Stück für Stück zum Musikvideo-Traum
Hallo,
ich bin Kareem Ettouney, Art Director und Mitbegründer von Media Molecule. Wir können es immer noch nicht fassen: Zusammen mit Noah Cyrus haben wir ein Musikvideo veröffentlicht – und das haben wir nur Dreams zu verdanken. Zur Feier gewähren wir euch einen Blick hinter die Kulissen und zeigen, wie das Video entstanden ist.
Wir haben schon sehr lange mit Sony daran gearbeitet, aber es galt, die richtige Gelegenheit zu finden, um ein Musikvideo in Dreams zu erstellen, mit dem wir das volle Potenzial des Projekts für diese wunderbare Kunstform zeigen konnten.
Unsere PR-Leute haben sich jede Menge Lieder von allen möglichen Künstlern angehört, um genau das Passende zu finden. Letztlich erhielten wir die Möglichkeit, als Teil eines „One Sony“-Teams ein Musikvideo für den wunderschönen Song „July“ von Noah Cyrus zu erstellen.
Dabei stand die Vision von One Sony für uns im Vordergrund, bei der verschiedene Sony-Bereiche, wie etwa Sony Games, Sony Music und Sony Technology, ihr Know-how austauschen, um dieses Videoprojekt auf die Beine zu stellen.
Zuerst hatten wir die Idee, Live-Aufnahmen von Noah mit Designs aus Dreams zu mischen, allerdings haben uns die COVID-19-Lockdown-Maßnahmen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Daher entschieden wir uns für eine neue Idee und eine vollständig virtuelle Zusammenarbeit.
Der Song
Wir lieben Noah Cyrus‘ Song „July“ – er hört sich so zeitlos an und seine Melodie wirkt einfach leicht und spielerisch.
Eins war uns nach dem Hören des Songs allerdings klar: Er erzählt keine Geschichte über Freiheit oder Aufklärung, sondern er befasst sich mit inneren Konflikten. Genau das fanden wir toll, weil es eben sehr mutig ist, diese Gefühle auszudrücken, ohne am Ende eine kuschelig warme Lösung zu präsentieren. Daher entschieden wir uns, die Zuschauer auf eine visuelle Reise zu entführen, die unsere Eindrücke beim Hören des Songs wiedergeben sollte.
Das Konzept
Bereits zu Beginn hatten wir alle schon ein recht konkretes Konzept zum Video in unseren Köpfen … Unsere ersten Ideen bei der Entwicklung des Videos kamen beim Hören von „July“ wie von selbst. Zusammen mit den Ideen und Vorschlägen von Noah nahm das Projekt immer mehr Gestalt an und am Ende hatten wir ein fertiges Konzept. Wir stellten uns Noah als eine sehr detailgetreue Marmorstatue vor, die sich auf einem Sockel in einer einsamen, kalt wirkenden Galerie befindet. Von dort aus würden organische Elemente wie Berge und Wälder als visuelle Gefühle aus ihr heraus entspringen. Im Laufe des Videos würde die Kamera immer mehr von ihr wegfahren, bis sie in einem Meer aus bunten, gasförmigen Wolken verschwindet.
Für die Präsentation unseres Konzepts haben wir mit Dreams die Storyboards, Moodboards, Konzeptkunst und Animatics erstellt. In diesem Prozess konnten wir die Idee stärker ausarbeiten und es entstanden weitere Elemente, wie die Idee mit der Träne als Auslöser, die die emotionalen Bilder aus Noahs Statue freigibt. Durch eine einzelne Träne wird ein visuelles Orchester des Lebens entfacht …
Noah und die Statue
Von Anfang an war uns klar, wie wichtig es war, Noahs Ebenbild und die Stimmung des Songs einzufangen. Da wir die Statue nicht animieren wollten, war es wichtig, dass sie auch ohne Bewegung voller Leben war.
Obwohl ich schon seit unserem allerersten Prototyp vor einigen Jahren mit Dreams-Werkzeugen arbeite, war es doch eine große Herausforderung, ein menschliches Ebenbild mit seiner ganz eigenen Persönlichkeit einzufangen. Das ist generell eine der schwersten Zielsetzungen in der Kunst, egal mit welchem Medium!
Aber mit den einzigartigen Modellierwerkzeugen von Dreams kann man sich als Künstler voll und ganz auf die Gestaltung konzentrieren, ohne allzu viel Zeit mit der Handhabung von komplexen, verschachtelten Benutzeroberflächen zu verschwenden. Noahs Haare habe ich mit einer meiner Lieblingsfunktionen im Modelliermodus erstellt, und zwar mit „Oberfläche einrasten“. Gleichzeitig habe ich es mit dem Kurven-Werkzeug verwischt. Das ist eine fast schon therapeutische Tätigkeit.
Noahs Referenzfotos für diese Arbeit haben uns außerdem zu neuen Elementen inspiriert – der Schmetterling, den wir zu Beginn einsetzen, bezieht sich auf ihre Tattoos und soll die Aufmerksamkeit der Zuschauer direkt auf die Szene lenken.
