Bombastisch, verträumt und oftmals erfrischend anders - so präsentiert sich das neue Meisterwerk von Hajime Tabata.
Ursprünglich vor über zehn Jahren unter dem Namen Final Fantasy Versus 13 angekündigt, sollte das Spiel eigentlich ein Spin-Off zu Final Fantasy 13 werden und dessen Welt und Legenden teilen. In seiner sehr langen Entwicklungszeit erfuhr Final Fantasy XV dann zahlreiche Veränderungen bezüglich Ausrichtung, Plattformen, Entwicklungsteam und vor allem Art Style. Es ist erstaunlich, wie gut der Titel diese Schwankungen überstanden hat, ja, dadurch vielleicht an manchen Stellen sogar über sich hinausgewachsen ist.
Genre:
Japanisches Action-Rollenspiel
Systeme:
PS4
Wer hat’s gemacht?
Final Fantasy XV wurde vom japanischen Traditionsunternehmen Square Enix entwickelt und herausgegeben. Mit seiner düsteren Geschichte, den teils realistisch anmutenden, dennoch fantastischen Umgebungen und der kleineren Party soll das Kunstwerk gelingen, sowohl die treue Fanbase als auch neue Spieler glücklich zu machen.
Die Geschichte zur Bezeichnung “Final Fantasy” hat übrigens mehr Tiefgang, als es scheint: Als der erste Teil in Entwicklung war, stand es um Square ziemlich schlecht. Die Japaner setzten alles auf eine Karte, doch die Aussichten auf Erfolg waren übel. Als Final Fantasy 1987 dann in Japan auf Famicom erschien (1990 in den USA auf NES), verkaufte es sich tatsächlich so gut, dass sich der Publisher finanziell wieder erholte. Und es markierte zugleich den Beginn einer bemerkenswerten Rollenspiel-Reihe, deren Popularität in Japan wohl nur von Dragon Quest überflügelt wird. Praktisch, dass sich dessen Erfinder – Enix – seit der Fusion im Jahre 2003 mittlerweile im selben Unternehmen befindet.
Worum geht’s?
Ihr übernehmt die Rolle von Noctis, Prinz des Königreichs Lucis. Zu Beginn der Geschichte ist dieser auf dem Weg zu seiner eigenen Hochzeit, die endlich den Frieden zwischen den beiden Reichen Lucis und Niflheim ermöglichen soll. Doch es kommt anders, und plötzlich droht ein großer Konflikt, die gesamte Welt in den Abgrund zu reißen. Begleitet von seinen drei besten Jugendfreunden, will Noctis das Schlimmste verhindern; mehr sei an dieser Stelle wegen akuter Spoiler-Gefahr nicht verraten.
Die Freunde sind ein ziemlich eingeschworener Haufen, und es wird glaubhaft vermittelt, dass sie füreinander da sind und die gemeinsame Zeit genießen. Die meisten großen Geschichten handeln von Liebe, Verrat, aber auch Freundschaft – und Final Fantasy XV ist da keine Ausnahme. Doch gerade letzterer Aspekt bekommt besonders viel Raum in dieser Erzählung: Mögen die Herausforderungen des Tages auch noch so groß gewesen, abends sitzen die Freunde stets beisammen – kochen, essen und scherzen. Dabei wirken die schwarz gekleideten Jungs zunächst ein wenig wie eine schlagkräftige Boyband; aber schon bald nimmt die Geschichte (und somit auch deren Charaktere) Fahrt auf und verhilft den vier etwas seltsamen Helden zu ordentlich Tiefgang.
Wie spielt es sich?
Der neueste Teil der Reihe kombiniert klassische Rundenkämpfe mit einem schnelleren, action-orientierten Stil, der sich in modernen JRPGs zunehmender Beliebtheit erfreut. Als Spieler habt ihr lediglich die direkte Kontrolle über Noctis, der im Gegensatz zu seinen Kollegen jederzeit seine Waffengattung wechseln kann.
Die Basics sind simpel: Ihr könnt mit nur einem Button eine Serie an Attacken auf euer Ziel loslassen – durch die unterschiedliche Ausrichtung des linken Analogsticks ändern sich Winkel und Stil eurer Angriffe. Ein anderer Button ist fürs Blocken und Ausweichen da, ein weiterer ermöglicht es, die Waffe zu schleudern und euch Richtung Feind zu katapultieren – oder aus dem Kampf zu fliehen, falls es gerade zu heftig zur Sache geht.
Die Kämpfe in Final Fantasy XV bieten sicher nicht dasselbe Maß an Kontrolle wie bei einem reinen Action-Titel, glänzen aber dennoch durch Zugänglichkeit und Rasanz, ohne ihren Anspruch zu verlieren. Im Gegenteil: Umso länger man sich mit dem System beschäftigt, desto intuitiver lassen sich damit auch gefährlichere Feinde abwehren. Und auch wer wenig bis gar keine Erfahrung mit Actionspielen besitzt, sollte ohne größere Probleme durch die Hauptstory kommen. Die wirklich harten Brocken lauern einmal mehr abseits der Trampelpfade – eine von vielen Fans liebgewonnene Serien-Tradition.
Quickie oder Langzeitbeziehung?
Final Fantasy XV ist nichts für eine schnelle Nummer zwischendurch. Stattdessen sollte man sich Zeit dafür nehmen und es wirklich ernst meinen – allein die Hauptstory beansprucht locker 50 Spielstunden. Und zusammen mit Nebenaufgaben und den großzügig gestreuten Geheimnissen plant ihr besser 100 Stunden oder mehr ein. Der Titel verlangt also Hingabe und Treue, verheißt dafür jedoch eine Menge Spaß und Abenteuer. Fair, oder?
Gefällt euch, wenn ihr…
… gern japanische Rollenspiele zockt und Gefallen an detailliert ausgearbeiteten, aber auch ziemlich abgefahrenen Charakteren findet. Die Serie polarisiert seit jeher; doch die neuen, rasanten Kämpfe könnten auch bislang hartnäckige Kostverächter zu einem Probespiel verleiten. Und es gibt Chocobos – wer mag die nicht?
Ideal, um…
…in eine fantastische Welt einzutauchen und dem grauen Alltag eine Weile zu entfliehen.
Besonderheiten:
Es ist Final Fantasy – das allein ist schon etwas Besonderes. Zudem gibt es mit dem 15. Teil nun endlich wieder ein reines Einzelspieler-Erlebnis, das der langjährigen Reihe wieder zu neuem Glanz verhelfen könnte. Immerhin bietet der Titel all die Zutaten, die schon so manch früheren Eintrag so erfolgreich machte: Story, Charaktere, Kampfsystem und Grafik sind allesamt auf einem sehr hohen Niveau.
Können meine Kinder damit spielen?
Ja, falls sie zumindest 12 Jahre alt sind. Der Gewaltgrad hält sich demnach in Grenzen, und ganz generell profitiert der Titel davon, dass er in einer ästhetischen Fantasy-Welt spielt.
Womit überrascht Final Fantasy XV?
Die größte Überraschung ist sicherlich, dass Final Fantasy XV endlich erschienen ist – nach über zehn Jahren Entwicklungszeit! Ansonsten verblüfft der Titel vor allem mit einer wunderschönen Welt, einem tollen Kampfsystem und Hauptcharakteren, die erstaunlich viel Ecken und Kanten besitzen. Es scheint, die altehrwürdige Rollenspiel-Reihe ist wieder dabei, an ihre glorreichen Zeiten anzuknüpfen. Bravo!
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