Hetzt gefährliche Bestien gegeneinander auf oder freundet euch mit ihnen an – in einem einzigartigen, lebendigen Ökosystem.
Joar Jakobsson, Künstler und Programmierer, Videocult:
Rain World ist eine dunkle, nasskalte und schmutzige Landschaft. Es scheint sich um eine einst industrielle Umgebung gehandelt zu haben, jedoch zerfällt sie unter vernichtendem Regen, der stark genug ist, die Knochen jeder Kreatur zu zermalmen, die von ihm erwischt wird. Man spielt als kleines Tier namens „Slugcat” – eine flinke und clevere Kreatur, die jedoch in Bezug auf rohe Kraft dramatisch unterlegen ist, wenn man sie mit … nun, quasi allen anderen Kreaturen vergleicht, die sich in den tropfenden Ruinen um euch herum aufhalten.
Mit Rain World machen wir viele Dinge anders, als es die Standards in Videospielen vorgeben. Wir haben eine Simulation einer Art lebendigem Ökosystem erschaffen, das fast schon ein Spiel für sich darstellt. Darin existieren Kreaturen unabhängig vom Spieler und durchstreifen die Welt autonom auf der Suche nach Nahrung und einem Unterschlupf.
Die glitschigen Neoneidechsen, auf die man trifft, haben extrem gefährliche Klauen und Zähne, sind jedoch auch Individuen, die lernen können, den Spieler wiederzuerkennen. Die gewaltigen Geier, die von oben herabstürzen, sind gnadenlose Jäger, die sowohl Eidechsen als auch Slugcats zu ihrer Beute zählen. Jedoch sind sie keine stumpfsinnigen Jagdmaschinen – wenn ihr es euch mit einem von ihnen verscherzt, kann er sich dazu entscheiden, euch nachzustellen, sodass ihr nie wieder unbekümmert unter offenem Himmel herumlaufen könnt, ohne einen besorgten Blick nach oben zu werfen. Die schmuddeligen Aasfresser, die sich durch die Müllhaufen wühlen, sind misstrauisch und gefährlich. Wenn ihr jedoch einen von ihnen vor dem Schnabel eines Geiers rettet, könntet ihr einen neuen Freund gewinnen – und schließlich sogar das Vertrauen des gesamten Rudels.
Wenn ihr als Slugcat spielt, seid ihr kein mächtiger Held, der seine Feinde niedermäht. Stattdessen seid ihr ein ziemlich unbedeutender Bewohner in einer großen und chaotischen Nahrungskette. In Spielen ist es oft so, dass einem Elemente, die einen behindern, in gewisser Weise entgegenkommen – nämlich als Hindernisse, die es zu bewältigen gilt. Wir wollten ein Erlebnis schaffen, in welchem die Welt und ihre Bewohner dem Spieler keine Sonderbehandlung zukommen lassen. Als Protagonist hat man es nicht leichter als irgendeine der anderen Kreaturen. Doch zur eigenen Überraschung könnte man von einer furchterregenden Bestie einfach ignoriert werden, da man für sie nicht den größten Leckerbissen darstellt!
Was Slugcat jedoch von den anderen unterscheidet, ist seine Cleverness. Man ist eine ausgefuchste und clevere kleine Kreatur, die Wissen über andere Kreaturen und ihr Verhalten wie etwa ihr Jagdverhalten oder ihre Vorlieben bei der Beute sammelt. Ihr könnt lernen, sie auszutricksen, oder sie gegeneinander auszuspielen. Ihr habt keine Werte, die ihr steigern könnt, und erhaltet auch keine Ausrüstung. Das Einzige, was ihr sammelt, ist Wissen, mit dem ihr das zuvor unüberwindbare Hindernis nun endlich bewältigen könnt.
Wenn ihr euch versteckt, könnt ihr verschiedene Szenen beobachten; der mächtige Leviathan, der aus der Tiefe emporsteigt, um sich an herumhastenden Froschdorschen zu laben, oder konkurrierende Eidechsen, die um Territorium kämpfen, bis die unterlegene aufgibt und verschwindet. Wählt den richtigen Augenblick, um in Erscheinung zu treten oder einzugreifen, um nicht gefressen zu werden und weitermachen zu können.
Das Überleben und die Erkundung sind die Hauptziele für Slugcat. Jedoch spielt sich der Kampf ums Überleben vor dem Hintergrund von etwas Größeren ab – Gebäude und Maschinen, die von jemandem erschaffen wurden, der deutlich erfindungsreicher als die Tiere war, die sie jetzt bewohnen. Slugcat ist intelligent genug, um die Vermutung zu haben, dass die rostigen Maschinen einst einen Zweck erfüllt haben müssen, jedoch ist ein völliges Verständnis nicht im Bereich des Möglichen. Es gibt Verbindungen zwischen dem alten Metall, den eigenartigen Symbolen, dem Regen, den seltsamen Träumen und den gewaltigen Gebäuden, die über allem ragen.
Die Antworten auf diese Geheimnisse können nur annähernd erahnt werden, denn jeder Tag wird zunächst vom Pragmatismus bestimmt; ihr müsst etwas essen und vermeiden, selbst gefressen zu werden. Doch wer weiß, vielleicht können diejenigen, die die Kunst des Überlebens meistern, einen Blick auf das größere Ganze erhaschen …
Bitte zögert nicht, uns eure Fragen in den Kommentaren zu stellen. Wir werden bestmöglich antworten, ohne dabei Spoiler zu verraten!
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