Alles in allem muss ich sagen, dass die Statue von Noah mittlerweile zu meinen Lieblingskreationen in Dreams gehört.
Die emotionalen Landschaften
Die emotionalen Landschaften, die um Noahs Statue herum wachsen, sind angelehnt an Wasserfälle, Salzberge in Island und Pareidolien (dem Wiedererkennen von etwas Vertrautem in etwas Unerwartetem). Als wir erfuhren, dass Noah diesen Song auf Bali geschrieben hatte, schien es nur folgerichtig zu sein, das Design unserer Landschaften den indonesischen Bergen des sogenannten Pazifischen Feuerrings anzupassen, die im Hintergrund die Landschaft dominieren.
Dabei haben wir mit den Größenordnungen experimentiert und alles im Vergleich zu Noah klein belassen, damit sie am Ende zu dieser riesigen, bedrohlichen Figur in der sich verändernden Landschaft wird. In der Szene verstreut befinden sich diese „Pareidolien“. Sie sollen die verschiedenen Seiten von Noah innerhalb der Beziehung im Song widerspiegeln. Ich habe mir sehr viel Mühe gemacht, sie in die Landschaft einzubauen und sie im Laufe des Videos visuell mit Noah in Verbindung zu setzen. In diesem hier habe ich – als kleine Anspielung – versucht, die Krone aus Noahs Fotovorlage mit Nadelbäumen nachzubauen, um die Größenverhältnisse zu betonen. Wir haben diese Elemente in einem warmen Farbschema ausgeleuchtet, damit sie im Kontrast zur eher natürlich beleuchtetet Landschaft hervorstechen und ihren eigenen visuellen Charakter erhalten.
Gegen Ende des Videos haben wir Feuer eingesetzt, das auf Noah übergreift, um so ihre internen Konflikte visuell darzustellen. Es geht noch weiter: Die Schönheit und die Wunder, die um sie herum gewachsen sind, stecken immer noch voller Traurigkeit und Aufruhr.
Und während wir aus der Galerie herausfahren, übernehmen Feuer und Rauch die Kontrolle.
„You remind me every day I’m not enough but I still stay“
Das Element treibt ab und wird zu einem Stern, umgeben von Millionen von anderen Sternen.
Wir stellen uns vor, dass jeder einzelne Stern ein Element voll von Noahs Gefühlen ist, eine zusammengepackte Erfahrung, die in der Leere des Weltalls vor sich hintreibt, immer in uns, aber nicht immer bereit, gefunden zu werden.
Diese Weite und Einsamkeit passt perfekt zu der wunderschönen Bildsprache, die uns den Song auch noch lange nach dem Ende des Films in unser Gedächtnis einprägt … und wir erkennen, dass all diese Sterne andere Gefühle von Noah sein müssen, die nach und nach im Nichts verschwinden. Dieser letzte Akt im Video entstand erst in einer späteren Phase durch Anregungen von Noah. Sie wollte, dass dieses Video einen Bezug zu ihrer generellen „Ende von allem“-Thematik in ihren Werken herstellt.
Dreams-Partner-Werkzeuge
Um an diesem Projekt gemeinsam, aber doch dezentral zu arbeiten, haben wir viele Partner-Funktionen von Dreams genutzt. Schließlich wurde an diesem Projekt über verschiedene Fachgebiete und sogar Ländergrenzen hinweg zusammengearbeitet. Noah war beispielsweise in den USA, während Martin Nebelong, einer unserer freien Mitarbeiter und ein überaus talentiertes Mitglied der Dreams-Community, in Dänemark gearbeitet hat. Das Mm-Team – Anthony, Pablo, Suzy und ich – hat seinen Sitz im Vereinigten Königreich.
Einer der stärksten Vorteile der Dreams-Werkzeuge ist, dass es einfacher und schneller ist, mit ihnen 3D-Elemente zu erstellen, als erst ein digitales Konzept auszuarbeiten. Die Schnelligkeit der 3D-Erstellung hat es Anthony, unserem Video Director ermöglicht, filmische Ideen zu entwickeln, während Pablo, unser Animator, sich mit dem Material zeitgleich Gedanken über die Animation der Elemente machen konnte. Und das alles in einem sehr frühen Stadium der Entwicklung, wodurch die Methoden für Konzept, Previsualisierung und die endgültige Entwicklungsphase perfekt ineinandergriffen.
Mit der „Partner“-Funktion könnt ihr ein Team von Dreams-Benutzern zusammenstellen, um gemeinsam und privat an Inhalten zu arbeiten, die nur für das Team sichtbar sind.
Wir haben unsere gesamten Arbeiten in „Sammlungen“, eines unserer Features im Spiel, zusammengestellt. Auf diese Weise konnten wir die ganze Arbeit an diesem Video an einem Ort versammeln.
Wir hoffen, dass euch das Video gefällt und euch seine Entstehungsgeschichte interessiert hat. Und wie immer freuen wir uns darauf, eure Dreams-Kreationen zu bewundern.
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