Werdet zum Anführer Theater spielernder Mechapilotinnen im Kampf gegen das Böse!
In Japan ist das Sakura Wars schon seit Jahren ein riesiger Hype. Wen wundert’s – gut aussehende Charaktere, ein umfangreiches Franchise-Universum mit zahlreichen Geschichten und Mechas sind ein bewährtes Erfolgsrezept. Am 28. April 2020 erscheint auch hierzulande der dazu passende PS4-Titel Sakura Wars und macht euch zum Leiter einer kämpfenden Theatergruppe. Wie das zusammenpasst, habe ich mir etwas genauer angesehen.
Mechas + Theater = Sakura Wars
Tokio, in einer imperialen Version der 1940er jahre: Als erfolgreicher Marinesoldat werdet ihr an ein Theater in Tokio versetzt, in dem ihr die legendäre Blumendivision anführen sollt. Welch Ehre! Zuvor hat euch allerdings niemand gesagt, dass das Ansehen der einst glorreichen Gruppe nicht nur bröckelt, sondern stark beschädigt ist. Fehlende Mittel, sei es personell, qualitativ und auch finanziell, machen der Division große Probleme.
Es ist nun an euch als Chef der Kaiserlichen Kampftruppe dafür zu sorgen, dass die Blumendivision mehr Ansehen in der Bevölkerung genießt. Dazu müsst ihr, wie sollte es auch anders sein, im Theater hochwertige Stücke aufführen, um möglichst viele Menschen anzuziehen.
Doch das sind nicht eure einzigen Probleme: Bösartige Aliens und Roboter greifen eure Welt an! Obwohl die finanziellen Mittel eher beschränkt sind und eure Mechas gefühlt aus dem letzten Jahrhundert stammen, müsst ihr all euer Können aufbringen, um die Angreifer zu stoppen.
Wann ihr euch ins Kampfgetümmel stürzt, schreibt das Spiel vor. Mit einer kleinen Sequenz wird, zumindest in den ersten Kapiteln, der Kampf-Part eingeläutet und ihr schwingt euch automatisch und euren dampfbetriebenen Mechasuit.
An sich teilweise wiederholenden Schauplätzen schießt, springt und boxt ihr euch in euren Anzügen durch Gegnerwellen, bis der große Boss am Ende besiegt ist. Die Steuerung ist dank weniger Tasten und überschaubarer Kombos zumindest während meiner Preview-Session einfach und zugänglich.
Schlüpft ihr gerade nicht in euren Mecha, müsst ihr der Kaiserlichen Kampftruppe im Theater zum Erfolg verhelfen. Anstatt glorreiche Anführer-Aufgaben zu übernehmen, werden euch allerdings vermehrt Hilfsarbeiten wie Promotion im Elefanten-Kostüm oder Einlasskontrolle übertragen.
Zudem müssen die unterschiedlichen Charaktere der Blumendivision gebändigt werden, um ihre Gunst zu erlangen. Je mehr die Damen euch mögen, desto höher ist ihre Moral auf dem Schlachtfeld. Um das zu erreichen, nutzt ist das dynamische LIPS-Dialogsystem, das als Markenzeichen des Franchises gilt. Viele Gespräche könnt ihr damit direkt beeinflussen, indem ihr aus unterschiedlichen Antworten eine auswählt. Wie das am Ende bei euren Teammitgliedern ankommt, müsst ihr Stück für Stück lernen und ausprobieren.
Tête-a-Tête
Nach gut 2-3 Spielstunden kommt es, wenn ihr das wollt, zum ersten Tête-a-Tête mit Sakura. In ihrem Zimmer wartend ist eure Jugendfreundin wegen ihrer Karriere ziemlich niedergeschlagen, doch nach ein bisschen Smalltalk wird es schnell rosig zwischen euch. Sakura kommt euch ganz nah, der Bildschirm färbt sich pink und ihr könnt verschiedene Aktionen mit ihrem Gesicht durchführen. – Klingt komisch, ist aber so!
Streicht ihr durch das Haar, macht Sakura schmalzige Komplimente und versucht euer Glück mit einem Kuss – bei mir hat es leider nicht geklappt! Und das, obwohl ich ihr vorgeschlagen habe ein Pärchen zu sein, Frechheit! Glücklicherweise gibt es ja noch mehr Damen in der Division, sodass ich mein Glück später einfach woanders versuche..!
Grafik und Darstellung
Was mich verrückt gemacht und gleichzeitig fasziniert hat, ist die Grafik von Sakura Wars. Sie ist nicht außergewöhnlich gut oder schlecht, dafür aber unglaublich wandelbar. Kämpft ihr gerade auf dem Schlachtfeld in eurem Anzug und bekommt die Einblendungen der Charaktere, wirkt es ein bisschen wie im Anime Candidate for Goddess. Kennt das eigentlich noch jemand?
Beim Spielen selbst wechselt ihr in eine solide Anime-Grafik, die sich auch recht plastisch darstellt. Einige Zwischensequenzen zeigen einen deutlich gezeichneten Anime-Stil, während die richtigen Cut-Scenes komplett am PC animiert und modelliert aussehen.
Auch fallen oft große Unterschiede zwischen den Charakteren auf: So sind die Protagonistinnen meist besonders aufwendig dargestellt, die rechte Hand der Chefin hingegen völlig platt, detaillos und sogar leicht verwaschen. Ich möchte das gar nicht als negativen Punkt anmerken, denn so wird das Zusehen der zahlreichen Sequenzen und Unterhaltungen zumindest nie langweilig.
Erster Eindruck
Sakura Wars ist ein Reboot des bereits 2005 erschienen Originals, das es zuvor nicht nach Europa geschafft hat. Bisher ist das gesamte Franchise hier kaum, bis gar nicht bekannt. Mit einer Überarbeitung des Kampfsystems von Taktik zu Echtzeit-Action möchte man die Spieler heute auf der ganzen Welt begeistern.
Dank des LIPS-Gesprächsmodells hatte ich jederzeit das Gefühl, die Kontrolle über die Situation zu haben. Auch, wenn manchmal nicht ganz klar ist, in welcher Betonung die Antwort ausgesprochen wird und ob sie vielleicht sogar sarkastisch gemeint ist. Dass bei der Auswahl einzelnen Antworten ein Timer läuft, stresst am Anfang ein wenig, hilft aber dabei, Entscheidungen aus dem Bauch heraus zu treffen.
Die Gespräche allein machen zeitweise den Anschein, dass man eine Visual Novel spielt. Doch kurz bevor es zäh werden kann, wird die Blumendivision zu einem neuen Einsatz auf dem Kampffeld gerufen. Die Mischung zwischen langen Dialogen und Kämpfen macht es so spannend! Klicke ich hier und da über ein Gespräch hinweg, ärgert es mich im nächsten Moment, da die Story plötzlich wieder Fahrt aufnimmt und super spannend wird.
Ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten, aber eines sei gesagt: Wenn innerhalb eurer ersten Stunden in Tokio zu den coolen Mechas ein Elefantenkostüm, ein Ninja und eine europäische Hexe hinzukommen, kann im Verlauf der Geschichte wirklich alles passieren. Sakura Wars hat mich positiv überrascht – ich will mehr über die verrückte Geschichte erfahren!
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