Es gibt nicht Schöneres für einen besserwisserischen Möchtegern-Fußballexperten wie mich.

Kurzum: Das Spiel fühlt sich im ersten Moment völlig neu an, im zweiten Moment immer noch und irgendwann eröffnen sich einem dann immer neue, nie geahnte Möglichkeiten. Bisher kann ich, trotz zwei intensiver Wochen mit dem Spiel, noch nicht absehen, wann ich die neuen Spielzüge alle ausgereizt habe und so etwas wie eine möglicherweise irgendwann langweilige Routine ins Spiel kommt. Unterstützt wird das durch die vielen ungewöhnlichen Spielsituationen von denen man in dem detailverliebten Spiel immer wieder überrascht wird. Auch nach Wochen gibt es immer noch diese “Aha-Momente” weil ein unerwarteter Pressschlag oder ein merkwürdiger aufspringender Ball nicht das erwartete weil bekannte Verhalten zeigt.

Der Titel fühlt sich insgesamt sehr “körperlich” an. Durch das neue Pass- und Schusssystem, aber auch durch einige Änderungen an der Zweikampfmechanik, gibt es kaum noch sterile Klick-Aktionen. Das alleinige Betätigen der Passtaste sorgt nicht dafür, dass man richtig zum Ball steht. Dafür muss man schon selber Sorge tragen, man ist also sehr nah am Spieler. Eigentlich die idealen Vorraussetzungen für einen gelungenen “Werde zur Legende”-Modus.

Die Verpackung machts…

Gut, wir können also festhalten: In Sachen Gameplay taugt dieses Spiel für Höchstwertungen. Seit der 2009er Ausgabe der Franchise gehört zu PES aber auch der “Werde zur Legende”-Modus wie das Ei zum Huhn. Nachdem die Idee in 2009 schnell ein äußerst populärer Erfolgsgarant geworden ist, war ich von den Entwicklungen in 2010 ein wenig enttäuscht: Wie einfach wäre es gewesen, dem leicht sterilen Modus etwas mehr Leben einzuhauchen? Dafür gibt es jetzt aber PES 2011. Konami hat sich tätsächlich einige Gedanken über den spielerkonzentrierten Modus gemacht.

Es musste ja gar nicht viel sein, aber zu dem Gefühl, als junger Fußballprofi seine Karriere zu bestreiten, gehört eben auch mal etwas Feedback vom Trainer oder eine Taktikbesprechung vor dem Spiel. Die Mühe hat man sich gemacht, außerdem hat man das Ganze noch in eine lebendigere, hübschere Umgebung gepackt. Vor dem Spiel sitzt man in der Kabine und sieht die taktischen Aufgaben an der Tafel präsentiert, nach dem Spiel gibt dir der Trainer ein kleines Statement zu deiner Leistung. Klein, aber fein. Für mich hat Konami dieses Mal genau die richtigen Neuerungen in den Modus gepackt.

Was steht sonst noch an?

Lizenzen sind in der Franchise ja leider ein leidiges Thema. Trotzdem kann man sich in Deutschland wie schon erwähnt über Werder Bremen und Bayern München freuen, die deutsche Nationalmannschaft tritt mit der WM-Mannschaft auf (Und ist endlich mal angemessen stark eingestellt), in Südamerika kann man sich über die Lizenz für die Copa Libertadores, die südamerikanische Champions League, freuen. In Sachen Aktualität hinkt man etwas hinterher, Mesut Özil und Sami Khedira haben beispielsweise noch nicht ihren Weg zu Real Madrid gefunden. Das ist aber das kleinste aller Probleme, Konami wird sicherlich zügig ein Update dafür nachreichen.

Optisch macht der Titel übrigens meiner Meinung nach eine Menge her. Das Motion Capturing wurde offenbar bis zu Exzess betrieben. Insbesondere in unfassbar coolen Zeitlupen kann man die verblüffend natürlichen Bewegungen der Spieler genießen. Hier wird nicht mehr ins leere Getreten und plötzlich düst der Ball ab. Jedes Detail passt, es gibt keine physikalischen Unmöglichkeiten oder Kuriositäten weil die Animation irgendwo nur schludrig betrieben worden wäre. Sehr gut gemacht Konami! Dafür geb ich euch vielleicht ein Stück Kuchen ab.

Ich hoffe, ich konnte euch mit diesem kleinen Rundumschlag über das Spiel gehörig das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Die gute Nachricht ist: Ihr könnt noch heute selber überprüfen, ob ich hier nur Kappes erzählt habe, oder ob das Spiel tatsächlich so überzeugend ist. Falls ihr einige Aspekte anders seht, meldet euch gerne in den Kommentaren und wir können drüber diskutieren. Ich geh mir jetzt einen Kuchen kaufen…

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