Was assoziieren wir mit Regen? Er ist nass, meist kalt. Er ruiniert Sommerfeste die wir unter freiem Himmel verbringen wollen, lässt Flüsse überlaufen. Oder gehen wir es anders an: Er besteht aus Wasser, dem Grundbaustein des Lebens, tränkt unsere Felder und gibt uns Nahrung.
Man merkt schon: Es ist ein vielschichtiges Thema das sich die Entwickler von SCEI Japan und von Studio Acquire für ihren neuen PlayStation 3-Titel Rain vorgenommen haben (wer noch nicht genau weiß, um welches Spiel es sich handelt, sollte sich diesen Artikel mal durchlesen). Dabei spielt das Naturphänomen eigentlich nur eine unterstützende Rolle. Die Hauptrolle übernimmt ein kleiner Junge den wir im Spiel überhaupt nicht sehen können. Er ist nämlich unsichtbar.
Dieser ungewöhnliche Kniff birgt einige interessante Konsequenzen für das Gameplay: Den Umstand, dass wir unseren spielbaren Charakter in einem Third-Person Adventure nicht sehen können, kennen wir eigentlich nur aus besonders unangenehmen Glitches – bei Rain wurde es zum zentralen Konzept des Spiels gemacht.
Unsere einzige Chance, zumindest die Umrisse der Spielfigur zu erkennen, besteht nämlich darin, durch den Regen zu laufen und die Wassertropfen an unserer Oberfläche abprallen zu lassen. Doch fangen wir am Anfang an: Wir befinden uns in einer menschenleeren Stadt, es ist Nacht und es regnet unnachgiebig. Ein Zauber lässt unseren Protagonisten unsichtbar werden, aber nicht nur das: Wir entdecken auch ein Mädchen, ebenfalls unsichtbar. Unserer ersten Eingebung folgend laufen wir ihr hinterher. Sie scheint uns nicht zu bemerken und läuft weg.
So weit, so einfach. Dann kommen die Monster. Zugegeben: Das stimmungsvolle Setting mit seiner beklemmenden und zugleich lieblichen Atmosphäre lädt zum Aufsaugen ein und wäre schon für sich genommen eine Reise wert. Weil Rain aber ein Videospiel und keine Kunst-Installation ist, müssen irgendwann spielerische Hindernisse hinzukommen. Dabei vermuten wir, dass die Gegner durchaus gruselig aussehen. Wissen können wir es nicht, denn genauso wie bei den Charakteren, sind auch die Monster unsichtbar und nur im Regen zu erkennen.
Dabei stellen sie den Spieler vor eine schwierige Entscheidung: Unsere Feinde können uns ebenfalls nur sehen, wenn wir im vom himmlischen Nass begossen werden. Verlassen wir den Regen weil wir uns zum Beispiel unter einem Vordach unterstellen, wissen wir zwar nicht mehr, wo wir genau sind, die Monster aber eben auch nicht.
Dieser innovative Gameplay-Ansatz wird von einem hochklassigen Art Design eingerahmt. Gleichzeitig auf der Flucht und auf der Jagd erforschen wir die eindrucksvoll gestaltete Stadt, besuchen Kirchen, alte Fabriken, das Stadtzentrum und die Abwässerkanäle. Das Feeling, das dabei entsteht, lässt sich wohl am ehesten mit thatgamecompanys Werken wie Journey oder Flower vergleichen. Es ist einer dieser PlayStation 3-Titel, an die man sich erinnern wird, mit denen man immer sofort ein ganz einzigartiges Gefühl verbinden kann – kurzum: Eine Erfahrung die heraussticht.
Rain erscheint am 2. Oktober im PlayStation Network.
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