Behind the Scenes beim herannahenden, zufallsgenerierten Horror-Spiel
Ein Klischee, das sich bereits seit Jahren durchzieht: Horror ist Männer Sache. Frauen werden dabei meist als Opfer dargestellt! Jessica Chobot, ihres Zeichens Autorin bei den Zombie Studios, die derzeit eifrig an Daylight, einem Horror-Adventure für PlayStation 4 basteln, will dem Klischee ein Ende bereiten und erklärt uns hier, warum ihr in Daylight einen weiblichen Protagonisten spielt und was Jessica und Sarah (der Charakter im Spiel) gemein haben:
Jessica Chobot, von Zombie Studios:
Die Veröffentlichung von Daylight steht kurz bevor und ich will die Gelegenheit nutzen, euch ein paar Hintergründe zu unserer Protagonistin, Sarah Gwynn, zu verraten.
Es gab im wesentlichen zwei Gründe dafür, uns für einen weiblichen Hauptcharakter zu entscheiden. Zunächst mal wurde sie, während ich das Spiel schrieb, zu einer Erweiterung meiner selbst. Die Grundidee zu Dayline entstand zu High School Zeiten, als ich das urbane Leben erforscht habe. Insbesondere ein kleiner Ort in meiner kleinen Stadt in Michigan, genannt “The Sheldon Buildings” (offiziell bekannt als die Wayne County Training School for Feeble Minded Children) hat mich dabei angeregt.
Die Sheldon Buildings waren ein zerfallener Gebäudekomplex aus dem frühen 20. Jahrhundert. Verbunden wurden sie durch ein System von unterirdischen Tunneln (die inzwischen eingerissen wurden). Eine Stadt in der Stadt – die äußere Grenze der Schule wurde von einer zwei Meter hohen Mauer umgeben.
Innerhalb dieser Mauern beherbergte die Schule ein Krankenzentrum, ein gigantisches, altmodisches Theater, Schlafräume, einen innenliegenden und einen außenliegenden Pool, eigene Polizei- und Feuerwehrstationen sowie andere Gebäude und Maschinen die dazu dienten, sich komplett selbst zu versorgen.
Während meiner High School-Jahre in den 90ern bin ich oft am Hintereingang herumgeschlichen und auf einen Hügel in den Wäldern geklettert, um einen Teil der Mauer zu entdecken, der eingestürzt war. Ich wollte das Gelände betreten und nach Herzenslust erforschen (oder zumindest, bis ich vor den Polizisten, die den Bereich permanent kontrolliert haben, flüchten müsste). In Daylight ist Sarah mein Versuch, genau diesen Moment meines Lebens wieder einzufangen – der Moment, in dem es für mich absolut Sinn machte, ganz alleine durch ein verlassenes Irrenhaus zu wandern.
Der zweite Grund für einen weiblichen Charakter entstammt der Idee, dass ich ein Spiel schreiben wollte, in der der Hauptcharakter sich trotz seiner Ängste und Verwirrungen zusammenreißt. Trotz all der übermenschlichen Faktoren, die gegen sie sprechen, schafft sie es schließlich, sich nur dank ihrer Cleverness und ihrer Stärke zu retten (oder auch nicht, je nachdem wie gut ihr als Spieler seid, nehme ich an).
Die Entscheidung für Sarah fiel nicht unmittelbar. Sie war auch nicht einfach für mich. Meine größte Sorge bei einem weiblichen Hauptcharakter war, dass männliche Spieler vielleicht keine Verbindung mit ihr aufbauen können würden. Es hilft, dass Sarahs Sprechpassagen minimal gehalten sind – eine Entscheidung, die auch zum Horror-Faktor und zur Angst des Spielers beiträgt. Nichts ist weniger gruselig als die Flucht vor Dämonen während man gerade das Ohr abgekaut bekommt.
Zusätzlich wird der Spieler das Spiel immer aus Sarahs Sicht wahrnehmen. Jeder im Studio war sich einig, dass man die Dichte der Atmosphäre im Spiel erhöhen könnte, wenn man es als First-Person Titel anlegt. So würde der Spieler tatsächlich vergessen, dass er “Sarah” ist und stattdessen sein ganz persönliches Abenteuer ins Makabre unternehmen. Ein Abenteuer, das er alleine durchstehen muss, ganz gleich wie alt oder welchen Geschlechts er ist.
Auch wenn sie stark von meinen persönlichen Erfahrungen inspiriert wurde, ist Sarah keine schlecht verhüllte Videospiel-Ausgabe von mir selbst. Der Schreibprozess hat sie zu einem Teil von mir werden lassen, nicht anders herum. Wir haben absichtlich daran gearbeitet, dass ihr ihr Gesicht nicht auf reflektierenden Oberflächen oder Spiegeln sehen könnt. So können die Spieler ihre eigene Vision von sich selbst in Sarah projezieren und die Welt von Daylight als das erleben, was sie ist: Ein Zusammenschluss von verlassenen, heimgesuchten und mysteriösen Orten und Katastrophen. Tragödien, die von einer Storyline zusammengehalten werden, die euch, ob ihr wollt oder nicht, zum Tageslicht führen wird.
Wie denkt ihr über die Entscheidung der Zombie Studios? Gute Wahl, das Horror-Genre mal mit einem weiblichen Protagonisten zu versehen oder wäre Sarah Gwynn besser in einem anderen Genre aufgehoben?
Verratet es uns in den Kommentaren unten!
Kommentare sind geschlossen.
4 Kommentare
Loading More Comments