Geheimnisse, Drama, übersinnliche Fähigkeiten: Warum euch die Abenteuer von Maxine Caulfield garantiert packen werden.
Ein junges Mädchen kämpft sich durch den Wald. Sie kann in der Dunkelheit kaum ihre eigene Hand vor Augen sehen und der Wind tobt in den Baumkronen. Nach einiger Zeit kommt sie zu einer Klippe mit einem einsamen Leuchtturm und erblickt auf dem Meer einen gigantischen Wirbelsturm, der auf die Küste zuhält. Die Naturgewalt ist so groß, dass ein Boot aus dem Wasser emporgehoben und wie ein Spielzeug gegen den Leuchtturm geschleudert wird. Steine und Bootstrümmer fallen vom Himmel, genau auf das Mädchen zu. Schnitt. Maxine Caulfield, die Hauptperson des spannenden Episodentitels „Life Is Strange”, schreckt aus ihrem Tagtraum auf. Sie befindet sich nicht in tödlicher Gefahr, sondern in ihrer Schulklasse an der Blackwell Academy. Nach vielen Jahren in Seattle, ist sie erst wieder vor kurzem in ihre Heimatstadt Arcadia Bay zurückgekehrt und hat ein Studium der Fotografie begonnen.
Ach, könnte ich doch nur die Zeit zurückdrehen
Der stürmische Ausflug ist aber nur ein Vorgeschmack auf die Ereignisse, die Max an diesem Tag erleben wird. Als sie kurze Zeit später auf der Toilette unfreiwillig Zeuge einer Auseinandersetzung wird, ändert sich ihr ganzes Leben schlagartig. Ein Junge und ein Mädchen geraten in einen Streit. Max hört aus einem Versteck nur Worte wie Drogen und Erpressung, dann fällt ein Schuss, der das Mädchen tötet. Das aufkommende Entsetzen und ihre Angst lösen eine übersinnliche Kraft in ihr aus und sie lässt die Zeit rückwärts laufen. Max befindet sich wieder in der Klasse, Minuten bevor sie den Mord miterlebt hat. An dieser Stelle setzt das Spiel des französischen Entwicklerstudios „Dontnod Entertainment” („Remember Me”) richtig ein und stellt euch vor eure erste Aufgabe. Der Mord muss verhindert werden, aber wie? Ihr eilt zur Schultoilette und sucht nach einer Möglichkeit. Natürlich, während des Streits den Feueralarm auslösen, das ist die Lösung. Aber gerade als ihr den rettenden Alarmknopf drücken wollt, teilt euch das Spiel mit, das ihr einen Hammer braucht, um das Sicherheitsglas zu zerschlagen. Während ihr den sucht, fällt der Schuss. Schade. Also wieder die Zeit zurück drehen und erst mal das Werkzeug suchen. Den Hammer findet ihr nun, löst den Alarm aus und rettet erstmals die Situation.
Kleine Taten, große Auswirkungen: Der Butterfly Effekt
Das originelle Spielprinzip erlaubt es euch, nicht nur in Schlüsselszenen die Zeit im schnellen Rücklauf zurückzudrehen, sondern sorgt auch in Dialogen für zusätzliche Optionen. Um das Geheimnis eurer Kräfte und den seltsamen Vorkommnissen in Arcadia Bay auf die Spur zu kommen, ist einiges an Detektivarbeit nötig. Ihr trefft auf etliche Personen mit denen ihr euch unterhalten könnt, und in dem ihr einfach ein Gespräch noch mal von vorne beginnen lasst, stehen euch zusätzliche Fragen zur Verfügung. Habt ihr eine Aktion durchgeführt, die später eine erhebliche Auswirkung auf die Geschichte hat, wird euch das deutlich mitgeteilt. Das können klar erkennbare Situationen sein, wenn ihr beispielsweise einer Mitschülerin gegen den frauenfeindlichen Sicherheitsmann des Campus helft, der euch danach als Feindin betrachtet, aber auch erstmal nur vermeintliche Kleinigkeiten. Was zum Beispiel sollte das Wässern eurer Zimmerpflanze schon später einmal bewirken?Der Butterfly-Effekt macht das Spiel absolut unberechenbar.
Das werden ihr wohl in einer der nächsten Episoden erfahren. Denn dank des Butterfly Effekts, welcher besagt das selbst kleine Aktionen in der Zukunft erhebliche Auswirkungen haben können, ist das Spiel vor allem eines: Absolut nicht berechenbar. Und das macht einen großen Reiz aus, sich mit jeder vermeintlichen Kleinigkeit ausgiebig zu beschäftigen.
Nehmt euch Zeit
Die Entwickler von „Life Is Strange” veröffentlichen ihr Spiel in fünf Episoden. Am 30. Januar erscheint die Erste, alle sechs Wochen folgt die Fortsetzung. Das Spiel nimmt sich Zeit die Geschichte zu entwickeln, setzt euch nicht unter Druck.
Und das erste Kapitel des Mystery-Adventures macht Lust auf mehr: Clever führen die Spielemacher die Hauptpersonen Max und Chloe, Max Freundin aus Kindertagen, in das Geschehen ein. Zahlreiche Nebencharaktere wie Chloes aggressiver Stiefvater, sich seltsam verhaltene Mitschüler und ein verzogener Sohn aus reichem Hause, reichern die Geschichte um Max seltsame Kräfte und das mysteriöse Verschwinden der Studentin Rachel Amber mit erzählerischer Tiefe an. Die erste Episode nimmt sich Zeit die Story zu entwickeln, setzt euch nicht unter Druck. Entspannt könnt ihr dem größtenteils eigens für das Spiel komponierten Soundtrack lauschen und dabei eure Überlegungen anstellen. Eilt ihr durch die Schlüsselszenen, werdet ihr nach etwa zwei Stunden den Abspann und eine Zusammenfassung eurer Entscheidungen sehen. Bleibt dann aber noch unbedingt dran, es folgt ganz zum Schluss noch ein kurzer Ausblick auf die zweite Episode. Nehmt ihr euch aber die Zeit und geht alle Dialogoptionen durch, spult immer wieder die Zeit zurück, um zu sehen wie sich eine andere Entscheidung, zumindest kurzfristig, auswirkt und lest jede Notiz und Plakat das ihr findet, verdoppelt sich der Zeitaufwand. Eine lohnende Investition.
Kommentare sind geschlossen.
16 Kommentare
Loading More Comments