Wie ein mutiges Rennspiel den Grundstein für eine legendäre Spieleserie legte
Stefan Freundorfer, freier Redakteur:
Mit Gran Turismo machen der passionierte Entwickler (und später nicht weniger leidenschaftliche Rennfahrer) Kazunori Yamauchi und PlayStation-Hersteller Sony der Spielerwelt einen Tag vor Weihnachten 1997 ein Geschenk, das diese bis heute in Ehren hält. Der laut Untertitel “wahre Fahrsimulator” ist zu diesem Zeitpunkt das realistischste Rennspiel, das man auf einer Videospielkonsole erleben kann – und sicher auch das herausforderndste und motivierendste.
Fünf Jahre arbeiten Yamauchi und seine Kollegen von Polyphony Digital unter Volldampf an der Entwicklung ihres Rennspieltraums, den sie schon mit den beiden Motor Toon Grand Prix-Spielen, die 1994 und 1996 in Japan erscheinen, zu verwirklichen beginnen. Trotz Comic-Optik besitzen die PSone-Funracer eine glaubhafte Fahrphysik, die schließlich eines der Markenzeichen von Gran Turismo werden soll.
Lizenz zum Fahren
Die PSone holt in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre das Videospielhobby aus dem Kinderzimmer, macht es cool und erwachsen – und einen gewaltigen Anteil daran hat Gran Turismo, das mit Dutzenden lizenzierten und spektakulär inszenierten Fahrzeugen TV-nahen Rennsport-Realismus auf den Bildschirm bringt. Aber die Simulation ist auch ganz schön anspruchsvoll, erwartet Können und Leidenschaft vom Spieler. Schon der Arcade-Modus verlangt viel Geschick, in der Karriere-Variante muss zusätzlich Durchhaltevermögen und Frusttoleranz bewiesen werden.
Bevor sich die hoch dotierten Wettbewerbe in Angriff nehmen lassen, wollen nämlich erst knallharte Lizenzprüfungen bestanden werden. Die vermitteln zwar wichtige Grundlagen des Rennfahrens, erwarten aber auch Höchstleistungen vom Spieler, die sich nur mit Naturtalent oder ausgiebigem Üben abliefern lassen. Die Belohnung für die Mühen strotzt vor Pferdestärken: In zahllosen Events verdiente Credits dürfen in immer mehr traumhafte Karossen investiert werden, die virtuelle Garage füllt sich in Dutzenden Spielstunden mit jeder Menge hochglanz-poliertem Blech aus japanischer, britischer und nordamerikanischer Fertigung.
Beginn einer langen Freundschaft
Knapp elf Millionen Mal verkauft sich das erste Gran Turismo, das zum populärsten Spiel der PSone wird und die Basis legt für eine der wichtigsten PlayStation-exklusiven Marken. Der große Erfolg des Spiels verbannt die Entwickler rasch wieder an ihre Schreibtische: Knapp zwei Jahre später liefern sie einen Nachfolger, bei dem ein bisschen an der (sowieso schon außergewöhnlich hohen) Qualität und umso mehr an der Quantität gefeilt wird.
Die Autohersteller vergeben nur allzu gerne ihre Lizenzen: Gran Turismo 2 erhöht die Zahl der Fahrzeuge von rund 180 auf 650, knapp 50 Marken sind im Spiel zu finden und zu fahren – diesmal gibt’s auch Blech und PS aus deutscher, italienischer und französischer Fertigung. Doch während PSone-Spieler sich monatelang in das zweite Gran Turismo knien, arbeiten Polyphony Digital schon an der nächsten Rennspielgeneration: Gran Turismo 3 A-Spec für die PlayStation 2, das sich ab 2001 gleich noch fünf Millionen Mal besser als der legendäre Erstling verkauft.
Und so geht es all die Jahre weiter, bis zum heutigen Tag, an dem die jüngste Episode der vor 20 Jahren so erfolgreich gestarteten Rennspielserie langsam an den Start rollt. Gran Turismo Sport wird die Serie in unvergleichlicher Optik (und sogar in VR) in die nächste Generation führen und zeigen, wie weit sie seit ihrem glorreichen Debüt gekommen ist. Und wer sich zuvor kurz nochmal an die heißesten Rennen der 1990er-Jahre zurückerinnern will, kann das mit unserem exklusiven Gran Turismo-Retrovideo tun!
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