Brecht in diesem Adventure aus dem tristen Dasein als Zahnrad aus und entdeckt die Farben des Lebens wieder!
Grundsätzlich sollen uns Videospiele unterhalten, doch das Medium hat längst einen großen Schritt in der Art der Unterhaltung getan und viele Entwickler schrecken nicht mehr davor zurück, mit ihren Werken Statements zu diversen Umständen in unserer Gesellschaft zu setzen.
Auch das norwegische Studio Krillbite hat einen Hang zur Verarbeitung sozialkritischer Themen in ihren Titeln, wie z.B. in ihrem letzten Werk Among the Sleep. In ihrem aktuellen Projekt, dessen Ursprung auf dem Arbeitsweg während der Crunch Time von Among the Sleep zurückreicht, greifen die Entwickler den aktuellen Trott unseres Lebens auf und verpacken das Ganze in einer dystopischen Zukunftsvision.
“Die Idee für Mosaic kam unserem Creative Director während er auf dem Weg zur Arbeit war und damit begonnen hat, die Leute um ihn herum zu beobachten, anstatt in sein Mobiltelefon zu starren. Dabei fiel ihm auf, dass kaum jemand glücklich zu sein schien,” erklärt uns CEO Jon Cato.
Aus dieser Beobachtung formte sich nach dem Release von Among the Sleep sehr bald ein konkretes Konzept, das in den folgenden drei Jahren zu einem spannenden Adventure werden sollte.
Gegen das System
In Mosaic schlüpft ihr in die Rolle eines Systemadministrators, der Tag ein, Tag aus mit hunderten anderer Menschen jeden Morgen aus seinem Wohnkomplex Richtung U-Bahn stapft, in die Arbeit fährt, Codes bearbeitet und mehr Zeit mit seinem Mobiltelefon verbringt, als mit seinen Mitmenschen.
Minimale Interaktion ist allerdings vom Überwachungsstaat gewünscht und wer sich nicht an den Tagesablauf hält, wird bald mittels Überwachungs-App ermahnt! So gehen eure tristen Tage — Grau in Grau gehalten — von Statten, bis ihr euch eines Tages fragt, was wohl passieren würde, wenn ihr statt zu eurer Station zu wandern, einfach in die andere Richtung geht.
“In unserem Spiel wird der Spieler dafür belohnt, aus dem Hamsterrad auszubrechen, die Welt zu erkunden und das Geheimnis des Systems zu ergründen.”
Und so begebt ihr euch auf ein spannendes Abenteuer, auf der Suche nach Freude, zwischenmenschlichen Beziehungen und einem Weg aus dem System zu entkommen.
Die Kunst der farblichen Akzente
Dabei startet ihr mit kleinen Dingen, wie z.B. einer Katze vom Baum zu helfen oder einen Schmetterling — der eigentlich ein Tagtraum des Protagonisten ist — in einem Minigame unbeschadet durch eine Baustelle zu steuern.
Die wahre Magie dieser Szenen liegt allerdings in Krillbrites meisterhaftem Einsatz von Farben und Perspektiven, der uns auf der diesjährigen gamescom nach wenigen Minuten in stilles Staunen versetzt. Beschreiten wir den Weg in die entgegen gesetzte Richtung der Menschenmasse, erstrahlt das Bild plötzlich in warmen, freundlichen Farben und das urbane Grau weicht einem Ausblick auf grüne Hügel und der aufgehenden Sonne. Während des Tagtraums mit dem Schmetterling können wir unser Alter Ego dabei beobachten, wie er im Hintergrund wandernd dem Schmetterling auf seinem Weg verfolgt.
Und kein Versuch unsere Gesellschaft einzufangen, wäre komplett, ohne das wir nicht zu fast allen Zeiten unser Mobiltelefon zücken können. Auf dem Mobiltelefon findet sich sogar eine Spiele-App, mit der wir ein Clicker-Game spielen können, während wir auf dem Weg zur Arbeit sind. (Sogar mit In App-Käufen für Boosts!) Und auch hier schlägt die geniale Subtilität der Entwickler zu, denn je länger ihr mit eurem Mobiltelefon verbringt, desto mehr verschwimmt die Welt um euch herum. Beinahe so, wie im echten Leben!
Leider konnten wir nur knappe zwanzig Minuten mit Mosaic verbringen und müssen uns nun bis zum Sommer 2019 gedulden, bis wir uns wieder in die farbenfrohe Rebellion gegen das System stürzen, die wir allerdings jetzt schon wärmstens jedem empfehlen können, der Indie-Games mit smarten Statements etwas abgewinnen kann.
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